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Frankfurter Anhänger greifen Fanprojekt Karlsruhe an - Stellungnahmen der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte und des Frankfurter Fanprojekts - Fancontainer geschlossen (Mit Stellungnahme der UF97)

10.03.2010 um 18:15
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PRESSEINFO

Angriff auf das Karlsruher Fanprojekt
- Einzelne Ultras zerstören die Grundlage für ihre Akzeptanz im Fußballkontext-

Für die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) ist der Übergriff von Angehörigen aus der Frankfurter Ultraszene auf das Karlsruher Fanprojekt ein absolut inakzeptabler Vorgang. Offensichtlich sind einige Gruppen bzw. ganze Ultraszenen dazu bereit, Grenzen zu überschreiten. Diese Grenzüberschreitungen lehnen die Fanprojekte in Deutschland zutiefst ab.

Bei dem Übergriff hatten in der Nacht vom 27. auf den 28.02. ca. 40 Ultras versucht die Fanräume des Fanprojekts Karlsruhe zu stürmen und dabei erhebliche Sachschäden angerichtet. Zur Tatzeit befanden sich neben KSC-Fans auch zahlreiche Anhänger befreundeter KSC-Fanpruppierungen und auch ein Mitarbeiter des Fanprojektes in den Räumen. Es gab mehrere Verletzte.

Dass sich bundesweit Einzelpersonen der Ultraszenen offen zur Gewalt bekennen, ist nicht erst seit dem vergangenen Wochenende bekannt, doch der Übergriff aus den Reihen der Frankfurter Ultras zerstört das Tabu, dass Fanprojekträume geschützte Bereiche sind. Wer, wie auch die Ultras, Respekt verlangt, muss ebenso Respekt entgegen bringen.

Bereits in den letzten Jahren gab es vereinzelt Übergriffe auf Fanprojekträume (z. B. in Darmstadt, Gelsenkirchen und Saarbrücken). Die Qualität der Überfälle reichte jedoch nicht annähernd an die vom Wochenende heran.

"Dies dürfte auch eine Zäsur für die Fanprojekte auf Bundesebene bedeuten", sagt Ralf Zänger, Sprecher der BAG, "In den kommenden Wochen werden wir uns diesbezüglich intensiv austauschen und unser weiteres Vorgehen absprechen."

Ultras, die ein solches Vorgehen tolerieren, stellen den eigenen Anspruch, das "Herz des Fußballs" zu sein in Abrede. Sie haben sich bereits zu weit von der Fankurve entfernt.

"Alle Ultras, welche an diesem Übergriff auf das Karlsruher Fanprojekt beteiligt waren und auch jene, die diese Aktion gut heißen, sollten sich im Sinne ihrer selbst aufgestellten Prinzipien, Konsequenzen überlegen", sagt Ralf Busch als Sprecher der BAG. "Es entsteht der Eindruck, dass sie keinerlei Interesse an einer positiven Mitgestaltung von Fankultur haben!"

Die Fanprojekte, welche in der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte organisiert sind, sind auch für Ultras Ansprechpartner. Nunmehr muss grundlegend in intensiven Gesprächen geklärt werden, ob die Ultras dies in Zukunft weiterhin in Anspruch nehmen wollen.

i.A. Ralf Busch / Ralf Zänger
BAG Sprecher

Offener Brief an die Ultras Frankfurt

Mit dem Überfall auf das Karlsruher Fanprojekt am Sonntagmorgen haben einige
von Euch eindeutig eine Grenze überschritten.

Seit zehn Jahren begleitet das Frankfurter Fanprojekt, die Ultras Frankfurt
und zumindest den Älteren von Euch sollte klar geworden sein, dass ein
Fanprojekt eine wohlwollende Einrichtung ist, die solange es geht und so oft
es geht auf Eurer Seite gestanden hat.
Aber wir sind weder behördlich bezahlte Gewaltverhinderer, noch sind wir
Eure Therapeuten und was wir schon gar nicht sind, das ist eine Art Crash
Test Dummies.

Wir sind da, weil es gut ist, dass es in der Fanszene Kräfte gibt, die sich
mit positiven "Vorurteilen" für die Belange der gesamten Fanszene einsetzen
und die das Potential das dieser innewohnt unterstützen und fördern.

Und weil das Fanprojekt eine Einrichtung ist, die der ganzen Fanszene
gleichermaßen zugute kommt sind Fanprojekträume geschützte Räume.

Fanprojekte sind sichere Orte, die der ganzen Fanszene zur Verfügung stehen
sollen.
Das sehen alle so, bis auf Teile der Ultras Frankfurt. Leider!

Euer Überfall auf das Karlsruher Fanprojekt erfordert zwangsläufig
Konsequenzen.
Das kann gar nicht anders sein.

Einige von Euch haben den entgegengebrachten Respekt mit Füßen getreten.
Deshalb gibt es momentan von Seiten des Fanprojektes keine Bereitschaft
mehr, in irgendeiner Art und Weise die derzeit propagierte Weltsicht der
Ultras Frankfurt zu akzeptieren.

Es gibt überhaupt keinen Grund, den Mainstream in der bundesweiten
Ultraszenerie, dieses "Jede/r will die Elite sein", gut zu heißen. Ist die
Glorifizierung von gewalttätigen Übergriffen als dem einzigen Mittel der
Wahl gegen Feinde aller Art das einzige Überbleibsel einer ehemals
lebendigen jugendlichen Subkultur?

So manövriert Ihr Eure einst so ambitioniert gestartete Bewegung selbst ins
Abseits.
Nach dem Angriff auf das Fanprojekt Karlsruhe sind wir nicht länger bereit,
in Verbindung mit UF 97 Mitverantwortung zu übernehmen.

Denn um gut funktionieren zu können, ist das Fanprojekt, wie übrigens auch
die gesamt Fanszene, auf respektvolle und zuverlässige Handlungspartner
angewiesen. Davon seid Ihr, zumindest wenn Ihr als Gruppe auftretet, oft
meilenweit entfernt.

Eine Konsequenz wird also sein, dass der Fancontainer nicht weiter durch das
Fanprojekt betrieben wird.

Er wird nicht sofort geschlossen, weil wir niemanden bestrafen wollen und
weil klar ist, dass darunter auch viele zu leiden haben, die mit der ganzen
Sache nichts zu tun haben.
Zum Bayernspiel, am 20. März, werden wir den Fancontainer allerdings
schließen.
Danach erhaltet Ihr die Gelegenheit, den Fancontainer offiziell, also in
Absprache mit der Eintracht AG, der Polizeidirektion Süd und der Fraport AG
(als dem Eigner des Platzes) eigenverantwortlich zu übernehmen.

Solange das dauert bleibt der Container zu!

Frankfurter Fanprojekt im März 2010

Am 8. März teilten die Ultras Frankfurt mit:

Ultras Frankfurt zu den Vorfällen am Karlsruher Fanprojekt

Es geht uns darum klarzustellen, dass es nicht beabsichtigt war, dem
Fanprojekt Schaden zuzufügen, der Angriff galt ausdrücklich nicht dem
Fanprojekt Karlsruhe!

Auch für uns sind Fanprojekte geschützte Räume, die es für alle Fans zu
erhalten gilt.
Nun stellt sich die Frage: Wie konnte es trotzdem dazu kommen?

Vorausgegangen war ein Angriff auf eine Splittergruppe unseres Mobs auf dem
Rückweg von Stuttgart. Hierbei wurden nicht nur Mitglieder unserer Gruppe,
sondern auch andere mitreisende Eintrachtfans attackiert.
Für uns ein nicht hinnehmbarer Zustand, den einige aus einer großen Wut
heraus entschlossen waren, wieder zu bereinigen.
Frankfurt lässt sich nichts gefallen!

Wir können und wollen uns nicht von den Vorfällen in der Nacht distanzieren,
das wäre heuchlerisch. Wir sehen in der Nachbetrachtung aber ein, dass das
Fanprojekt keinen Schaden hätte davontragen dürfen.

Des Weiteren ist es uns wichtig zu betonen, dass das Angreifen eines
Fanprojekts keinen neuen Trend in Ultra-Deutschland darstellen soll, sondern
es jetzt an uns ist, den Vertrauensverlust des Frankfurter Fanprojekts und
den entstandenen Imageschaden in der eigenen Fanszene wieder gut zu machen -
mit Kommunikation und durch Dinge, die uns in der Vergangenheit
ausgezeichnet haben: Lautstärke, Kreativität und Zusammenhalt!

Ultras Frankfurt im März 2010

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