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Der ominöse Gitarrenkoffer

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(jh) Eintracht-Justiziar Philipp Reschke hat bei der Fanvertreterversammlung im November eine wunderbare Anekdote erzählt, die wir als besonderes Jahresabschlussgeschenk an unsere Leser im Original weiterreichen möchten. Sie handelt vom Auftritt der Thrash-Metall-Band Tankard beim DFB-Pokalfinale der Eintracht in Berlin, als sie – wie 2006 – „Schwarz weiß wie Schnee“ vor der Eintracht-Kurve singen sollte:

 

Philipp Reschke: „Vor dem Finale hatte der DFB genau abgestimmt, was da wie wann wo zu passieren hat. Es gab – im Gegensatz zu 2006, wo das noch nicht notwendig war – sogar eine Generalprobe. Ich musste Gerre und den Jungs also schonend beibringen: Bitte seid vier, viereinhalb Stunden vor dem Anpfiff im Olympiastadion. Man kann sich denken, dass die Begeisterung sich bei den Jungs in Grenzen hielt, das unterbrechen zu müssen, was Tankard für gewöhnlich vier Stunden vor einem Finale in Berlin am liebsten macht…  Wir hatten uns also für 16 Uhr verabredet. Die Truppe war schon da, als ich mit dem Kollegen Flo Reißing ankam.  Wir gingen vom Marathontor auf die Haupttribüne zu – da probte schon Helene Fischer zusammen mit zehn Hupfdohlen, und zwar in diesem berühmten Trikot – eine Hälfte Dortmund, eine Hälfte Eintracht –, das sie später aber zum Glück nicht anhatte. Ich dachte, Um Himmels Willen, das kann ja heiter werden. Sechs Meter von Helenes Bühne entfernt hockte auf einem Mäuerchen an der großen Freitreppe der Ehrentribüne so `ne Type mit Sonnenhut und weißem Trikot, umgeben von vier Leuten – alle Mann schön mit ´nem Fläschchen Bier in der Hand. Komme näher…, ist das Gerre unter´m Sonnenhut, schaut versonnen auf Helene Fischer und meint Lecker Mädsche, s´Heleensche!

Auf dem Weg Richtung Katakomben, wo Tankard die Instrumente gelagert hatte, kam mir kurz danach ein Kollege vom DFB, der für die Organisation zuständig war, entgegen – der konnte nicht mehr, hatte Tränen in den Augen. Das sind die allerhärtesten, diese Typen, ich fasse es nicht!Was ist denn los?Du glaubst nicht, was die eben gemacht haben! Die kommen hier mit ihren Instrumentenkoffern an, der eine hat einen Gitarrenkoffer, und der andere hat einen Gitarrenkoffer. Gehen gemütlich durch die Kontrollen durch, kommen hier runter, macht der Erste seinen Koffer auf: ´ne Gitarre drin. Macht der Zweite seinen Koffer auf: 30 Flaschen Bier! Und acht Flaschen sind schon wieder leer! Ich ging runter in den Gang, und da roch es auch schon nach Hefe! Der Kollege vom Berliner Fußballverband, die dort ein kleines Büro für den Staff hatten, wurde zunehmend nervöser… Nu macht mal die Kronkorken hier weg! So wat hab ick noch nich jesehen.

In dem Kämmerlein waren fein säuberlich drei Tabletts mit belegten Brötchen drapiert – natürlich für Mitarbeiter, Volunteers, etc. Hmmm, lecker Brötsche – mach ma n´bissi Platz da! Und dann ging es los, ein Brötchen, zwei Brötchen… Du ahnst es nicht! Der Kollege vom Berliner Fußballverband wurde zunehmend unentspannter. Ständig liefen Offizielle und alle, die bei den Proben mitmachten, Promotoren, Einlaufmannschaften etc. mit großen Augen an der „Biertheke“ vorbei. Ich hab´ die Jungs dann irgendwann gebeten, bevor der Berliner völlig mit den Nerven runter ist, dass Zeug wenigstens in Kaffeebecher umzuschütten und die Flaschen wieder in den Gitarrenkoffer zu räumen. Reschkeeeee, alter Spießer, entspann Dich doch mal… es war total surreal und einfach großartig!

Drei Stunden später zum Auftritt kamen sie dann überraschend pünktlich wieder runter – nur der Drummer fehlte. Der hatte sich offensichtlich oben in einer Beschwerde über alkoholfreies Bier festgequatscht…. Alle waren da, nur das Schlagzeug, das da einsam vor der Kurve stand, würde freibleiben. Und nun?Ja Reschke, dann spielst Du! ???????????

Der Drummer kam zum Glück noch... und was dann folgte – was soll ich sagen?!

Anm. d. Red.: Dieser Beitrag wird in der Printausgabe von Nr. 260 wunderbar bebildert.

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