Ausgewählte Interviews
HR-Sportchef Ralf Scholt: „Ich empfehle, schaut HR-Fernsehen, jeden Sonntag ab 21.55, da läuft der Sportkalender, da gibt es jede Menge Fußball!“ |
(jh) Die regionale Sportberichterstattung des Hessischen Rundfunks kam in den vergangenen Jahren bei den heimischen Fußballanhängern nicht besonders gut an. Ob bei der Eintracht, in Offenbach oder Darmstadt – überall wurde und wird gemosert. Zu wenig zum eigenen Verein, zu spät in der Sendung, Miss Hessensport, Berichterstattung über einen nichthessischen Klub, zu wenig kritisch, im Radio wird während der Sportsendung der Zwischenstand vom Eintracht-Spiel nicht durchgegeben und und und. Zurechtmachen kann man es sowieso nie allen. Nicht unbedingt die leichteste Aufgabe für den neuen HR-Sportchef Ralf Scholt, Nachfolger von Jürgen Emig, gegen den nicht so guten Ruf anzukommen. Seit November trägt der durch die ARD-Berichterstattung bekannte Reporter (zuvor WDR) die Verantwortung der rund 30köpfigen Redaktion. Grund genug, ihm nach den ersten vier Monaten einen kleinen Fragenkatalog zu geben und ihn nach dem „Umbau“ zu befragen. Die bekannten Vorbehalte von Eintracht-Anhängern gegenüber der HR-Berichterstattung fanden darin natürlich Berücksichtigung.
Gibt es für den Weggang des ehemaligen Sportkalender-Moderators Dirk Schmitt einen Grund? Hängt der evtl. mit der Affäre um Ihren Vorgänger Jürgen Emig zusammen?
Dirk Schmitt hat uns keinesfalls verlassen! Vielmehr ist Dirk ein wichtiger Vertreter unserer Redaktion in der Fußball-Bundesliga. Als einer der handver-lesenen Reporter für die Bundesliga-Sport-schau stellt Dirk Samstag für Samstag die Fußball-Kompetenz unserer Redaktion unter Beweis und hat sich in den letzten Monaten viel Anerkennung im Kreis der Kollegen und der Zuschauer erarbeitet!
Vor ca. zweieinhalb Jahren haben wir über „Fan geht vor“ eine Wahl zur „Miss Eintracht“ veranstaltet Gesucht wurde der ein weiblicher Fan, der sich möglichst viel für die Eintracht und ihre Fanszene engagiert. Es war keine Schönheitskonkurrenz. Die BILD-Zeitung sah das wohl evtl. anders und war von der Idee so begeistert, dass sie die Bewerberinnen in ihrem Blatt präsentieren wollte. Plötzlich verlor sie aber das Interesse und warb beim HR um eigene Misswahl. Die lief dann fast zwei Jahre als „Miss Hessensport“ und war eigentlich nichts anderes als eine Schönheitskonkurrenz - in einer Sportsendung! Wir gestehen eine kleine Mitverantwortung dafür ein – bestraft wurden wir jeden Monat durch die Miss Hessensport-Wahl im Sportkalender. Wie kann es aber nun wirklich sein, dass so etwas in einer Sportsendung gezeigt wird?
Ich empfehle, schaut HR-Fernsehen, jeden Sonntag ab 21.55, da läuft der Sportkalender, da gibt es jede Menge Fußball! Aus Hessen und für die hessischen Fußballfans, aber die Miss-Hessen-Sport gibt es seit 1.1.2005 nicht mehr!
Seit Beginn des Jahres hat der bisherige Stadionsprecher André Rothe Verstärkung durch einen zweiten Mann bekommen. Tragen Sie als Sportchef des HR auch einen Teil Mitverantwortung am Rahmenprogramm und den Stadion-sprechern, was ja durch den HR übernommen wurde? Und ist die Änderung vom Jahresanfang eine der Neuerungen?
Aus meiner Sicht macht Andre Rothe als Stadionsprecher bei der Eintracht einen super Job! Das macht Spaß, ihn als Sprecher und Stimmungs-Anheizer im Waldstadion zu erleben. Ich selber neh-me darauf aber keinen Einfluss! Leider hatte Andre in den letzten Monaten gesundheitliche Probleme, die seine Stimme beeinträchtigt haben. Das wird aber immer besser und Andre ist schon fast wieder bei voller Stimme im Sinne der Stimmung.
Wie kann es sein, dass Werner Damm in der Sportkalender-Sendung vom 27. Februar den Rücktritt von Dortmunds Michael Meier bekannt gab, obwohl das überhaupt nicht passiert ist?
Wir sind an dieser Stelle einem falschen Informanten auf gesessen. Dieser Mensch hat wohl auch beim WDR und bei FFH viel Verwirrung angerichtet. Natürlich haben wir uns für diese Falschmeldung entschuldigt!
Im Sportkalender gibt es zwar keine peinlichen König-Ludwig-Uhren für die Gäste (Blickpunkt Sport), trotzdem zählte die hessische Regionalsportsendung zu den Schlusslichtern im öffentlich-rechtlichen Vergleich. Wie wollen Sie die Qualität der Sendung erhöhen?
Der Sportkalender ist aus meiner Sicht auf einem sehr guten Weg! Nicht nur die Quoten haben sich sehr positiv entwickelt auch die Qualität der Sendung hat sich durch intensive Vorplanung noch verbessert. Schlusslicht im Vergleich der Regionalsendungen war der Sportkalender übrigens nie! Aber unser Erfolg hängt ganz wesentlich auch vom Erfolg der hessischen Fußball-Vereine und vor allem der Eintracht ab. Deshalb bitte aufsteigen!
Trampolin soll es wie viele andere Randsportarten, für die sich kaum ein Zuschauer interessiert, weiter geben. Wird aber der Fußball nicht vernachlässigt, wenn man zum Spiel des erfolgreichsten regionalen Fußballclubs nur kurze Spielberichte zeigt?
Als öffentlich-rechtlicher Sender übernehmen wir immer wieder gerne die Aufgabe, Sportarten zu zeigen, die nicht so im Mittelpunkt stehen wie Fußball. Und mit den Beiträgen über diese Sportarten und vor allem dem außergewöhnlichen Trampolin-Wettkampf im Foyer einer Bank haben wir sehr gute Erfahrungen gemacht! Die Zuschauer genießen solche Inseln im normalen Sportgeschehen. Dennoch bleibt es dabei: Fußball ist unser Schwerpunkt und wird ausführlich behandelt.
Jeder Fan eines größeren Fußballvereins fühlt sich in der Berichterstattung durch den HR benachteiligt. Das sehen die Frankfurter so, die Offenbacher, aber auch die Darmstädter. Sie haben sich kürzlich mit Offenbacher Fanvertretern getroffen, um die Berichterstattung zu diskutieren. Sind Sie von Frankfurter Fanvertretern auch angesprochen worden? Und was würden Sie denen berichten?
Das Treffen mit den OFC-Fans war mir sehr wichtig, und ich hoffe, bald von den Eintracht-Fans eingeladen zu werden! Bei solchen Treffen können viele Missverständnisse ausgeräumt werden und der Kontakt intensiviert werden. Jeder Fan möchte natürlich am liebsten seinen Verein sehen. Komisch, wenn das nicht so wäre, aber wir sind allen Zuschauern verpflichtet und decken damit viele Interessen ab.
Sie werden sich inzwischen sicherlich auch Sendungen von eintrachtfans.tv auf rheinmain.tv angesehen haben. Diese Sendung, die sich an Fanthemen interessiert, ist bei den Fans sehr beliebt. Hätte so eine Sendung, für die ja momentan kaum Budget zur Verfügung steht und evtl. auch gar nicht benötigt wird, auch eine Chance auf einen Sendeplatz im HR? Denn die bisherigen Sportsendungen des HR decken den Bereich ja nicht ab.
Eine reine Fan-Sendung ist im HR-Fernsehen so nicht zu realisieren! Aber sicher kann unsere Berichterstattung noch stärker auf die Szene der Fans zugehen. Das passiert auch schon, vor allem in unserer Hörfunk-Berichterstattung und wird sich zum Saison-Ende hin noch verstärken!
Warum berichten Sie regelmäßig über Mainz? Glaubt der HR; dadurch Quote machen zu können? „Sport im Westen“ oder „Blickpunkt Sport“ berichten doch auch nicht über die Eintracht – haben Sie nicht Angst, noch mehr hessische Anhänger damit zu vergraulen, nachdem die Quote des Sportkalender schon kontinuierlich gesunken ist und viele Zuschauer schon lieber die Berichterstattung von rheinmain.tv bevorzugen?
Ein Blick über den Tellerrand lohnt sich immer! Wir berichten z.B. regelmäßig über die Sonntags-Spiele der Bundesliga. Und Mainz zählt als direkter Nachbar zu Hessen noch zu unserem Einzugsgebiet! Wir versuchen aber Verbindungen her zu stellen; etwa als wir die drei Torwarte der Region Markus Pröll, Cesar Thier und Dimo Wache gemeinsam ins Studio eingeladen haben. Ein sehr gelungenes Gespräch über Fußball im Rhein-Main-Gebiet mit einer Länge von 25 Minuten! So etwas kann kein anderer Anbieter der Region bieten. zurück