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Wie verarbeitest Du enttäuschende Niederlagen?

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(jh) Zurückgehend auf unseren letzten Jahrespoll widmen wir uns diesmal in einem Sonderbeitrag der Problematik, wie wir mit dem Zustand klarkommen, nachdem die Eintracht eine Pleite erlebt hat. Ausgehend von einem Sonntag als Spieltag beschreibt Dennis Weller (Obersulm-Eschenau) seine Zustandsveränderung in der Woche nach einem "Sonntagsfiasko" wie folgt: "Montags hasse ich elf Spieler, Trainer, Gegner und überhaupt alle. Es hilft nur Alkohol :-). Dienstags nur noch ca. sieben bis neun Spieler. Mittwochs sind es noch maximal drei bis fünf Spieler. Donnerstags denke ich dann, dass es bestimmt nur ein Ausrutscher war und dass die nächste Partie in jedem Fall besser wird. Freitags freue ich mich auf das Wochenende und natürlich auf die magische SGE. Samstags ist die Vorfreude grenzenlos, und man saugt alles für die Partie auf und richtet die "Rituale" hin. Sonntags .... einfach nur kribbeln. Montags: Same procedere as every Monday :-)."

"Alkohol ist keine Lösung", ist man versucht, zuzurufen. Denn den Antworten der Eintracht-Fans unserer Umfrage zufolge scheinen Bier und Äppler den Frust nach Schlappen der Eintracht am ehesten "wegzuspülen". Doch wie bekommt man den Frust-Zustand am ehesten aus dem Kopf? Kann man sich ablenken? Geht das überhaupt? Gibt es Hausmittel?

Joachim Schmitt (Petersberg-Steinau) sieht keine Hausmittel, nur die Zeit helfe. Adrian Franke (Kreuzwertheim) scheint dies ähnlich zu sehen. Er zieht sich in der Regel still und leise zurück, mit schlechter Laune "und am besten ohne irgendwelche fadenscheinigen Mitleidsbekundungen". "Schnell nach Hause und Bettdecke über den Kopf und auf gar keinen Fall irgendwelche Spielzusammenfassungen gucken", gibt Christoph Stübbe (Frankfurt) ein erstes Anzeichen, wie sich der persönliche Zustand zumindest mal nicht weiter verschlechtert. Axel Hoffmann (Frankfurt) stimmt dem quasi zu: "Ab dem Moment des Schlusspfiffs Fußball und die Eintracht ignorieren und vor allem keine bewegten Bilder anschauen. Den Abstieg habe ich aber bis heute nicht überwunden."

<NAME ENTFERNT> (Rodgau) meint, manchmal sei die Verarbeitung schnell, manchmal weniger schnell, "aber meist ist das alles nach den nächstem Sieg wieder vergessen! Muss ja weiter gehen und man kann ja nichts mehr dran ändern! Positiv denken!!!" Auch Jan Schonebeck (Freiburg) sieht dies so: "Das zuweilen wenige Gute am Spiel zusammenfassen, hoffen, dass die Jungs was draus lernen", gesteht aber trotzdem ein, dass er "zwei Stunden mürrisch und mit den Händen tief in den Taschen durch die Umwelt gestapft" ist, "während die in keiner Weise leidgeprüften Fans anderer Vereine mit Ver- bzw. Nichtachtung gestraft werden." "Ich treffe abends in der Stammkneipe einen KSC-Fan! Dem geht's sowieso immer noch schlechter!", wirft Andreas Hans (Kronberg) ein. Doch das alles hilft uns immer noch nicht entscheidend weiter.

Der Frust muss raus gelassen werden! Das meint beispielsweise Dennis Ortmüller (Siegbach-Eisemroth). Statt erst einmal einen Tag nicht ansprechbar zu sein oder nur schlechte Laune zu haben greift er auch auf den Box-Sandsack zurück. Aber auch auf dem Fahrrad oder im Fitnessstudio könne man mal schreien und den Frust voll raus lassen. Nils Stoevesand (Geisenheim) geht in eine ähnliche Richtung. Sportlich heißt es "Kilometer 'fressen'- heißt joggen gehen". Frustabbau der lauten Art betreibt auch Holger Tetzlaff (Oberhausen). Allerdings schreit er nicht den Frust heraus, er dreht auf, z.B. mit Musik von AC/DC... Steffen Klug (Bad Soden-Salmünster) verweist auf die Möglichkeit, die Playstation zu benutzen statt zur Zigarette zu greifen. "Ich versuche, mich mit Alltagsdingen wie Kino, essen gehen oder Spaziergängen auf andere Gedanken zu bringen", meint Benjamin Zimmermann (Bad Homburg v.d.Höhe) auf irgendwie ruhigere Weise.

Eine andere Art der Ablenkung ist hier festzustellen: So freut sich Simone Reitz (Rüsselsheim), "wenn andere Vereine (die ich nicht mag) wenigstens verlieren". Inge Baumgartl (Liederbach) bekennt: "Ich tob mich unter Steinfan bei hr-online aus". Tobias Groß (Frankfurt) erklärt frei raus, seinen Frust im Eintracht-Forum raus zu lassen. "Ich beschwere mich lautstark über den Schiedsrichter, die Mannschaft, die Ungerechtigkeit in der Welt. Kleine Gedankennotiz: Zukünftig Beschwerdebriefe an Kicker, Sport1 und DFL schreiben erleichtert die Seele und wirkt stimmungsaufhellend", findet Michael Knecht (Dietzenbach).

Dann gibt es das Ventil, bei dem verbal, also mit Worten, ausgeholt wird. Dabei erinnert Matthias Hoerschelmann an "Sarkasmus, einer zutiefst Frankfurter Eigenart". Weniger "gewählt" ist die Wortwahl ggf. bei Markus Rutten (Hünfeld): "Aufregen, abkotzen, meckern. Dann analysieren, meiner Frau die Ohren vollheulen und ihr mit Fehleranalysen auf den Zeiger gehen, die sie garantiert nicht im Geringsten interessieren. Sie hört es sich aber geduldig an - das nennt man dann wohl Liebe ;-)." Ah, ein Fingerzeig, da gibt es Menschen, die helfen können! Timo Albrecht (Gießen) teilt uns mit: "Ich schimpfe ein wenig vor mich hin und werde dann von meiner Freundin getröstet, und das ist der beste Weg, eine Niederlage zu verarbeiten." Jens Rosenberger (Frankfurt) hebt die Hand - er lenkt sich dadurch ab, dass er mit seiner Familie Unternehmungen hat.

Und dann gibt es die persönliche oder Eintracht-bezogene Selbsthilfe: Johannes Rapp (Frankfurt) erinnert sich "an schöne Momente, verbunden mit der Hoffnung, dass diese wieder kommen." Das hört sich aber noch traurig an. Wie wäre es mit etwas mehr Elan? Björn Appel (Rodgau) wird konkreter: "Ich komme nach Hause und schaue mir berauschende Siege an, wie das 5:1 gegen Lautern, das 6:3 gegen Köln, das 6:0 gegen Schalke..." Aber wer nicht alleine sein möchte, der kommt noch mehr in Fahrt, nutzt er die Möglichkeit, zur Bembelbar oder in die Klapper 33 zu gehen - hier trifft er gleichgesinnte Eintracht-Fans. Und wenn das Spiel auswärts war, mag folgendes Statement hilfreich sein: "Ich erinnere mich stets daran, dass es schon noch schlimmer war und noch schlimmer kommen kann. Ferner gehört dieses bescheidene Gefühl der Niederlage zum Sport. Wer es nicht ertragen kann, der darf diesem Sport nicht frönen. Zu guter Letzt hilft mir die Rückfahrt im Auswärtsbus oder der GD Treff nach dem Spiel immer wieder erstaunlich gut, Niederlagen zu ertragen" meint Arndt Kolk (Rosbach v. d. H.). Vereinfacht zusammengefasst von Detlev Reinhardt (Bad Soden am Taunus): "Einfach mit Freunden sich darüber unterhalten, und dann auf's neue Spiel vorbereiten."

Schließen wir mit dem emotionalen Matthias Gattner (Kleinwallstadt), bitte ohne jedoch die zuvor erfahrenen Tipps zu vergessen. Er hat uns berichtet: "Meine Eintrachtfahnestange im Vorgarten herausreißen, durchs Haus schleppen, in den Garten schmeißen und am nächsten Tag wieder liebevoll aufhängen. Alles passiert nach unserer saublöden Niederlage daheim gegen Köln!"

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