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Die Eintracht vor der neuen Saison 2010/2011 |
(jh) Eine neue Saison steht vor der Tür, Zielsetzungen werden eingefordert, Entscheidungen und Reaktionen interpretiert - keine immer einfache Zeit für die Verantwortlichen bei der Eintracht.
Zielsetzungen… diese hat man bei der Eintracht offiziell zu vermeiden versucht. Als ob die Bewertung eines Misserfolges beim Nichterreichen eines zu hoch gesteckten Ziels vermieden werden sollte. Die Mannschaft selbst sollte sich zu gegebener Zeit äußeren, nach dem Ende der Vorbereitung. Doch eines schien von Beginn an klar zu sein: Eine Steigerung gegenüber zum Vorjahr sollte es sein, ob nach Punkten oder Tabellenrang oder beidem. Über Rang 10 aus der alten Saison war zum Ende der Saison ein wenig Ernüchterung eingekehrt, zu viele mögliche Punkte hatte die Eintracht in den letzten Spielen einfach liegen gelassen, um über das erreichte Saisonziel hinaus noch etwas zu erreichen.
Die Vorbereitung hatte Skibbe im Gegensatz zum Vorjahr etwas verändert. So fand zwar das zweite Trainingslager zum Feintunen erneut in bewährter Umgebung in Kärnten statt, das erste, das den Charakter hat, die Ausdauer für die neue Saison zu erarbeiten, legte die Eintracht in das etwas weniger als 100 km nördlich von Frankfurt gelegene, hessische Leistungszentrum von Grünberg. Im letzten Jahr musste Skibbe mit seinen Mannen noch ins Zillertal, das wie viele Jahre zuvor noch unter Friedhelm Funkel gebucht wurde. Schon damals hatte er angekündigt, dass es diesmal anders sein sollte. Mit dem positiven Nebeneffekt, dass die hessischen Schulkinder in ihren Ferien die Eintracht in Grünberg besuchen konnten. Und das taten diese genau wie die älteren Fans in großer Zahl. Auch das war eine Erfahrung für das Team, die neu war und positiv aufgenommen wurde. Wiederholung nicht ausgeschlossen.
So früh wie selten konnte die Eintracht in diesem Jahr ihre intensiven Bemühungen um neue Spieler einstellen. Der Kader stand im Prinzip schon im Juni fest, lediglich ob manche Spieler noch ihren Vertrag verlängern oder bzw. vorzeitig beenden, sollte sich noch bis zum Trainingsauftakt bzw. darüber hinaus verzögern. So bleibt der auf mehr Einsatzzeit hoffende Marcel Heller beispielsweise noch ein Jahr länger im Verein, während Markus Steinhöfer und Habib Bellaid nach ihren Ausleihungen nach Kaiserslautern bzw. zu zwei Klubs in Frankreich neue Chancen erhoffen. Ein großer Gewinn für die Zukunft dürfte der erst 17-jährige, frisch gebackene B-Jugend-Meister Sonny Kittel werden, der seinen Vertrag bei der Eintracht um zwei Jahre verlängerte und zudem ab Vollendung der Volljährigkeit Anfang des neuen Jahres Profistatus hat. Kittel gilt als großes Ausnahmetalent - was er im Profitraining auch schon unter Beweis stellte - und konnte in Frankfurt gehalten werden, obwohl zahlreiche Klubs aus der Bundesliga und dem Ausland an ihm dran waren.
Unglücklich lief die Verkündung des neuen Spielführers. Chris und Patrick Ochs (der sich in einem Interview auch selbst ins Spiel brachte) standen zur Auswahl; Chris, den Skibbe bereits in der alten Saison schon im Blick hatte, wurde als Nachfolger von Christoph Spycher auserkoren. Dabei sollte die Verkündung noch auf sich warten lassen. Doch die Spieler mussten aus der Zeitung erfahren, für wen sich der Trainer entschieden hatte, statt dass dieser rechtzeitig vorher der Mannschaft dies mitgeteilt hätte. Das war - abgesehen von glücklicherweise nicht schwereren Verletzungen bei Chris und Maik Franz (bis zur Drucklegung dieser Ausgabe) - das einzige "Übel", mit der die Eintracht in der neuen Spielzeit bisher zurecht kommen musste.
Wirtschaftlich betrachtet hat die Eintracht etwas mehr ausgegeben, als es zuvor geplant war. Mit einem Erreichen der dritten Pokalrunde sollte das Loch gestopft sein, vermutlich aber schon viel früher, nachdem der zumindest im Anhang umstrittene Selim Teber vorzeitig den Vertrag mit der Eintracht aufgelöst hat und mit seinem Wechsel in die Türkei von der Gehaltsliste genommen werden konnte.
Michael Skibbe dürfte in der kommenden Zeit weniger lautstark hochkarätige Neuzugänge fordern, wie er es in der alten Saison gemacht hätte. Der Angriff ist mit mehreren hochkarätigen Spielern besetzt, darunter seine Wunschspieler Halil Altintop und Theofanis Gekas, dazu der scheinbar wieder gesundete und belastbare Ioannis Amanatidis und der wieder genesenne Martin Fenin, allesamt Nationalspieler, die ihre Einsätze fordern - hier scheint die Missstimmung vorprogrammiert, wenn zwei oder drei von ihnen auf der Bank Platz nehmen werden. Schade zudem für die weiteren Nachwuchsstürmer im Kader, die höchstens Chancen haben dürften, wenn eine neue Verletzenmisere zuschlägt oder sie noch an andere Vereine verliehen werden könnten.
Der Aufsichtsrat hat sich neu zusammen gesetzt, Bernd Ehinger und Herbert Becker gehören zu den Abgängen, neu am Tisch und neuer Chef des Aufsichtsrats ist Wilhelm Bender, bis vor einem Jahr Vorstandvorsitzender der Fraport AG und dadurch bereits Jahre lange mit der Eintracht verbunden. Er dürfte weniger poltern als sein Vorgänger Becker; die Zukunft wird zeigen, wie sich die neue Zusammensetzung bewährt. Einen neuen Kurs wird es zumindest nicht geben: Es wird nur ausgegeben, was auch in der Kasse vorhanden ist. zurück