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Das verpasste Spiel |
(jh) Es kann sich zum Drama schlechthin entwickeln! Bloß nicht ein Spiel verpassen – oder sogar DAS Spiel! Es ist ein Ärgernis, eine Begegnung, die man unbedingt sehen wollte, nicht verfolgen zu können. Dabei denken wir hier natürlich daran, im Stadion dabei sein zu wollen, nicht vorm Fernseher – wobei das ähnlich dramatisch bzw. ärgerlich sein kann. Und wenn es dann auch noch das Auswärtsspiel ist, zu dem man auf dem Weg ist...? Wir reden hier über etwas, was viel Schmerz verursachen kann.
Wir haben Euch zu verpassten Spiele befragt – Ihr habt uns zahlreich geantwortet. Hier kommt unserer Aufarbeitung.
(für die Internetveröffentlichung ohne Fotos, dies gibt es nur in der Printausgabe)
Da ist die Weihnachtsfeier des Arbeitgebers, zu der man muss, auf die man überhaupt keine Lust hat; die Tochter wird geboren; die Nierensteine werden entfernt; Magen-Darm-Probleme melden sich; wir lernen für eine Prüfung; auf der Arbeitsstelle können wir nicht weg; die Hochzeit oder eine andere Familienfeier findet ausgerechnet an dem Tag statt, wo wir seit Jahrzehnten mal wieder bei den Bayern gewinnen; ein Reifen platzt auf der Anfahrt; ein Stau legt uns lahm; die Bahnstrecke ist gesperrt ...
Durchatmen ...
Stefanie Knapp aus Heppenheim schreibt uns: „Ich habe an einem Samstag Mal meinen Dienst getauscht und nicht dran gedacht, dass ja Fußball kommt.“ Aua! Ralf-Jürgen Seibel aus Frankfurt hat Ähnliches erlebt: „Ich habe mal ein Spiel gegen Schalke verpasst, da dies an einem 1. im Monat stattfand und ich den Kalender nicht umgeblättert hatte, und wir da eine Kegelfahrt gebucht hatten. Kam aber in den letzten 47 Jahren so gut wie nie vor.“
„In der letzten Zweitligasaison habe ich ein Spiel verschlafen“, gesteht Alexander Schmitt aus Biebergemünd. Vor einem Heimspiel ist Frank Schleich aus Kirchhain in einer Kneipe eingeschlafen – Frank ist ehrlich und schreibt uns, dass er zu betrunken gewesen sei.
In eine falsche Bahn eingestiegen ist Thorsten Gessner aus Frankfurt – er hat es nicht rechtzeitig zurück geschafft. Sebastian Mehler aus Fulda kann auch ein Lied davon singen: „Trotz hundertfachem Zurücklegen des Weges zum Waldstadion einmal in die falsche S-Bahn gestiegen. Zwar nicht verpasst, aber deutlich zu spät gekommen und peinlich war es auch noch.“
Karina Tumala aus Bischoffen war bei einem Spiel im Stadion anwesend, aber nur körperlich, wie hier deutlich wird: „Als mein Bruder am 14.02.2009 beim Heimspiel direkt vorm Anpfiff auf dem Rasen meiner Schwägerin einen Heiratsantrag gemacht hat! Er stand mit Andre Rothe auf dem Spielfeld, und meine Schwägerin, die von mir gelockt wurde, wusste von nix. Natürlich haben wir nicht viel vom Spiel mitbekommen, obwohl wir da waren.“
Ein Spiel verpasst? Dominik Claus aus Groß-Gerau meint: „Zum Glück noch nie passiert!“ Welch‘ ein glücklicher Fan, werden viele Anhänger denken, die uns ihre Geschichten zu dem Thema dankenswerterweise erzählt haben. Wir schalten jetzt einen Gang zurück, bevor wir wieder hochschalten... wir können schon versprechen, es wird auch emotional.
„Ungewollt verpasst kam noch nicht vor (abgesehen von den Teilausschlüssen, die durch den DFB verhängt wurden). Allerdings hätten wir vor zig Jahren mal beinahe ein Spiel auf der Alm in Bielefeld verpasst, da unser damaliger Busfahrer kein Navi an Board hatte und die „kluge“ Idee hatte, einfach mal einem Bus in der Innenstadt hinterher zu fahren, in der Hoffnung dieser würde auch zum Spiel fahren. Dummerweise stellte sich irgendwann heraus, dass es sich dabei gar nicht um einen Fanbus handelte und dieser in eine ganze andere Richtung fuhr. Irgendwann wurde dann zufällig ein Streifenwagen auf uns aufmerksam und eskortierte uns Richtung Stadion. Mit Anpfiff waren auch wir dann endlich im Block.“ (Florian Steiniger aus Höchst)
„Zu Zweitliga-Zeiten bin ich mit meinem Vater unterwegs zu einem Spiel gewesen, und wir sind in eine Vollsperrung der Autobahn gefahren und mussten das Spiel später im TV ansehen (glücklicherweise aufgenommen).“ (Michael Leichtfuß aus Wiesbaden)
„Das 6:3 gegen Reutlingen wollte ich eigentlich in einer niederbayerischen Kneipe gucken. Am Telefon wurde mir bestätigt, dass es gezeigt werden sollte. Die haben dann aber kurzerhand beschlossen, doch lieber irgendeinen Mist zu zeigen, der ohnehin live im ORF kam (was da ja frei empfangbar war).“ (Michel Brandt-Pollmann aus Hagen)
„Vor ein paar Jahren (07.02.2004) wollten wir zur Auswärtsfahrt nach Leverkusen fahren. Nachdem wir alle eingesammelt hatten und auf der Autobahn waren, hatten wir leider einen Unfall und verbrachten die nächsten Stunden im Wartebereich der Notaufnahme. Die Karten konnten wir dort noch weiter verkaufen, so dass zumindest andere Fans den 2:1-Auswärtssieg erleben konnten.“ (Thomas Hilbert aus Höchst)
„Mit zwei Sprintern eines EFCs sind wir nach Stuttgart gefahren. Am Stuttgarter Ortseingang waren wir noch zusammen, dann ist unser Sprinter im Stau irgendwie falsch gefahren und im Stau der Canstätter Wasen gelandet. Es gab keine Chance, wieder zurückzufahren. Wir haben dann im Radio auf der Heimfahrt den 2:1-Auswärtssieg gehört.“ (Sören Rau aus Otzberg, Foto oben)
„In der letzten Abstiegssaison bin ich vor dem FCK-Heimspiel in Kelsterbach gestrandet, weil es auf dem Bahnhof Stadion zu Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen war und die S-Bahn nicht mehr weiter fuhr. Sämtliche Versuche mit Taxi und Bus gingen schief, da alle schon überfüllt oder keine zusätzlichen Taxen verfügbar waren. So fuhr ich wieder nach Hause, das Spiel endete übrigens 0:0.“ (Eickholm Pageler aus Nackenheim)
„Ich hab selten Eintracht-Spiele verpasst. Das wichtigste verpasste Spiel war eindeutig das Viertelfinale des UEFA-Cups am 14.03.1995. Die Eintracht hatte gegen Juventus Turin im Hinspiel ein 1:1 zu Hause erreicht, und die Zeichen standen sportlich nicht gut, auswärts einen Sieg in Turin einzufahren. Entsprechend spannend war das Spiel. Leider hatten wir genau an dem Abend mit unserem Deutschlehrer Herr Hatscher mit der Klasse 7d eine Nachtwanderung. Die ersten zehn Minuten konnte ich noch am TV mitverfolgen. Dann musste ich los. Während wir also in Richtung Marburger Spiegelslustturm / Lahnberge aufbrachen, war immer das verpasste UEFA-Cup-Spiel im Hinterkopf und der Gedanke: Schafft es die Eintracht vielleicht doch noch? Handys hatte damals noch keiner und das Smartphone war noch lange nicht entwickelt. Also behalfen wir uns mit einem simplen Taschenradio, dessen UKW-Empfang im Wald trotz Nähe zum Sendemast natürlich grottig und total verrauscht war. Nur dass wohl die Eintracht mit zwei Toren zurücklag und das Spiel kurz vor dem Abpfiff stand, bekamen wir halbwegs mit. Da die Übertragung so schlecht war, dass man praktisch nix verstand, hatte ich trotzdem noch die leise Hoffnung, dass das Spiel irgendwie zugunsten der Eintracht ausgegangen sein könnte. Wieder zu Hause dann den Videotext eingeschaltet, die Ernüchterung – 3:0 verloren. Es stimmte also die Vermutung.
Das war das letzte Mal, dass ich die Eintracht für lange Zeit im Europacup spielen sah.“ (Jakob Seibert aus Marburg)
„Anreise mit der Bahn nach Aachen! Das Ganze endet dann im Örtchen Schlagern, weil ein Baum auf die Gleise gefallen ist. Die Besatzung des Sonderzugs ergoss sich dann in diesen 10-Seelen-Ort. 9 Seelen haben den Rollo runtergelassen, flach geatmet und gehofft, dass die Wilden schnell wieder weg sind. Die 10. Seele hat ihren Döner eröffnet und anschließend wegen Reichtum geschlossen. Der Ersatzverkehr (Busse) sollte dann irgendwann eingerichtet sein, aber zeitlich war die Sache durch. Der Tross ist noch bis Köln und dann Richtung Frankfurt wieder abgebogen. Aus familiären Gründen bin ich selber noch bis Aachen. Die Ankunft war ziemlich genau im Moment des Abpfiffes! Das Spiel wurde 1:2 verloren. Unter dem
Strich also nichts verpasst.“ (Markus Großmann aus Bad Vilbel)
„Ende der 90er – Heimspiel gegen Leverkusen. Vor jedem Heimspiel nen Six-Pack im Zug geleert. An diesem Tag noch ne Tasche im Zug gefunden, voller Jim Beam-Cola Dosen..., natürlich auch geleert. Am Stadionbahnhof aus der S-Bahn gestiegen, in den Wald zum Pinkeln gewankt, umgefallen..., eingeschlafen..., nach Spielende im Sani-Zelt aufgewacht..., heimgefahren.... ;-)“ (Simon Krebs aus Klein-Umstadt)
„Ich wollte meine kleine Schwester füttern und bin deshalb nicht zu Eintracht gegen Bayern gegangen. Sie hat leider nichts gegessen.“ (Jessica Schmidt aus Nidderau)
„2003 bin ich mal von einer Sonntagnachmittagsradtour mit der Familie zwei Stunden später wiedergekommen als geplant, weil ein Kind auf der Rückfahrt schlapp gemacht hat und wir schieben mussten. Hat dann aber doch gerade noch für die Nachspielzeit vorm Radio und Schuis Kopfball gegen Reutlingen gereicht. :-)“ (Volker Jahr aus Kassel)
„Ich habe mal ein Auswärtsspiel in Dortmund verpasst, weil der Block dermaßen überfüllt war. Als „Entschädigung“ lud mich der BVB zum Spiel gegen Hoffenheim ein, wo dieser allerdings verlor und somit der Hopp-Truppe den Klassenerhalt sicherte.“ (Alexander Krokowski aus Bochum)
„Ich war von 1973 an bei der DB. Von Anfang an nutzte ich alle Tausch-, Urlaubs- und Bestechungsmöglichkeiten. Dann bekamen wir einen neuen Dienststellenleiter, und ein Jahr hielt er ein Tauschverbot aufrecht. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens. Konkret erinnere ich mich ganz speziell an ein Spiel, das ich auf einer anderen Dienststelle verpasste.
Das Spiel gegen Köln, als Rüdiger Wenzel alle vier Tore schoss, davon den schnellsten Hattrick der Bundesliga. Ich arbeitete allein auf einem Stellwerk und hörte die Berichterstattung verbotener Weise im Radio. Wie üblich von einem Stadion in das nächste und immer mit großen Unterbrechungen, bis endlich die SGE wieder dran war.
Die Ereignisse waren so außergewöhnlich und bedeutsam, dass ich schweißgebadet sowie fix und fertig war. Es sind mir an diesem Tag Fehler unterlaufen, die nicht hätten passieren dürfen. Das Einzige war, dass keine Gefahr bestand und das war dann doch das Wichtigste!“ (Hans-Jürgen Hanisch aus Steinau an der Straße)
„Meine Tochter hatte in der Schule beim Schulfest eine Pippi Langstrumpf-Aufführung am 29.05.99. Mein Wunsch, den Beginn der Aufführung auf 14 Uhr vor zu verlegen, da um 15:30 Uhr das entscheidende Spiel gegen Kaiserslautern sei, hat der Direktor leider nicht berücksichtigt. So begann die Aufführung wie geplant gegen 16:15 Uhr. Da ich filmen musste, war die Aufnahme natürlich gegen Ende total verwackelt, da ich natürlich über Kopfhörer Radio mitgehört habe. Dass ich nicht im Stadion war, hängt mir heute noch nach. Bei jedem wichtigen Spiel unserer Götter fragen mich meine Dauerkartenkumpels immer, ob nicht eine Pippi Langstrumpf-Aufführung ist.“ (Thomas Lemoisne aus Frankfurt)
„Es war der Nikolaustag 2008, es war Papa-Wochenende und Spiel gegen den VfL Bochum, ich rief den Behindertenbeauftragten an und fragte nach einer Rollikarte. Ja, da geht heute was – ich habe eine Absage, so ab 14 Uhr an der Kasse Gleisdreieck. Gesagt getan und Cedric freute sich nach vielen Spielen der Eintracht Amateure, endlich mal zu den großen Adlern ins Waldstadion zu dürfen. Da waren wir zwar schon einmal beim Endspiel im Europacup der Frauen mit dem 1. FFC Frankfurt, das hat Cedric viel Spaß gemacht. Wir kamen am Parkplatz an, und alle Bekannten, die uns sahen klatschten mit Cedric ab, Adler-Mütze, Schal und dicke Jacke kamen wir an der Kasse an und bekamen unsere Tickets. Was soll jetzt noch schiefgehen, höre ich Euch sagen. Wir sind drin und kommen beizeiten auf den Rolliplätzen an, so dass Cedric das komplette Aufwärmprogramm ansehen kann. Der Moderator begrüßt die Torhüter der SGE, aus dem Boxen klingt „Eye of the tiger“ in einer Lautstärke, dass einem fast schlecht wird. Cedric erschrickt, hält sich die Ohren zu und fängt an zu brüllen. Er ist durch die Paukenröhrchen lärmempfindlich, ein Basketballspiel der SGE mussten wir schon wegen der Trommeln hinter uns verlassen. Wir gehen also in den Außenbereich, und als das Spiel näher rückt, frage ich ihn, ob wir wieder reingehen können. Die strikte Anweisung an mich ist ein Zeigen Richtung Ausgang. Ich versuche es noch zweimal, und dann gehen wir zurück zum Auto. Als wir das Gelände verlassen, gibt uns eine Ordnerin noch Ohrenstöpsel, die aber aufgrund der Paukenröhrchen nicht benutzt werden dürfen. Als wir am Auto ankommen gibt es im Stadion ein ohrenbetäubendes Pfeifkonzert, Elfmeter und rote Karte in der 5. Minute, gut dass wir schon am Auto sind, spätestens jetzt wäre alles zu spät gewesen. Wir warten den Jubel ab, fahren nach Hause und sehen den Rest im Fernsehen. Cedric hüpft wie ein Flummi zu „wer nicht hüpft ist Oxxenbacher“ und zelebriert den Torjubel, in dem er den Stadionsprecher nachmacht... Ein toller Tag und es war gar nicht schlimm, dass ich ein Eintracht-Spiel verpasst habe. Seitdem gehen wir nur noch zu Auswärtsspielen, weil z.B. in Mainz ist es nicht so laut, und man kann dem WI-Süd-Spielern und dem Publikum um uns herum herrlich die „rote Karte“ zeigen. Auf dem Rückweg bekam er von einem Ultra unserer Adler einen Schal geschenkt, der jetzt einen Ehrenplatz genießt.“ (Clemens Thamm aus Alzey)
„Das Saisonfinale ‚99 (5:1 gegen Lautern inklusive Fjörtoft-Übersteiger) fiel auf einen Tag, als mein eigener Verein um den Aufstieg in die Bezirksliga spielte. Ich war 12-13 und schon seit 92 glühender Eintracht-Fan. Einige Eltern und Vereinsfreunde wollten dennoch zu diesem Spiel. Aber dass wir selbst noch eine Chance zum Aufstieg bekamen, ließ den Trainer überambitioniert ein Machtwort sprechen. Das Spiel von uns ging Samstag um 14.30 Uhr los und war auswärts. Den Gegner bekomme ich nicht mehr zusammen. Irgendetwas in Richtung Ober-Ramstadt. Ich weiß auch gar nicht mehr, wie unser eigenes Spiel ausgegangen ist. Aber dass die halbe Mannschaft eigentlich im Stadion sein wollte und die Partie nur hinter uns gebracht werden wollte, weiß ich noch. Und wie ich danach schnellstens ins Auto gesprungen bin und heim ans Radio wollte.
Wir saßen also ca. zur Halbzeit des Eintracht Spiels im Auto auf dem Weg nach Hause und es lief Radio FFH. Ich weiß dass ich auf Grund der Zwischenstände eher niedergeschlagen war. Zu Hause angekommen war ca. ne Viertelstunde vor Schluss. Ich saß dann in dreckiger Fußball-Kleidung vor dem Radio als die Schlussviertelstunde anbrach... Bis heute weiß ich noch wie das Tor von Fjörtoft kommentiert wurde, wie explosiv meine Freude war und ich durch das Elternhaus gesprungen bin. Und dass ich eigentlich zu diesem Spiel ins Stadion wollte? Der Klassenerhalt hat mich das vergessen lassen.“ (Christian L. aus Weiterstadt)
„Ich komme 300 km entfernt (aus Apolda, Thüringen) zu fast jedem Heimspiel. Am Tag, als es auswärts nach Bordeaux ging, starteten wir in der Nacht um 1 Uhr um unser Flug vom Flughafen Frankfurt pünktlich um 8 Uhr zu bekommen. Als wir gegen 3 Uhr / 3:30 Uhr auf der A5 vor Homberg waren, gerieten wir in eine Vollsperrung wegen Unfall. Kein Vor und Zurück möglich. Erst gegen Mittag 11 Uhr konnten wir eine Abfahrt zur Landstraße nehmen.
Am Flughafen waren leider alle drei Charterflüge schon weg, wir hätten dann noch einen Linienflug nehmen können, aber an diesem Tag streikte der französische Flugverkehr. Ich kann bis heute nicht daran zurückdenken... Gegen Porto haben wir eine Nacht vorher in Frankfurt geschlafen.“ (Jan Schwandtner aus Apolda)
„Ungewollt vielleicht nicht direkt, aber ich bin meinem damals 7-jährigen Sohn zuliebe nicht nach Bordeaux zum Europacup gefahren. Flug, Hotel etc. waren gebucht, Karte gekauft, Tasche gepackt, als am Vorabend der Abreise seine Mutter bei mir anrief und von einem (mal wieder) großen Streit zwischen ihr und dem Kind berichtete. Die Kindesmutter und ich hatten uns 2009 getrennt und seitdem lebte der Junge zumindest minimum an allen 2. Wochenenden und unter der Woche nach loser Absprache bei mir. "Nach Absprache" war dann oft auch so, dass ich angerufen wurde, wenn es stressig wurde... und das war wahrlich nicht selten. So auch an diesem Abend, als ich noch eine schnelle Dusche nehmen wollte und mich dann gemütlich auf das Bevorstehende einstimmen wollte. Am Telefon eine aufgeregte und überforderte Mutter, die mit dem Jungen irgendwelche nicht nachvollziehbaren Differenzen hatte. Ich sollte vermitteln, damit "Ruhe einkehrt". Doch dies war nicht möglich, da sich am anderen Ende der Leitung die Situation immer mehr hochschaukelte. Ohne auf nähere Details einzugehen, so weit, dass ich den Entschluss fasste, das Gespräch zu beenden, meine lange geplante Reise und meinen Mitstreitern abzusagen und das Kind an dem Abend noch zu mir holte. Seitdem lebt der Junge zum größeren Teil bei uns.
Es war die kurzfristige Entscheidung zwischen der (nach Bröndby) zweiten Europacupfahrt für mich und dem Wohl meines Sohnes. In dieser Situation rückte der Fußball sofort nach hinten und ich habe es bis heute nicht bereut. Dass wir im Mai dann zusammen im Oberrang des Olympiastadions beim Pokalfinale stehen durften war ein mehr als vollwertiger Ersatz für den Bordeauxtrip. Das ganze verlängerte Wochenende eigentlich. Das sind die Momente, die einem keiner mehr nehmen kann. Und beim nächsten Mal Europacup fahren wir dann sowieso zusammen :-)“ (Tobias Greisl aus Ingelheim)
„22. November 1976. 10 Uhr: Ich machte mich auf den Weg, um einen Freund fürs Eintracht-Spiel gegen Bayern München abzuholen. Als ich bei ihm ankam, lag er mit starken Fieber im Bett. Ich blieb einige Zeit bei ihm. Das genügte, um mich anzustecken, und ich fuhr mit Schüttelfrost wieder nach Hause. Dadurch verpasste ich das historische 6:0 gegen die Bayern.“ (Volker Holst aus Rheinstetten)
„Ich hatte eine Karte für das Abschiedsspiel von meinem Idol Jürgen Grabowski. ..... und dann kamen die Windpocken!“ (Armin Hochmuth aus Maintal)
„Ich war am Vorabend in Sachsenhausen trinken. Als ich genug drin hatte, bin ich an das Auto von meinen Kumpel, um mich schlafen zu legen. Als ich wieder wach wurde, war es 10 Uhr morgens und 30 km von Amsterdam entfernt, weil die Jungs spontan entschieden hatten dort nachts hinzufahren.“ (Moritz Priewe aus Bad Vilbel)
„Es war der 1. Spieltag der Zweitligasaison 2002/03 gegen St. Pauli – jeder kennt diese große Vorfreude nach der langen Sommerpause, wenn es endlich wieder los geht. Umso größer ist die Freude, wenn die Saison mit einem Heimspiel startet: Das Stadion, die Stimmung, das ganze Drumherum. Als Mitarbeiter von Eintracht Frankfurt schrieb ich seinerzeit den Live-Ticker, nahm auf meinem Platz auf der Pressetribüne vor dem Laptop Platz. Doch dann das große Problem. In Zeiten, in denen die Netzwerkverbindungen noch nicht so optimal ausgebaut waren, wie es heute der Fall ist, wollte die Leitung auf der Tribüne des noch alten Waldstadions nicht funktionieren. Wir versuchten alles, selbst als der Anpfiff schon ertönte, doch wir konnten nicht online gehen. Viele Tausende Fans vor den Bildschirmen zu Hause warteten auf die ersten Meldungen. Also stürmte ich in den damaligen Pressekonferenzraum, setzte mich an einen Tisch mit einem großen Röhrenfernseher, denn dort hatten wir eine funktionierende Leitung. Doch hier blieb der Fernseher nun schwarz: Kein Premiere-Signal. Nun erhielt ich alles, was auf dem Platz passierte mit kurzen Anrufen am Handy mitgeteilt. Ein Dauertelefonat war bei den damaligen Kosten nicht denkbar ;) nach einem Eigentor von Stanislawski in der ersten Halbzeit folgten drei weitere in den Schlussminuten. 4:0! Und ich habe kein einziges Tor gesehen. Die Euphorie nach dem Spiel war bei allen groß, für mich war es eine gefühlte Niederlage. Ein bitteres Erlebnis zum Saisonbeginn: So nah zu sein und doch gar nichts mitzubekommen. ;)“ (André Eichhorn aus Bechtolsheim)
„Ich hatte die Eintrittskarten vor meiner Freundin so gut versteckt, dass ich sie selbst nicht mehr gefunden habe. Bei einem Umzug Jahre später tauchten sie wieder auf. In einem Bembel auf dem Küchenschrank.“ (Oliver Lein aus Bad Orb)
„Es war 1966 ich war 15 Jahre alt und wollte mit meinem Freund, auch Eintracht-Fan ein Spiel gegen Nürnberg sehen. Mit meiner Fahne ausgerüstet, wollten wir zum Bahnhof. Mein Freund Nische kam dann auf die Idee, einen Kumpel, einen Nürnberg-Fan abzuholen, was einen Umweg bedeutete. Wir klingelten und es ging die Diskussion los, ja ich geh mit, nein doch nicht usw. Letztendlich entschloss er sich, doch mitzugehen. Nun hetzten wir zum Bahnhof. Am Schalter mussten wir ja noch Fahrkarten holen. Meine beiden Freunde hatten dann die Karte und hetzten durch die Unterführung zum Zug. Als ich endlich drankam und eine Fahrkarte bekam, rannte ich auch schnell zum Zug, aber leider sah ich nur noch die Rücklichter. Mit Tränen in den Augen rollte ich meine Fahne ein und lief nach Hause, auch meine Mutter konnte mich nicht trösten, schluchzend warf ich mich auf mein Bett.“ (Wolfgang Schäfer aus Mainz-Kostheim)
Vielen Dank für die vielen Geschichten der Teilnehmer unseres Jahrespolls! zurück