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Kommentar: Wo Hoffenheim die Bayern längst abgelöst hat

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Aua. Jetzt ist es soweit. Der 11-jährige Bub, für den die Eintrittskarten des Spiels Eintracht gegen Hoffenheim zu Weihnachten sind, ist "Hoffenheim-Fan". "Ja, so ist das in dem Alter. Die suchen sich die Mannschaften aus, die oben stehen", meint die Kollegin, die die Karten besorgt hat.

Hoffenheim-Schals wurden vor der Begegnung der Eintracht gegen Bochum am Stadion verkauft. Während manche Eintracht-Anhänger darüber erbost waren, haben das andere wiederum als Gag verstanden und sogar welche gekauft...

Mein Arbeitgeber hat ein Kontingent Karten für die Business-Plätze, die Kunden zur Verfügung gestellt werden sollen, wobei seitens meines Arbeitgebers auch ein Vertreter zur Betreuung mit ins Stadion geht. Vor der Saison werden die Karten der verschiedensten Begegnungen auf die Bereiche im Unternehmen aufgeteilt - meine Abteilung bekommt trotz einer wichtigen Kundenbindungsfunktion in der Regel eher die Karten für die unattraktiven Begegnungen - weil sich die höheren Etagen unter den Bereichen bereits die Rosinen herausgepickt haben. Und so gibt sich meine Abteilung in der Regel dann mit Gegnern wie Cottbus oder Bochum zufrieden... und in dieser Saison: Hoffenheim! Obwohl man vor der Saison als Beobachter der Fußballgeschehnisse Hoffenheim sehr wohl als Kandidat für die UEFA-Cup-Plätze einstufen musste, galt dieser Klub nicht als attraktiv genug. Nun plötzlich kratzen die anderen Bereiche vermehrt an unserer Abteilungstür und geiern nach den Hoffenheim-Karten - stattdessen würde man uns Karten für ein anderes Spiel zum Tausch anbieten. Nun, das wird nicht geschehen - doch im nächsten Jahr wird Hoffenheim für "uns" wieder unerreichbar sein...

Hoffenheim - manche Beobachter sind fasziniert, wie man mit wenig bekannten Namen so erfolgreich die Bundesligaspitze erobern kann. Andere sind nur noch genervt. Die von der DFL legalisierte Wettbewerbsverzerrung - und nichts anderes ist es, wenn ein Klub nicht selbst wirtschaften muss, sondern nach Belieben ohne Gegenleistung von Außen Geld zugeschossen bekommt - ist ein erhebliches Ärgernis. Daneben erscheint Bayern München wiederum sympathisch. Der langjährige "Klassenfeind" war wegen des vielen Geldes unbeliebt - doch die Bayern haben ihr Geld selbst verdient. Das ist der wesentliche Unterschied. Und so gönnen heute viele Anhänger den Bayern eher die Meisterschaft als den Hoffenheimern.

Die Sympathien verschieben sich. Den Platz des unbeliebtesten Klubs hatten die Bayern früher bei jeder Umfrage mit einem deutlichen Vorsprung sicher. Heute konzentriert sich das Unbehagen - häufig ein Zorn - auf jene Klubs, bei denen das Geld keine Rolle spielt, weil sie es selbst nicht verdienen müssen oder mussten: Hoffenheim, Wolfsburg, ...

Herr Hopp, vom Image her hat sich das Bild bei der TSG Hoffenheim in den letzten drei, vier Jahren erheblich verschlechtert. Das werden Sie vermutlich genau andersherum sehen. Doch daran besteht kein Zweifel: Hoffenheim hat die Bayern längst abgelöst... in der Antipathieskala.

Jörg Heinisch

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