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Gänsehaut! Die schönste Erinnerung aller Zeiten

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(jh) Ich durfte „sichten“, welche schönsten Erinnerungen die Eintracht-Fans im Zusammenhang mit der Eintracht haben. In unserer letzten Jahresumfrage hatten wir die TeilnehmerInnen aufgefordert, darüber zu berichten. Und wir wussten schon, warum wir angemerkt hatten, dass es ausführlich werden dürfte. Ich hatte mehrmals richtige Gänsehaut! Ich durfte von einer Woge auf die andere wechseln. Ich bin sozusagen in den Himmel durchgestartet, dort wo wir in der kommenden Saison dann doch im Europapokal spielen dürfen. Ich hoffe, die vorgenommene Auswahl nimmt auch Euch alle mit ins höchste Wohlgefühl.

Danke, danke an alle TeilnehmerInnen, die für uns ihre Erinnerungen niedergeschrieben haben und damit auch der Veröffentlichung zugestimmt haben!!!

 

Natürlich wurden sie immer wieder genannt: diese fantastischen Höhepunkte um die DFB-Pokalsiege, den UEFA-Cup-Sieg, das 5:1 1991 gegen Kaiserslautern, das 6:3 2003 gegen Reutlingen... . Aber da ist so viel mehr. Es gibt diese Geschichten, die Emotionen hervorbringen; persönliche Geschichten, die nicht geschrieben waren, es jetzt aber sind. Wir tauchen ein in das Meer der Glückseligkeit. Viel Freude!

 

 

Timo Heß aus Mörlenbach blickt zurück auf das Jahr 2003, dem 6:3 gegen Reutlingen. Zu dritt fuhren sie zum Aufstiegsfinale; einer hatte eine Karte, zwei fuhren ohne an, konnten sich aber noch vor Ort welche sichern – letztlich verteilten sie sich auf das ganze Stadion – auf jeder der intakten Tribünen saß einer der drei Fans. Als das erlösende 6:3 gefallen und der Aufstieg erreicht war, umarmte Timo wohl 20 verschiedene Personen. Und hatte plötzlich ein fremdes Kind auf dem Arm. „Keine Ahnung, wo das auf einmal her kam“, meint Timo heute. Und nachdem auch er den Platz gestürmt hatte, bekam er noch etwas anders in die Hand gedrückt: Willi Reimann gab ihm den großen Bierkelch! Obwohl er überhaupt kein Bier trinkt, nahm er „einen herzhaften Schluck genommen. Widerlich, aber in dem Moment völligst egal!!!“

 

Auf das gleiche Ereignis konzentriert sich Christian Lütje aus Darmstadt, der damals erst 11 Jahre alt war und sich die Erinnerung an diesen Tag – im Gegensatz zum Aufstieg 2012 in Aachen oder den Europacup-Auswärtstouren in der Saison 2013/14 – mit seinem Vater teilen kann: „Ich war mit meinem Vater in Lorsch (damaliger Wohnort) in der Indoor-Minigolfhalle. Dort wurde die Konferenz auf Großbildleinwand gezeigt. Nach dem Ausgleichstreffer von Reutlingen zum 3:3 standen mir die Tränen in den Augen und auch die Coca Cola aufs Haus von Hallenbesitzer Peter und der Kommentar, dass es ganz bestimmt im nächsten Jahr klappt, konnten mich nicht trösten. Als dann eine gute halbe Stunde später Alex Schur in der vierten Minute der Nachspielzeit den Ball zum 6:3 einnickte, standen mir schon wieder die Tränen in den Augen. Diesmal allerdings vor Freude. Rückblickend hat mich dieses Ereignis zusammen mit den ersten Stadionbesuchen in den Jahren zuvor so eng mit der Eintracht verbunden, wie dies noch heute der Fall ist (nächste Saison 10. Jahr Dauerkarte im 40er).“

 

Eickholm Pageler aus Nackenheim hatte 1999, als die Eintracht mit einem 5:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern legendär den Klassenerhalt erreicht, ein Problem: Er war nicht im Stadion: „Ich saß in einer Fortbildung und konnte nicht ans Radio. Die Leiterin gab mir zu verstehen: Das klappt schon noch! Sie hatte aber überhaupt keine Ahnung von Fußball. Ich war am verzweifeln, da es ja noch 1:1 stand. Ich fügte mich meinem Fortbildungsschicksal und hoffte einfach darauf, sie würde recht behalten. Als ich dann am Abend vom 5:1 erfuhr und die Dramatik um das fünfte Tor gar nicht mitbekommen hatte, war ich schon etwas traurig das Ganze nicht live erlebt zu haben. Ich suchte nach TV-Bilder und fand nur einen krisseligen s/w-Fernseher. Es war schlimm, die Sensation nur so sehen zu können. Aber die Freude über den vermiedenen Abstieg war größer.“

 

Direkt vor Ort war an diesem Tag Michel Brandt-Pollmann aus Hagen. Genüsslich schrieb er uns: „Es war genial, wie die Leute aus dem G-Block heraus freudetrunken über die Zäune geklettert sind, die Ordner die zunächst noch vereinzelten Fans in den Schwitzkasten nahmen und dann irgendwann einsehen mussten, dass sie schier überrollt werden und einfach die Tore öffneten (oder das Öffnen zuließen); das ausgelassene Feiern auf dem Rasen; der Marsch in die Stadt, wo wir an einer Trinkhalle OFC-Fans begegneten, die in der Erwartung wir wären abgestiegen (war ja noch vor der Smartphone-Zeit und die ahnten nichts) das kommende Derby heraufbeschwören und deren Gesichter dann beim Anblick unserer triumphalen Gestik und Mimik entgleisten und sie verstummen ließ. Ein wahnsinniges Hochgefühl.“

 

„Eine sehr schöne Erinnerung“, so Jakob Seibert aus Marburg, „ist das Foto mit Andreas Köpke hinter der alten Haupttribüne nach dem Spiel gegen den FC Bayern. Früher parkten die Mannschaftsbusse nicht in der Stadiongarage, sondern vor dem Stadion, so dass sie jeder fotografieren konnte. Oft kamen dann auch mal die Spieler raus und man konnte sich Autogramme holen und Fotos mit ihnen machen. So konnte man viele Bilder zusammen mit Stars sammeln, wie z.B. Andy Brehme nach dem Lautern-Spiel (sah angefressen aus nach dem 3:1) oder eben Spieler wie Köpke, Bindewald, Bein, usw. Leider gibt es das so alles nicht mehr.

 

Daniel und Sebastian sind im EFC Mad Eagles organisiert. Sie haben es in der Saison 2014/15 tatsächlich geschafft, Alex Meier am letzten Spieltag einen Blumenstrauß nach dem Spiel vom Zaun aus zu überreichen: „Dieser Blumenstrauß wurde von einem Obdachlosen am Bahnhof geklaut und uns für zwei Bier verkauft. Auf dem Weg zum Stadion haben wir dann Steppi getroffen und ein Foto gemacht. Er dachte, der Strauß sei für Ihn, war er aber nicht.  Am Ende des Spiels haben Sebastian und Ich uns bis vor auf den Zaun gekämpft, und dafür von den Ultras jede Menge anhören müssen, da wir es nicht würdig waren. Letztlich kam Alex dann in die Kurve und habt den Strauß bis in die Kabine mitgenommen.“ Es gibt zu dieser Geschichte genügend Beweisfotos :)“, informierte uns Daniel Möwius aus Erfurt.

 

 

Benjamin aus Hanau: „So blöd es sich anhört, aber ich erinnere mich am liebsten an den Moment kurz vor dem Anpfiff eines Spiels. Ich habe eine Dauerkarte und bin in der Regel die ganze Woche immer skeptisch und gehe meistens von einer Niederlage aus. Umso näher der Spieltag rückt, umso optimistischer werde ich. Das steigert sich dann leicht auf dem Weg ins Stadion, wenn mein Kumpel referiert, warum die Eintracht an dem Tag nur gewinnen kann. Trotz des aufsteigenden Optimismus glaube ich selten an einen Sieg und ertappe mich dabei, wie ich nach Gründen für eine Niederlage suche. Das hört sich jetzt deprimierend an, und der ein oder andere denkt vielleicht, dass ich dann lieber zu Hause bleiben sollte. Aber mein Gefühl ändert sich wenige Sekunden bevor der Schiedsrichter anpfeift. Die ersten Fanlieder sind gesungen, die Mannschaftsaufstellung wurde gebrüllt, die Hesse sind längst über uns gekommen, das Stadion strotzt nur so vor Energie, die Spieler haben ihre Plätze auf dem Spielfeld eingenommen, und der Schiedsrichter zählt, ob es von jeder Mannschaft auch nur die obligatorischen Elf sind. Genau in diesem Moment kurz vor dem Anpfiff ist einfach alles möglich. Egal wer der Gegner ist, niemand auf der Welt weiß, wie das Spiel ausgehen wird. Es ist einfach alles möglich! Und genau in diesem Moment denke ich mir immer: „Heute gewinnen wir! Wir werden nicht verlieren! Die vielen Menschen sind nicht in den Wald gekommen, um zu verlieren.“ Unmittelbar vor dem Anpfiff spielt eine Niederlage in meinen Gedanken überhaupt keine Rolle mehr. In diesem Augenblick verspüre ich jedes Mal aufs Neue eine solche Zuversicht, dass ich diesen Moment am liebsten konservieren möchte. Und genau deshalb erinnere ich mich immer wieder an diese wenigen Sekunden vor dem Anpfiff eines Heimspiels und an dieses schöne Gefühl, welches einzig und allein von Optimismus geprägt ist.“

 

Oliver Schott aus Meinhard-Frieda denkt zurück an ein „Spiel mit der Kreisauswahl Eschwege gegen Eintracht Frankfurt 1998. Ich stand bei diesem Spiel im Tor der Eintracht ...“ (siehe auch Fotos oben rechts und unten). Niklas Reitzmann aus Frankfurt berichtet von einer Schneeballschlacht mit Erwin Skela in Burghausen – Fotos gibt es leider nicht zu diesem Ereignis. Nils Stoevesand  aus Geisenheim schrieb uns, er hätte seine Hochzeit am 29. Mai 1999 um 15.30 Uhr gehabt, „und auf dem Altar lag ein Eintracht-Schal. Deshalb sind wir nicht abgestiegen!“ Und Stefan Schmidt war das erste Mal im Stadion – mit der Jugendmannschaft des SV Brachtal –, als die Eintracht die Bayern mit 6:0 schlug und dabei Dr. Hammer gegen Sepp Meier direkt einen Eckball verwandelte. Seitdem sei er Eintracht-Fan.

 

Der erste Stadionbesuch im Leben ist für jeden Fan ein wohl unvergessliches Ereignis. Stellvertretend für alle anderen Fans beschreibt ihn uns Joel Krause etwas genauer: „Da ich noch recht jung bin gab es hier vor allem meinen ersten bewussten Stadiongang, den Aufstieg 2005 den ich mit meinem Vater und meinem Bruder verbrachte. Damals war ich erst acht Jahre alt und alles an diesem Ereignis war für mich besonders: Die Fahrt zum Stadion, das Marschieren zum Stadion, die Aufregung beim Anblick eben diesem, das lange gehen der Betontreppen bis hin zu unserem Platz im Oberrang. Vom Spiel selbst hab ich nur noch wenige Erinnerungen, die Gefühle aber bleiben! Da es meinem Bruder zu laut war, sind wir früher gegangen, und ich habe auf dem Weg nach draußen von meinem Vater meinen allerersten Schal mit der Aufschrift „Aufstieg 2005“ den ich noch heute mit Stolz trage.“

 

Ähnlich aus einem frühen Stadium des Fandaseins stammen Besuche bei einem Freundschaftsspiel. Auch Lars Schröter aus Flörsheim hatte ein solches Erlebnis – aber der ganz besonderen Art, denn das, was ihm widerfuhr, wird wohl sonst niemand behaupten können: „Mein schönster Moment geht auf meine Kindheit zurück, da hat die Eintracht in Hofheim ein Freundschaftspiel gehabt. Wir saßen als kleine Kinder relativ nah am Spielfeldrand vor der Sandgrube (Weitsprung). Während des Spiels ist der Ball an der Seitenauslinie in unsere Richtung geflogen und bei uns liegen geblieben. Zum Einwurf kam Jay-Jay Okocha und statt einfach den Einwurf zu machen, hat er sich in die freie Lücke zwischen mir und meinem Freund gesetzt und uns in den Arm genommen. Das war natürlich das Highlight für uns im Spiel. Später ging es dann gemeinsam nach Flörsheim in eine Gaststätte zum Essen. Dort waren auch einige Fans bzw. eine Fangruppe der Eintracht. Dort haben wir mit den Leuten viel Spaß gehabt, und von einem habe ich ein T-Shirt mit dem Eintracht-Adler geschenkt bekommen, für mich natürlich damals viel zu groß, aber das war egal.“

 

Und auch bei Linda Tschakert aus Butzbach hat der persönliche Kontakt zu einem Spieler einen bleibenden Eindruck hinterlassen: „Als ich von Jan Aage Fjörtoft ein Kuss auf die Wange bekommen habe, nachdem ich beim Torwandschießen das erfolgreichste Mädchen war und ein Trikot von ihm gewonnen habe (damals war ich 7).“

 

Mysteriös wird es bei Jan Heiken aus Frankfurt der uns berichtete: „1992 im Hafen von Barcelona haben wir nachts einer italienischen Fregatte unbemerkt eine Eintracht- Flagge ans Heck geklebt. anschließend um 2 Uhr nachts mit laufender Videokamera zum wachhabenden gegangen und höflich nach unserer flagge gefragt. Erst Unglauben dann riesen Tohuwabohu, haben dann aber unsere Flagge wiedergekriegt. Italiener hatten halt humor...“

 

Jürgen Weyland aus Rodgau entführt uns kurz ins Jahr 1980 zum UEFA-Pokal-Halbfinalrückspiel gegen die Bayern, dass die Eintracht nach Verlängerung 5:1 gewinnen konnte: „Ein Sensationsspiel. Zusammen auf der Gegentribüne Unterrang (für uns damals richtig teuer als Studenten, aber musste sein beim UEFA-Cup Halbfinale wollte ich richtig nah dran sein, sonst immer Block E) mit meinem damaligen besten Studienfreund Bernhard aus Augsburg (Bayern-Fan und ganz sicher, dass die Bayern weiterkommen, völlig entspannt vor dem Spiel, inklusive Wette um ein Abendessen, weil der „Drecksack“ sicher war, dass ich zahlen müsste.) Und dann das Gesicht, als das 2:0 fiel (Pezzey, Bruno, unvergessen). Und das 3:0 durch Schädel-Harry in der Verlängerung, und das kurzzeitige Abjubeln, als Dremmler das 3:1 schoss – "jetzt ist der Spuk aus...", ich kurz vor dem Nervenzusammenbruch: So ein Klasse-Spiel meiner SGE und wieder dieser Bayern-Dusel. Zwei Minuten später: Schädel-Harry macht das siegbringende 4:1, und der Augsburger ist fassungslos. Was für ein Jubel bei mir. Werner Lorant rundet mit 11er ab. Ich bin zum Abendessen eingeladen, er macht noch einen Strafzettel in Darmstadt (was für ein perfekter Abend) und darf dann im Finale für Gladbach sein, was bekanntlich auch nix genutzt hat.“

 

Bernd Ruch aus Bad Berka erinnert sich auch an ein Spiel gegen die Bayern, in der Liga 1979: „Ich war – mit 15 1/2 Jahren aus nordosthessischer Diaspora stammend – das erste Mal im Waldstadion. Die Klassenkameraden fast alle Bayern- oder Gladbach-Fans. Nur einige unbeugsame... Schuld waren mein Vater (Eintrachtler) und des Nachbars Opa (Schalker, weil „Flüchtling aus Schlesien und gelernter Bergmann“ als Begründung). Der bestimmte dann auch 1968 bei einer gemeinsamen Samstagnachmittagsbundesligaradiorunde, dass mir Stobbe zur Eintracht gehörten, weil wir Hessen wären.
So kam's. Und mangels in ruraler Abgeschiedenheit erhältlicher Fanartikel strickte meine Mutter mir 1978 einen schwarz-weißen Schal (zwei Meter lang!) nebst passend gemusterter Bommelmütze zur Weihnacht (das erste und letzte Mal, dass geschenkte Kleidung meinen Zuspruch fand). Derart gewappnet, schanzte mein Onkel (Bayern-Fan, aber sonst ganz umgänglich), mir und meinem Vater zwei Karten für das obige Spiel zu, nebst Sitzplatz im vom Sportverein hierfür gecharterten Bus. Mein erster Besuch im Waldstadion! Da war es egal, dass im Bus zu 90% Bayern-Fans saßen und zu allem Überfluss Stehplätze neben dem Auswärts-Block geordert wurden (auch hier gefühlte 90% Bayern-Fans, wenn auch nicht alle von dort stammende).

 

Ich war schon seit jeher mehr so der introvertierte Typ. So beobachtete ich das Geschehen auf dem Rasen mehr im Stillen, hoffend, etwas von dem Zauber der Taktik, der Athletik und letztendlich auch des Zufallsmomentes zu erhaschen, mit dem die berühmte Fußballkuh mittels unvermuteten Fladenabsetzens schon so manchen Spielausgang mitbestimmt hatte. Dergestalt ertrug ich stoisch das 0:1 – Halbzeitresultat (Horsmann), ebenso das 0:2 (Rummenigge) zu Beginn der 2. Halbzeit. Um mich herum spekulierte man nur noch über die Höhe des Bayern-Sieges. Anschlusstreffer und Ausgleich (Körbel und Nickel) ließen die Emotionen um mich herum sieden. Ich war wie in Trance.

Keine zehn Minuten nach dem Ausgleich habe ich Folgendes in Erinnerung (keine Ahnung, ob es sich genau so abspielte): Ecke für die Eintracht, Cha legt sich aufreizend langsam den Ball zurecht, im Strafraum sortierten sich die erwarteten Protagonisten, die Augen des Publikums auf sich ziehend. Gefühlt von der Mittellinie trabte derweil Harald K. unauffällig auf das Geschehen zu. Wie ferngesteuert hob ich den Selbstgestrickten in den Himmel. „Schädelharry macht ihn rein“, prophezeite ich allwissend. „Schal runner!!!“ brüllte es hinter mir von einem hessischen Bajuwaren-Fan. Die Ecke kam scharf, Karger stieg adlergleich auf und schädelte das Spielgerät unhaltbar in die Maschen. Vater und Onkel beschwörten mich später beim sich anschließenden Besuch in Sachenhausen, ich solle nie wieder derart Unflätiges von mir geben, könnten doch gegnerische Fans sich angesprochen fühlen und darob sowie angesichts der erlittenen Niederlage ungehalten reagieren. Dabei fand ich damals verbale Liebkosungen wie „schlecht kopierter Seppl-August“ oder „fresst ruhig weiter Weißwürscht, damit ihr wenigstens Hirn im Magen habt“ an die Adresse der mitangereisten, mittelalt gesetzten Bayern-Sympathisanten durchaus angemessen zum Ausgleich der mitleidig-gönnerhaften Frozzeleien, die ich mir während der Anreise und dem ursprünglichen Spielverlauf anhören durfte. Die Stunden nach dem Siegtreffer vergingen wie im Rausch. Auch die drei Schoppen Ungespritzen, die mein Erzeuger mir in der Hoffnung erlaubte, der Bub möge sich beruhigen, konnten diesen nicht mildern. Vielen Dank Harald und danke, Mutti, für den Schal“

 

Nicolas Kappel aus Wetter und Dennis Walz aus Frankfurt schwelgen in nicht zu fernen Zeiten. Nicolas: „Der Einzug in den Europacup gegen Wolfsburg! Wir standen im Block und waren enttäuscht das wir (wahrscheinlich ) nicht in den Europacup einziehen würden. Doch dann änderte sich alles! Die Nachspielzeit läuft. Es gibt ein Tor in Hamburg. Kießling schießt uns in den Europacup! In dem Moment war ein Ausnahmezustand in der Kurve!!! So viel Leidenschaft habe ich noch nie gesehen!!! Und dann das Unglaublichste!!! Wir alle noch am Jubeln, dass wir es geschafft haben trotz der Niederlage, Niederlage?! Während wir am Schreien waren köpfte Rodriques zum 2:2 ein (Eigentor). Ab da gab es kein Bremsen für mich. Und ich war der glücklichste Fan der Welt!“ Und Dennis schließt an bei „sämtlichen Auftritten im Europacup 2006 und 2013 auswärts. Selbst wenn man glaubte, man sei die einzige Gruppe, die solch kreative Reisen wie nach Tel Aviv via Genf, Nicosia via Karlsruhe – Rom - Paphos – Thessaloniki, nach Bordeaux über Brüssel oder Porto via Basel gebucht hatte, wurde man jedes Mal aufs Neue am jeweiligen Flughafen eines besseren belehrt. Vor allem der Brussels Airport war komplett in Orange getaucht – der absolute Wahnsinn. Getoppt wurde dies vor Ort noch, als wir den Balkon unseres Appartements betraten und direkt in das uns zu Füßen liegende Stadion blickten.

 

Mit Emotionen hat auch die schönste Erinnerung von Norbert Spieß aus Obertshausen zu tun. Und hier spielt die Familie eine große Rolle: „Als ich vor 20 Jahre meinem Vater zum 60. Geburtstag auch eine Dauerkarte kaufte und er Tränen in den Augen hatte. Ich habe von ihm den Adler im Blut. Seitdem hat er auch eine Dauerkarte und ist mit fast 80 Jahren bei jedem Heimspiel dabei.“

 

Fotos zu den Erlebnissen nur in der Printausgabe.

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