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Interview mit Axel Hellmann: Über stählerne Bäder und eine neue Philosophie Machtkampf? Schaaf-Abgang! Ablösesummen!

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von Jörg Heinisch und Andreas Klünder

(jh/ak) In diesem Jahr ist hinter, aber auch vor den Kulissen der Eintracht sehr viel passiert. Ein Name der in Teilen der Presse rund um den Abschied von Thomas Schaaf in wenig schmeichelhafter Weise zu lesen war, ist jener von Axel Hellmann, dem Finanzvorstand der Eintracht Frankfurt Fußball AG, mit dem wir zurückschauen, um Aufklärung zu erhalten, mit dem wir aber auch nach vorne blicken.


Axel, Du warst zum Ende der letzten Saison in vieler Munde; vielen Dank, dass wir uns zum Interview treffen konnten und durch diese Gelegenheit mehr Licht auf die letzten Geschehnisse der alten Saison werfen können, mit denen die Eintracht in der Öffentlichkeit kein positives Bild abgegeben hat.

Und damit möchten wir auch gleich beginnen. Nach dem Rücktritt von Thomas Schaaf wurde in einem Artikel von hr online aufgeworfen, dass sein Rücktritt das Ergebnis eines Machtkampfes zwischen Heribert Bruchhagen und Dir gewesen wäre und Thomas Schaaf das Opfer einer von Teilen des Aufsichtsrats und Dir angeschobenen Kampagne gewesen soll. Das wirst Du bestimmt nicht so stehen lassen wollen.

Das kann man ganz sicher so nicht stehen lassen. Ich möchte aber voranschicken, dass wir uns als Vorstand mit Thomas Schaaf darauf verständigt haben, zu den Gründen  seines Rücktritts öffentlich nichts mehr zu sagen. Daran werde ich mich auch halten. Um eines aber klar zu sagen: Thomas Schaaf ist ganz sicherlich nicht wegen mir oder irgendwelchen Mitgliedern des Aufsichtsrats zurückgetreten. Thomas Schaaf und ich haben uns in einem persönlichen Gespräch vor seiner Abreise aus Frankfurt, an dem auch Bruno Hübner teilnahm, voneinander verabschiedet und jeder weiß, dass die Zusammenarbeit zwischen ihm und dem gesamten Vorstand immer sehr gut war. Er ist ein fleißiger und engagierter Trainer, der für die langfristigen Ziele eines Clubs sehr offen ist. Die Probleme lagen in anderen Bereichen und dabei würde ich es gerne belassen. Dass bestimmte Personen das Ganze aber als Ergebnis eines Machtkampfes darstellen wollen, ist natürlich geschickt. Zum einen wird es damit leichter eigene Versäumnisse in dem Thema unter den Teppich zu kehren, zum anderen diskreditiert man dadurch die sachliche Kritik als Eigeninteresse des vermeintlichen Machtkämpfers. Kein neues, aber ein sehr wirksames Stilmittel. Dass sich Teile der Presse auf so eine Nummer mit großer Freude draufheben lassen, überrascht nicht. Dass sich aber der gebührenfinanzierte Hessische Rundfunk hier anschieben ließ, war für mich schon bemerkenswert. Das Thema war ja gar nicht recherchiert. Aus dem HR habe ich recht schnell erfahren, dass ein prominentes, mittlerweile ausgeschiedenes und bekanntermaßen mir nicht wohlwollend verbundenes Mitglied des Aufsichtsrats diese Geschichte beim HR platziert hat. Damit ist auch zwecklos, sich gegen eine solche Darstellung juristisch zu wehren, was ja viele von mir gefordert haben. Der HR selbst hat mir dann 20 Minuten exklusiv in seiner Sendung „Heimspiel“ angeboten.  Naja, zu diesem Stil möge sich jeder sein eigenes Bild machen.

Es wurde aber auch behauptet, Du hättest Verhandlungen mit Sascha Lewandowski geführt und aus einer Aufsichtsratssitzung per SMS an Journalisten kritische Aussagen zu Thomas Schaaf getätigt.  

Beides ist falsch. Mit Sascha Lewandowski oder seinem Berater Christian Nerlinger habe ich zu keinem Zeitpunkt Verhandlungen geführt. Das ist bei Eintracht Frankfurt alleine Aufgabe der sportlichen Leitung, und auch diese hat mit beiden erst nach Schaafs Rücktritt Verhandlungen geführt. Richtig ist, dass ich mich im Rahmen eines seit längerem geplanten Treffens mit Christian Nerlinger nach den Zukunftsplänen von Sascha Lewandowski erkundigt habe. Das ist ein ganz normaler Vorgang. Im Markt passiert aktuell viel, auch was die Finanzierung von sportlichem Personal anbelangt, und da sollte man als Finanzverantwortlicher  schon wissen, welche Modelle existieren. Darüber war Bruno Hübner informiert. Dass ich eine SMS mit kritischen Aussagen zu Thomas Schaaf an einen Journalisten schicke, kann doch bitte keiner ernsthaft glauben. Ich habe einen Journalisten des HR, der diese Behauptung aufgebracht hat, gebeten, hier Ross und Reiter zu nennen oder meinetwegen die vermeintliche SMS zu veröffentlichen. Seine Antwort darauf war lapidar: Er habe nur davon gehört, kennen tue er sie auch nicht. Nein, das war unsauber, es lässt sich aber hervorragend einbetten in die Machtkampf-Story. Zum sogenannten Machtkampf nur noch eine letzte Anmerkung: Wenn es bei Eintracht Frankfurt in den letzten Monaten überhaupt so was wie einen Machtkampf gegeben hat, dann war er mit der Wiederwahl von Peter Fischer und der anschließenden Wahl von Wolfgang Steubing zum AR-Vorsitzenden entschieden. Und jeder einigermaßen verständige Beobachter wird sofort verstehen, dass ich bei dieser Konstellation nun wirklich keinen Anlass habe, einen vom Zaun zu brechen.  

Was den Trainer betraf, wirkte die Eintracht letzte Saison für Außenstehende zum Beispiel durch die Frankfurter Rundschau – früh in der Saison – aber auch die Bild-Zeitung regelrecht getrieben, was das Verhältnis zwischen Trainer und Mannschaft betrifft,  und konnte bestenfalls nur noch reagieren. Wie kann sich Eintracht Frankfurt dagegen wehren? Oder will das Eintracht Frankfurt gar nicht? Gibt es da Möglichkeiten – wie durch einen Mediendirektor – dies zu stoppen, darauf einzuwirken, dass man in Ruhe arbeiten kann?

Ich glaube, auch da muss man sich vor Augen halten, was die eigentliche Aufgabe der Presse ist. Sie hat weder die Aufgabe, die Eintracht mitzugestalten, noch hat sie die Verpflichtung, die Eintracht in besonderer Weise zu schützen. Sie berichtet objektiv – und das unterstelle ich allen Pressevertretern – darüber, was bei Eintracht Frankfurt passiert. Die Presse hier in Frankfurt ist gut verdrahtet – bei den Spielern, bei den Funktionären und mit dem gesamten Umfeld. D.h. die Kerngruppe von etwa zehn Journalisten, die hier zu Hause ist, kriegt alles mit, was sich oberhalb und unterhalb der Oberfläche tut. Ich habe aber grundsätzlich den Eindruck, dass die Presse sehr sorgfältig überlegt, was sie veröffentlicht. In dem angesprochenen Fall der Frankfurter Rundschau gehe ich davon aus, dass sie ihre Informationen, die sie bekommen haben,  l a n g e  nicht verwertet haben. Die Frage ist aber, wer ist schuld, derjenige, der die Informationen an die Zeitung gibt, oder die Zeitung, die sie dann der Öffentlichkeit präsentiert.

Diese Medien haben den Verantwortlichen, also auch dem Vorstand, Schönrederei, Abtauchen und das Augenverschließen vor Problemen zwischen Mannschaft und Trainer vorgeworfen. Was sagst Du zu solchen Vorwürfen? Natürlich sind Medien immer noch außenstehend und kennen nicht die Gedanken des Vorstands, warum er sich so verhält, wie er es getan hat.

Natürlich liegt da auch immer eine Interpretation drinnen. Wenn die Presse in bestimmten Punkten der Ansicht ist, dass es Missstände gibt, dann wird sie die zum Thema machen. Und wenn darauf seitens der Führung nicht reagiert wird, dann wird sie das Nicht-Reagieren zum Thema machen. Auch die Presse ist in der Rückschau auf die Abstiegssaison 2010/11 ein gebranntes Kind, denn vieles von dem, was später als Ursache für den Abstieg angeführt worden ist, war der Presse über einen längeren Zeitraum bekannt und ist nicht geschrieben worden. Ich glaube, dass dies einige auch dazu gebracht hat, in der abgelaufenen Saison etwas klarer und deutlicher Position zu beziehen.

Nach einer unserer Quellen war die Stimmung auf dem Trainingsplatz sehr schlecht, und in der Kabine wurde wenig miteinander gesprochen. Ist es nicht eine der klassischen Aufgaben eines sportlichen Managers, so etwas festzustellen und darauf einzuwirken, dass sich das verbessert? Oder ist hier nicht wieder das „Problem“ festzustellen, dass es ein Wirken gibt, das nach Außen nicht deutlich wird?

Wie gesagt: Das geht in Bereiche, zu denen ich mich nicht äußern möchte. Grundsätzlich hat der Sportdirektor die Aufgabe, auf Spannungen zwischen Mannschaft und Trainer zu reagieren. Und das tut Bruno Hübner. Und zwar sehr lautlos. Seine Art ist es, Trainer und Spieler positiv mitzunehmen. Es kann aber Situationen geben, in denen der Sportdirektor nicht mehr weiterkommt, dann ist der Vorstand gefragt. Das ist dann die Aufgabe von Heribert Bruchhagen.

Inzwischen ist ja sehr deutlich geworden, dass Thomas Schaaf hingeschmissen hat, obwohl sogar der Vorstand ihn gebeten hat, weiterzumachen. Das hast Du Ende Mai bei der Fanvertreterversammlung klar unterstrichen. Wie erklärt man dem gemeinen Fan, dass Schaaf laut Presse trotzdem noch eine stattliche Entschädigungssumme bekommen hat bzw. bekommt?

Wir haben mit keinem Wort bestätigt, ob es eine Entschädigungszahlung gibt und wie hoch sie ist. Hier wird sehr viel spekuliert, weil wir auch dazu Stillschweigen vereinbart haben. Daran werde ich mich genauso halten. Aber natürlich liegt in der Frage, welche Gründe haben wen wann warum dazu bewogen, zurückzutreten, auch die Frage von Verantwortlichkeiten. Es kann mitunter hilfreich sein, diese bei einer Trennung nicht im Detail auszusortieren, indem man sich auf ein gütliches, einvernehmliches Auseinandergehen verständigt.

Die Reaktionen der Fans nach dem hr-online-Artikel, durch den Dein Name ins Spiel kam,  waren zum Teil sehr massiv Dir gegenüber. Inwieweit trifft Dich das persönlich? Denn Du kannst Zusammenhänge schließlich nicht jedem persönlich erklären, erst recht nicht offiziell.

Nach 14 Jahren Eintracht Frankfurt weiß man, mit solcher Kritik umzugehen. Stahlbäder gehören in dem Geschäft dazu. Das prallt ab. Schwieriger ist es mit dem Drang, die Dinge mal in der Sache klarzustellen. Dem kann, dem darf man hier nicht nachgeben, insbesondere weil Stillschweigen verabredet worden ist. Das ist dann im Ergebnis unbefriedigend, vor allem wenn man zu den tatsächlichen Vorgängen die Protokolle auf seiner Seite hat. Ich kann dies aber aus verschiedenen Gründen nicht öffentlich machen. Dass die Menschen, die Eintracht Frankfurt täglich verfolgen, das als Bewertungsgrundlage nehmen, was ihnen von den Medien präsentiert wird, das liegt in der Natur des Medienbusiness Bundesliga.

Kommen wir vom alten zum neuen Trainer. Thomas Schaaf hat erklärt, dass er für die neue Saison nicht zur Verfügung steht. Wie kommt man dann so schnell zu einem neuen Trainer. War Armin Veh der Favorit? Immerhin ist er wegen Perspektivlosigkeit abgetreten. Er hat inzwischen oft genug erklärt, dass die Situation nun eine andere ist, aber wie seid Ihr auf ihn gekommen? Und er ist auch nicht der „kleine Kloppo“, wie Wolfgang Steubing das Anforderungsprofil zusammen gefasst hat.

Die Trainersuche und die Vorauswahl liegt bei uns in den Händen des Sportdirektors Bruno Hübner, und dann in der engeren Auswahl bei Heribert Bruchhagen. Wenn sich das im von uns festgelegten finanziellen Rahmen befindet, liegt die Lufthoheit bei den sportlich Verantwortlichen. Dem liegt ein klarer Prozess zugrunde. Aus diesem Prozess heraus kam der Vorschlag von Bruno Hübner, Armin Veh als Trainer zurückzuholen. Die Logik dahinter ist für mich nach dem erstellten Anforderungsprofil absolut nachvollziehbar. Gesucht wurde ein Trainer, der mit einer natürlichen Autorität die Mannschaft zu einer Einheit formt, in der die Rädchen ineinander greifen und in der eine große Disziplin herrscht. Zu Spielsystem, -philosophie etc. bin ich nicht berufen, Aussagen zu treffen. Da wird es aber sicherlich auch Gründe für eine Favorisierung von Armin Veh gegeben haben. Dazu kommt, dass er persönlich eine bemerkenswerte Persönlichkeit und einfach ein guter Typ ist, mit dem es Freude macht zu arbeiten. Ich bin mit der Besetzung mehr als zufrieden.

Ihr musstet ihn also nicht überreden, sondern er hat von selbst zugesagt?

Er war Feuer und Flamme und die Pause hat ihm auch sehr gut getan.

Als Armin Veh gegangen ist, war in der Tat nicht klar, wie unser Etat für 2014/15 konkret aussehen würde. Das war immer in der Schwebe, obwohl wir gesagt haben, dass wir an einem für uns ordentlichen Etat arbeiten. Eintracht Frankfurt hat sich in den letzten anderthalb Jahren in der Struktur schon verändert, in den Finanz- und Finanzierungsmöglichkeiten. Wir werden in der Zukunft größere wirtschaftliche Möglichkeiten als in der Vergangenheit haben, und das wird uns auch im Wettbewerb in der Bundesliga weiterhelfen. Über diese Chancen, aber auch über die Grenzen hat sich Armin Veh genau informiert.

Aber der Wille, die Bestrebung, die Verbesserung zu erreichen, war doch schon da, als Veh gegangen ist.

Drei Jahre Trainer von Eintracht Frankfurt zu sein kostet einfach Kraft, auch in diesem Umfeld und auch mit dem sportlichen und wirtschaftlichen Risiko. Man darf nicht vergessen, dass wir die Hinrunde der Saison 2014/15 auf einem 15. Platz abgeschlossen haben. Und ohne einen einzigen Heimsieg. Wie man bei seinem Abgang in Stuttgart gesehen hat: Er ist ein Bauchmensch, er braucht das Glück- und Zufriedenheitsgefühl bei seinen Spielern, der Führung  und den Fans, das Gefühl, etwas bewirken zu können. Wenn er das nicht hat, dann helfen auch alle rationalen Argumente nicht mehr.

Und wahrscheinlich hat der Armin die Zwischenstation Stuttgart gebraucht, um zu erkennen, was er an der Eintracht gehabt hat.

Das kann ich nicht beantworten. Ich kann nicht in ihn und das Kapitel Stuttgart hineinschauen. Das will ich auch nicht, es spielt für mich eigentlich keine Rolle. Ich weiß nur, dass wir ein Club sind mit einer mitreißenden Leidenschaft. Mit Wolfgang Steubing als Aufsichtsratsvorsitzendem übernimmt nun eine weitere Person mit hoher Identifikation zur Eintracht eine Führungsrolle. Das halte ich für gut, und das wird sicherlich auch für Armin Veh eine Rolle gespielt haben. Hier ist sein Verhältnis zu allen handelnden Personen – Hübner, Bruchhagen, Hellmann, Fischer, Steubing – hervorragend. Und das macht was aus, wenn man mit Leuten arbeiten kann, denen man vertraut.

Nächtliche Partygänge, Vergewaltigungsvorwurf, Zocken, betrunken verhaftet, Respektlosigkeit gegenüber einer Vereinsikone. Diese Disziplinlosigkeiten haben viele erschreckt, das hat man auch bei der Fanvertreterversammlung gemerkt. Ist es alleine die Aufgabe des Trainers und Sportdirektors, hier einzuschreiten, oder nicht auch des Vorstands?

Ich will hier nicht in die Details gehen. Richtig ist, dass wir im Vorstand in der letzten Saison mit einigen unangenehmen Themen konfrontiert worden sind, die es in den Jahren zuvor nicht gab. Manches ist dabei so gravierend, dass es die Verantwortlichkeit des Vorstands unmittelbar berührt, weil es sonst die Institution, die Glaubwürdigkeit und die Marke Eintracht Frankfurt beschädigt.

Ist der Transfer von Trapp schon der erste Schritt in Richtung „Vorbild Gladbach“? Sieht sich Eintracht Frankfurt als Ausbildungsverein? Ist das unsere aktuelle Marktposition?

„Ausbildungsverein“ würde ich uns nicht nennen. Dafür sind wir schon einen Schritt weiter, weiter als der SC Freiburg. Aber ein „Weiterentwicklungsverein“ mit kluger Transferpolitik zu sein, das ist schon notwendig. Wir können es uns nicht erlauben, nur fertige Spieler oder Spieler auf dem  Zenit mit entsprechender Gehaltsstufe am Markt zu holen. Das können wir uns nicht leisten. Aber wir sind mit unseren Möglichkeiten in der Lage, Spieler zu holen, die vor der Spitze ihrer Entwicklungsmöglichkeiten stehen, die also nicht 18, aber 20, 23 Jahre alt sind und den letzten Schritt machen, bevor sie international zu einem Topklub gehen. Da ist das Beispiel Trapp der Beweis, dass das Konzept funktioniert. Wir standen im Februar vor der Entscheidung, Kevin Trapp weiter zu verlängern bei einer Gehaltsvorstellung, die eigentlich oberhalb dessen liegt, was Eintracht Frankfurt sich leisten kann. Wir haben damals im Vorstand und im Aufsichtsrat eine Grundsatzentscheidung getroffen – und die ist neu für Eintracht Frankfurt. Die hat es in der Vergangenheit so nicht gegeben. Wir haben gesagt: Obwohl Trapp oberhalb von dem liegt, was wir bezahlen können, wollen wir weiterverlängern, weil wir daran glauben, dass wir ihn irgendwann mit einer ordentlichen Transfersumme in den Markt geben können. Dann hat sich das Geschäft unter drei Gesichtspunkten für uns gelohnt: 1. Wir haben einen guten Torhüter gehalten. 2. Wir haben irgendwann mit einem guten Torhüter Geld für Eintracht Frankfurt verdient. 3. Wir zeigen in der Bundesliga nach Innen und nach Außen, dass man als Spieler zu uns kommen kann, weil du hier den Sprung zu einem internationalen Topverein schaffen kannst und wir damit attraktiver werden. Das war ganz wichtig und ist der Beleg einer seriösen, auf Wachstum angelegten Finanzpolitik, die darauf abzielt, für Eintracht Frankfurt Werte zu entwickeln. Diesen Beweis haben wir nun angetreten und mit der Ausgabe eines Genussscheins würde ein weiterer wichtiger Baustein zur Absicherung unserer Risiken, die wir bei der Verlängerung mit Leistungsträgern ja immer auch eingehen, hinzukommen. Hierzu herrscht in Vorstand und Aufsichtsrat völliger Konsens.

Das heißt, die Zeiten, die wir in der Vergangenheit hatten, mit Spielern mit niedrigen festgeschriebenen Ablösesummen zu halten, ist jetzt eher Vergangenheit?

Man muss den Einzelfall sehen. Ich würde da kein Dogma draus machen. Es geht am Ende immer auch um die sportliche Qualität. Deshalb macht es Sinn, den Spieler Reinartz zu verpflichten. Wenn Du so einen Spieler ablösefrei bekommen kannst, dann kannst Du auch einen ablösefreien Spieler holen. Abgeben darfst Du aber einen am Markt nachgefragten Spieler niemals ablösefrei. Damit schaffst Du keine Werte für den Club. Mitunter hast Du aber auch hier keine Chance. So wie bei Sebastian Rode. Ihn hätten wir übrigens zu keinem Zeitpunkt verlängern oder verkaufen können, er wollte es nicht. Und dass Sebi Jung eine festgeschrieben Ablösesumme im Vertrag hatte, das konnten wir damals nicht ändern – sonst wäre er schon früher gegangen. Wir kommen aber jetzt in Verhandlungspositionen, wo wir die vertraglichen Bedingungen langsam zugunsten von Eintracht Frankfurt verschieben können.

Von der neuen Philosophie her hätte man Rode jetzt also ein besseres Grundgehalt bieten können …

Wenn er gewollt hätte…

bei einer Ablösesumme von 10 Millionen Euro…

Zum Beispiel.

Du hast das Genussschein-Modell angesprochen. Ist das denn schon rechtlich abgesichert? Es war ja in der Schwebe, ob das umsetzbar ist.

Rechtlich umsetzbar ist das Modell, es geht aber mehr oder weniger um steuerliche Rechtssicherheit, wie das Kapital zu „qualifizieren“ ist – ob es bilanziell als Eigen- oder Fremdkapital zu bewerten ist. Für diese Einschätzung brauchst Du eine verbindliche Auskunft des Finanzamtes. Erst wenn die vorliegt, können wir das in den Markt geben.

Es ist also ein Zukunftsmodell, das noch nicht…

… umgesetzt ist. Was wir aber zum 31.12. umgesetzt haben werden. Der Transfer Trapp zeigt aber deutlich, wir in die richtige Richtung denken.

Es gab ja in diesem Jahr zwei entscheidende Wahlen bei der Eintracht, einmal die Wiederwahl von Peter Fischer und zum anderen natürlich die Neubesetzung des Aufsichtsrats. Was bedeutet das für die Zukunft und die neue Philosophie von Eintracht Frankfurt? Oder wird die erst noch in den nächsten Wochen und Monaten erarbeitet?

Die Wiederwahl von Peter Fischer hat aus meiner Sicht mögliche Unsicherheiten über die Ausrichtung von Eintracht Frankfurt beseitigt.  Peter ist ein unglaublich authentischer Präsident, der auch die Fähigkeit hat, die Mitgliederbasis auf eine Reise in die Zukunft mitzunehmen, die eine Reihe von Ungewissheiten mit sich bringen wird. Wir werden nämlich im Wettbewerb Bundesliga auch mal die eine oder andere unangenehme Position auszufechten haben. Da geht es um den Erhalt von 50+1 einerseits und andererseits um die Aufnahme von Kapital für strategisch wichtige Themen. Das geht nur mit einem Präsidenten, bei dem sich die Mitglieder absolut sicher sind, dass es nicht gegen die Interessen der Eintracht läuft. Dafür steht Fischer.

Natürlich war es nach der Wiederwahl von Peter Fischer auch absehbar, dass Wolfgang Steubing der Chef des Aufsichtsrats wird. Die Person Steubing halte ich für Eintracht Frankfurt über jeden Zweifel erhaben. Es kommen so viele große Themen auf uns zu in den kommenden fünf Jahren,  da ist es hilfreich, wenn Du an der Spitze des Aufsichtsrats einen Vollblutunternehmer mit Eintracht-Herz hast – eine bessere Kombination kann es gar nicht geben, als dass jemand da ist, der die Modelle sofort versteht und gleichzeitig nie etwas tun würde, dass der Eintracht schaden würde. Deshalb würde ich sagen, dass mit Wolfgang Steubing, Peter Fischer und Philip Holzer, einem erfahrenen Investment-Banker, als Drittem im Bunde des Hauptausschusses, stabile Verhältnisse für die Zukunft herrschen. Das ist aus meiner Sicht eine Konstellation, die die Eintracht in den nächsten fünf Jahren gerade bei der Adjustierung der bedeutenden Geschäftsfelder auf einen guten Weg bringt. Dabei ist es ungeheuer wichtig, dass wir alle auch die Basis mitnehmen. Ich bemühe mich, unsere grundsätzlichen geschäftspolitischen Überlegungen im Fanbeirat, auf Fanvertreterversammlungen oder Versammlungen der Fan- und Förderabteilung zu erklären. Ich halte es für eine Stärke von Eintracht Frankfurt, dass man hier eine sehr aufgeklärte, im Sinne des Geschäftes Bundesliga sehr wachsame und blitzgescheite Fan-Community hat. Eintracht Frankfurt hat dadurch eine Menge Dynamik, die wir brauchen, wenn wir mithalten wollen. Fischer hat den Zugang zur Basis, Steubing hat ihn, ich habe ihn, viele die hier mitarbeiten, haben den Zugang zur Basis; mir ist kein Verein in der Bundesliga bekannt, der so aufgestellt ist wie wir. Und deshalb glaube ich, ist diese Zusammenführung von Geschäftsthemen und Basisthemen ein klarer Wettbewerbsvorteil.

Nach Fischers Wiederwahl und der neuen Aufsichtsratszusammensetzung – sind die in der Historie üblichen Grabenkämpfe der Eintracht jetzt Vergangenheit?

Ich wüsste nicht, wo jetzt noch ein Graben sein sollte.

Aber eigentlich ein Eintracht-Gen in der Vergangenheit?

Ja, das stimmt. Wir dürfen aber nicht vergessen, wir sind ein sehr lebendiges, demokratisches Gebilde! Es wird immer Leute innerhalb der Eintracht geben, die anderer Meinung sind als die handelnden Personen. In Frankfurt ist das ja quasi ein besonderes Charaktermerkmal. Das ist aber nicht schlimm. Auch die Kandidatur von Reiner Schäfer fand ich persönlich ein gutes Zeichen. Damit muss auch Peter Fischer umgehen.

Wir hatten ja gerade das Thema „Vorbild Gladbach“. Aber selbst Gladbach, erstmals direkt qualifiziert für die Champions League, großer Traditionsverein mit entsprechender Fanszene und Fankultur, kann einen Spieler wie Max Kruse nicht halten. Er geht zu einem „Konstrukt“. Der aktuell einzig wahrnehmbare Bayern-Jäger. Was bedeutet das für die Liga? Für 14 bis 15 andere Klubs dieser Liga? Für die Regel 50+1? Eine Regel die ja sehr verwässert wirkt – ohne Biss. Oder täuscht der Eindruck?

Ich glaube schon, dass es in der Liga einen großen Grundkonsens gibt, die Regel 50+1 zu halten. Allerdings steht 50+1 juristisch auf extrem dünnen Füßen. Die Frage ist, was wäre in der Bundesliga los, wenn 50+1 juristisch gekippt werden würde? Würde es ein Mäuserennen ums Kapital geben? Würden die Gehälter explodieren und mithin Vereine wirtschaftlich implodieren? Das mag sich jeder selber ausmalen. Das könnte in der Wirkung ein Vielfaches das osman-Urteils von 1995 übersteigen!

Ich glaube, das wäre für die Liga ungesund. Nicht zwingend für Eintracht Frankfurt. Weil wir an einem Standort sind, der die Regeln des Kapitalmarktes beherrscht. Außerdem haben wir haben nun mal die Erfahrungen mit Octagon gemacht und wissen, dass viel Geld nicht automatisch dazu führt, dass man gute Arbeit macht. Es nicht automatisch dazu führt, dass die Menschen, die einen solchen Club ausmachen und sich mit dem Club identifizieren, auch mitgenommen fühlen. Wir haben auch die Erfahrung gemacht, dass eine bestimmte Philosophie, die mit Geld ausgelöst wird, noch nicht mal das bringt, was es bringen soll, nämlich den sportlichen Erfolg. In der Zeit hatten wir nämlich gar keinen sportlichen Erfolg.

Das lässt mich persönlich immer wieder zu der Erkenntnis kommen, dass 50+1 den Wettbewerb in Deutschland in guten und fairen Verhältnissen funktionieren lässt. Es muss dabei nur eine Symmetrie hergestellt werden zwischen der Kapitalausstattung der Clubs von außen und der Verteilung der Medienentgelte von innen. Mir ist die permanente Gefahr bewusst, dass 50+1 juristisch angegriffen wird. Aber den Willen der DFL merke ich, 50+1 am Leben zu halten. Daher teile ich die Einschätzung nicht, 50+1 sei ein zahnloser Tiger.

Wir hatten bei unserem letzten großen Fgv-Interview vor 1,5 Jahren mit Dir das Thema Fernsehgelder-Verteilung. Eine Verteilung, die, so Dein Wunsch, nicht nur aktuell von der Tabelle sondern im Idealfall auch von Stadionauslastung und Einschaltquote bei Sky und Co. abhängig ist. Wie ist denn zu dieser Vorstellung aktuell die Stimmung in der Liga?

Ich nehme schon wahr, dass es in der Liga ein breiteres Interesse gibt, etwas am Verteilungsschlüssel zu ändern. Dabei nicht nur von den Vereinen, sondern auch Teilen der Werbewirtschaft und natürlich von Sky selbst. Denn deren Interesse liegt in einer möglichst großen Reichweite, bzw. im Zugewinn von Abonnenten. Das erreicht man, bei allem Respekt, nicht unbedingt mit Spielen von Ingolstadt, Hoffenheim und Wolfsburg. Abonnenten gewinnt man mit Hamburg, Bayern, Köln, Schalke, Gladbach, Bremen, Stuttgart, Dortmund und auch Frankfurt. Damit hat man dann ja auch genau die Vereine, die in der Sky-Reichweiten-Tabelle die Top10 bilden.

Allerdings gab es bisher keinen konkreten Antrag im Ligavorstand irgendwas handfest bei der Verteilung zu ändern. Entscheidend ist eben nicht, wie die Stimmung ist, sondern dass es einen entsprechenden Vorschlag gibt. Meine Hoffnung ist, dass der Ligavorstand erkennt, wie wichtig dieses Thema ist für die Gesamtentwicklung der Bundesliga.  Es geht für alle darum, den Kuchen insgesamt größer zu machen.

Stichwort nächster TV-Vertrag. Die Premier League bekommt mittlerweile pro Saison einen Kuchen von über 2,5 Milliarden Euro aus den TV-Rechten. In Deutschland werden daher Anstoßzeiten diskutiert, um wenigstens an der 1-Milliarden-Grenze zu kratzen (aktuell rund 600 Millionen Euro die Saison). Sind Sonntagsspiele zum Mittagessen und Montagsspiele wirklich das geeignete Mittel, um mehr TV-Gelder zu generieren?

Durch die fehlende Wettbewerbssituation in Deutschland, werden wir hier nicht in einen solchen „Bieterstreit“ eintreten können, wie das in England der Fall war. Das wäre aber der Schlüssel für eine deutliche Erhöhung der Medienentgelte für die Liga. Hinzu kommt noch, dass Du in England eine andere Pay-TV-Kultur hast als bei uns, wo der Markt Free-TV geprägt ist. Das spiegelt auch schon den im Vergleich zu UK niedrigeren Ausschüttungsfaktor von etwa 2,5 wider, denn etwa um diesen Faktor ist in Großbritannien die Zahl der Abonnenten höher als in Deutschland.

Wenn man also weder die Wettbewerbssituation bei der Ausschreibung noch den etablierten Pay-TV-Markt hat, stellt sich die Frage, was bietest Du Deinem Partner an Mehrwert und an Vorteilen? Damit landest Du automatisch beim Thema Auffächerung des Spieltages und vielleicht Reduktion des Free-TV-Fensters. Allerdings ist Free-TV wichtig für die Reichweite und damit für die Werbepartner der Klubs. 5 Millionen mehr aus dem Pay TV bringen nichts, wenn auf der anderen Seite 10 Millionen bei den Werbeeinnahmen fehlen, weil die Unternehmen sagen, die Reichweite sei nicht mehr da.

Also alles, was man also in dem Bereich machst, geht zu Lasten von irgendwem. Das gilt auch für die Anstoßzeiten. Einer Auffächerung des Spieltages auch am Sonntag, steht aus meiner Sicht nichts entgegen. Ich habe kein Problem mit Sonntag 13:30 Uhr. Nach dem Frühstück ins Stadion? Der Vorteil ist, Du bist am Sonntag wieder früh daheim. Im Gegensatz zum 17:30 Uhr-Spiel, gerade auch für die Auswärtsspiele. Klar werden die Amateurvereine darunter leiden. Es wird immer einen Verlierer geben. Es gibt in jedem Modell Vor- und Nachteile. Da wird die Liga Grundentscheidungen treffen müssen.

Den Montagtermin sehe ich allerdings anders! Ich glaube nicht, dass wir auch nur einen Euro mehr und Sky auch nur einen Abonnenten mehr durch ein Montagabendspiel hinzugewinnen werden. Der Montag hat sich so langsam als Zweitligaspieltag in die Köpfe gebracht. Der Ersten Bundesliga wird das nicht groß was bringen. Zumal der Montagabend als Spieltag sicher auch die Fankultur vor allem der Auswärtsfahrer negativ beeinflussen wird. Unsere Fankultur ist aber mittlerweile auch zu einem medialen Exportschlager geworden. Spiele der Bundesliga sind heute mediale Gesamtkunstwerke. 

Das ist aber dann auch Aufgabe der DFL, diese Kultur hier zu halten?

Ja. Ich habe aber bei der DFL schon gemerkt, dass sich die Sicht in den letzten Jahren positiv gewandelt hat. Am Beispiel unserer Choreo gegen Schalke wurde das deutlich. Es gab im Vorfeld kritische Stimmen aus dem DFB. Aber es gab sofort Unterstützung aus der DFL zu diesem Thema! Ich bin sicher, dass wir ohne die Unterstützung von Christian Seifert und Andreas Rettig diese Choreo in dieser Form vielleicht nicht hinbekommen hätten.

Das heißt, der DFL ist bewusst, dass solche Choreos auch „Markenkraft“ für die Liga haben?

Auch die DFL weiß, dass unsere Choreo gegen Schalke auf Facebook eine Millionenreichweite hatte. Das ist eine irre Zahl! Am Ende wissen wir alle im Fußball, dass unser Produkt immer nur so gut ist, wie es von den Fans mitgetragen wird. Seit der Diskussion um das Sicherheitspapier 12.12 wird einiges anders gesehen; es gibt ein anderes Bewusstsein. Es geht nicht immer nur um Sicherheitskonzepte. Es geht darum, ein Gespür zu entwickeln, welche Dinge mit unserer Fußball- und Fankultur vereinbar sind und welche nicht.

Das Problem ist aber auch, dass auf die DFL gerne die Politik Einfluss nehmen möchte, immer da, wo gerade wieder eine Landtagswahl ansteht, sind die Forderungen aus der Politik am lautesten , bspw. Vorschläge aus der Innenministerkonferenz hinsichtlich der Beschränkung von Auswärtskartenkontingenten usw.  Meine Wahrnehmung ist, dass sich bei der DFL ein größeres Verständnis für das Stadionpublikum entwickelt hat. Und ich glaube übrigens, dass Eintracht Frankfurt dazu beigetragen hat, dass die DFL das Thema mittlerweile anders wahrnimmt als in der Vergangenheit. Durch gute Mitarbeiter, Fanbetreuung und -arbeit, haben wir mittlerweile ein recht gutes Standing bei DFL und DFB, weil wir auch klarer vermitteln können, als vielleicht in der Vergangenheit, dass man auf die verschiedenen Fanthemen flexibel reagieren muss.

Die kommende Saison ist die letzte Saison von Heribert Bruchhagen als Vorstandsvorsitzender der Eintracht Frankfurt Fußball AG. Gibt es schon Pläne, wie es ab Sommer 2016 personell weitergeht?

Dafür bin ich der falsch Ansprechpartner. Die Frage müsst Ihr Wolfgang Steubing stellen bzw. dem Aufsichtsrat. Jede Aussage dazu von mir zahlt wieder auf das gezeichnete Bild des Machtkämpfers ein. Intern haben wir uns auf den Übergang zu anderen Konstellationen bereits eingestellt, in dem wir die Struktur der Geschäftsbereiche neu geordnet und die Entscheidungsbefugnisse der Bereichsleiter gestärkt haben. Ich glaube, dass mehr Verantwortung auf breiteren Schultern sinnvoll ist. Das halte ich persönlich auch im Vorstand für erstrebenswert.

Ein großes Thema, das uns die nächsten Monate und Jahre natürlich begleiten wird, sind die Stadionverträge, die 2020 auslaufen.

Richtig. Wir sind ja nicht Vertragspartner der Stadt, sondern der Stadionbetreibergesellschaft SFM. Da haben wir bereits in der Vergangenheit unsere Interessen und Erwartungen für die Zukunft signalisiert. Diese allerdings auch an die Stadt adressiert.

Es ist öffentlich bekannt: Wir wollen und müssen in Zukunft teilhaben am Stadionbertrieb. Ein erster Schritt ist die Vereinbarung mit der Commerzbank, die über ein Sponsoring-Paket schon jetzt die Eintracht mittelbar an den Namensrechten der Arena teilhaben lässt, obwohl dazu vertraglich bis 2020 keine Verpflichtung gewesen wäre. Ich muss bei der Gelegenheit sagen, allen Traditionalisten zum Trotz, dass die Commerzbank ein guter und stabiler Namensgeber für das Stadion ist. Nicht so wie z.B. in Hamburg, wo das Stadion fast jedes Jahr einen anderen Namen hatte.

Ich habe vor einigen Monaten auf einer Fandiskussion des Nordwestkurven e.V. in der Louisa gesagt, dass wir nicht einerseits maximalen sportlichen Erfolg und nach Europa wollen, andererseits aber die Clubs kritisieren, in die von hinten Geld eingeschossen wird, dann aber die Nase rümpfen und gegen die Ausschöpfung aller Ertragspotenziale in und um die Eintracht, bzw. des Stadions sind. Das werden wir nicht zusammenbringen. Wir werden eine Entscheidung treffen müssen! Entweder wir werden aus dem laufenden Geschäft im Rahmen dessen, was wir kulturell für vertretbar halten, den Wettbewerb annehmen, dann müssen wir aber auf so einen Luxus verzichten, den Namen Waldstadion zu erhalten, was für uns, aktuell noch den Betreiber SFM am Ende 3-4 Millionen Euro weniger bedeutet und wir nicht für die Mannschaft zur Verfügung hätten. Ich glaube die Vermarktung der Namensrechte tun uns am Ende nicht so weh, wie es tun würde, wenn wir von einem Investor abhängig wären, der dann Einfluss auf die Politik des Vereins nimmt und den Charakter des Clubs beeinflusst. Der Stadionname berührt den Charakter von Eintracht Frankfurt nicht. Das ist meine Überzeugung.

Ist eine Lösung denkbar, in Anlehnung an den aktuellen Namensgeber – hier  als Platzhalter – , dass es vielleicht mal „Commerzbank Waldstadion“ heißen könnte?

Das glaube ich nicht, dass das mit dem aktuellen Namensgeber möglich ist. Der Name „Commerzbank Arena“ hat sich mittlerweile etabliert.

Aber wenn irgendwann mal irgendeiner kommt, bei dem das auch passt, warum nicht?

Vergangenen Monat war ein großes Thema in der Stadt der Bürgerentscheid Galopprennbahn und DFB-Akademie. Die DFB-Akademie kommt jetzt nach Niederrad auf das Gelände der bisherigen Rennbahn. Wie siehst Du diese Entscheidung? Profitiert davon auch die Eintracht?

Mit dem Ausgang des Entscheids bin ich vom Ergebnis her zufrieden. Der Prozess dorthin ist aber für mich eher ein Trauerspiel, weil es die Frankfurter in eine Situation gezwungen hat, sich „entweder/oder“ entscheiden zu müssen. Nämlich für einen konkreten Standort und gegen eine bestehende Sportstätte zu votieren. Diesen Konflikt hätte man, so glaube ich, vermeiden können, wenn die Politik das Thema auch in den Prozessen vorab nicht so unterschätzt hätte. Das ist aber meine persönliche Meinung.

Mir wäre es letztendlich egal gewesen, wo der DFB in Frankfurt seine neue Heimat bezogen hätte. Wichtig ist für mich, dass diese DFB-Akademie nach Frankfurt kommen wird. Warum? Weil es der Anziehungspunkt für alle wird, die international mit der Ausbildung im Fußball in Verbindung stehen und sich dafür interessieren. Nicht nur Spieler. Sondern auch Trainer und Schiedsrichter, Verbandsfunktionäre und Clubverantwortliche. So einen Stützpunkt gibt es auf der ganzen Welt nicht. Das wird „State of the Art“ sein! Gerade auch am Standort Frankfurt, durch die Nähe zum Flughafen. Das bietet kein anderer Standort in Deutschland!

Ich glaube, die Akademie wird ein Magnet und von dem Thema werden wir auch profitieren. Denn die Gäste aus dem Ausland werden dann auch das Stadion und sicherlich – wenn es passt – ein Spiel der Eintracht besuchen wollen. Die Nähe zum DFB wird uns also auch helfen und sogar im Nachwuchsbereich befruchtende Austausche in Zukunft ermöglichen.

Zurück zur Eintracht. Eintracht TV. Wir gehen ins dritte Jahr. Wie zufrieden bist Du?

Ich bin sehr zufrieden! Wir haben Erfahrungen sammeln können und uns weiterentwickelt. Die Qualität, die wir bieten, ist sehr gut und unterscheidet uns auch von anderen Bundesligisten und deren Formate. Jan Strasheim, der federführend für Eintracht TV ist, macht das sehr gut. Ich bin happy.

Natürlich kann man über alles diskutieren, machen wir noch dieses, machen wir jenes? Doch das, was wir machen, wird geschaut. Damit sind wir sehr zufrieden. Wir haben auch einige exklusive Sachen, die dann z.B. an Sky und andere weiterverkauft werden.

Hinsichtlich der Zuschauer lagen wir bei 11.000 Abonnenten bis zum 30. Juni 2015 Viele haben schon jetzt ihr Abo verlängert und werden uns dann wohl im Laufe der neuen Saison  bei 10.000 einpendeln. Ich glaube das ist für die Bundesliga eine sehr gute Zuschauerzahl.

Wenn wir bei den Club eigenen Medien sind, natürlich noch ein Wort zum neuen Mediendirektor der Eintracht, Markus Jestaedt. Was ist sein Aufgabenbereich?

Unser Medienbereich ist für einen Club unserer Reichweite und Bedeutung in der Vergangenheit vielleicht etwas unterbesetzt gewesen. Es hat uns aber der Kopf des Bereichs gefehlt, der die klassische Pressearbeit, mit Digital und Bewegbild, verklammert, um eine einheitliche Strategie zu bilden. In der Vergangenheit wurde zwar vieles aus dem Bauch heraus richtig gemacht, aber es sind uns auch ein paar Dinge verrutscht.

Die Erwartung und die Hoffnung, die ich habe, ist, dass Markus Jestaedt diese Aufgaben strategischer angeht und auch steuert. Kommunikation ist einer der Kerngeschäftsbereiche eines Bundesligaclubs, in dem viele Prozesse zusammenlaufen. Das muss aktiv gemanagt werden.

Vielen Dank, dass Du uns so ausführlich zur Verfügung gestanden hast!