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Bericht von der Fanbeiratssitzung am 20.03.2012 |
05.04.2012 um 11:00 |
News >> Info der Fanbetreuung |
Hallo Eintrachtler,
erstmals möchten wir nach einer Fanbeiratssitzung - mit Zustimmung aller Mitglieder - an Euch eine Faninfo herausgeben und Euch auf diesem Wege über die besprochenen Dinge informieren. Bevor wir jedoch auf die Inhalte der Sitzung vom 20.03.2012 eingehen, möchten wir vorher die Gelegenheit nutzen und noch etwas zum Fanbeirat an sich in Bezug auf das vergangene Jahr schreiben.
Vor etwa anderthalb Jahren wurde gemeinsam mit den Fangruppierungen (Fan- und Förderabteilung, Fansprechergremium und Ultras Frankfurt) vereinbart, den Fokus auf einzelne Gespräche zu legen, wobei von Seiten des Fansprechergremiums Kritik an der Durchführung von Einzelgesprächen und der Abschaffung des regelmäßigen Turnus geäußert wurde. Zum damaligen Zeitpunkt erschienen jedoch dieser neue Weg zielführender und die Gespräche mit den Gruppen direkter und persönlicher zu sein als die Fanbeiratssitzungen im regelmäßigen Turnus. Darüber hinaus sollte der Fanbeirat dennoch einberufen werden, wenn von Seiten der Gruppen der Bedarf angemeldet wird bzw. wir merken würden, dass ein Thema geeignet ist, eine Sitzung einzuberufen. Der übliche Turnus fand somit nicht mehr statt, was aus heutiger Sicht betrachtet ein Fehler war. Gemeinsam mit allen Beteiligten haben wir nun am 20.03.2012 beschlossen, zukünftig wieder im Abstand von zwei Monaten zusammenzukommen und alle relevanten Themen miteinander zu besprechen. Zudem soll die nächste Sitzung bereits vor dem (hoffentlich) letzten Saisonspiel gegen den Karlsruher SC stattfinden.
Auf der Sitzung wurde der Kreis um den Nordwestkurven-Rat erweitert. Damit nahmen nach Absage der Ultras Frankfurt die FuFA, das Fansprechergremium, der Nordwestkurve-Rat, das Fanprojekt Frankfurt sowie von der Eintracht Frankfurt Fußball AG Klaus Lötzbeier (Vorstand), Philipp Reschke (Abteilung Recht), Oliver Lerch (Abteilung Sicherheit), Ben Vogt und Marc Francis (beide Fanbetreuung) an der Sitzung teil. Als Gäste waren Malte Neutzler (Einsatzleiter Polizei FFM) sowie die beiden szenekundigen Beamten Kai Schäfer und Florian Dittmar eingeladen. Neben den beiden zuvor vereinbarten Tagesordnungspunkten "Sicherheit rund um die Spiele von Eintracht Frankfurt" und "Pyrotechnik/Böller" kam von den Teilnehmern der Wunsch auf, das Thema "DKMS-Spende" auf die Agenda zu setzen.
1. Sicherheit rund um die Spiele von Eintracht Frankfurt
Malte Neutzler begann mit seinen Ausführungen und betonte, dass ihm der Besuch der Fanbeiratssitzung wichtig ist, um der Polizei Frankfurt ein Gesicht verleihen zu können. Darüber hinaus machte er deutlich, dass er in seiner Funktion als Einsatzleiter zum Dialog mit den verschiedenen Fangruppierungen bereit ist und sich - unter Beteiligung der Fanbetreuung - in weiteren Runden jederzeit zur Diskussion bereitstellen würde. Er erläuterte weiter die Einsatzphilosophie der Frankfurter Polizei, grundsätzlich kommunikativ deeskalierend und mit einer hohen Einschreitschwelle zu agieren. Das Auftreten der Beamten sei bei Risikospielen natürlich auch von anderen Zwängen und Einflüssen abhängig, d.h. hier spielen die Vorauslage sowie kurzfristige Änderungen bspw. im
Reiseverhalten zu erwartender Gästefans eine entscheidende Rolle. Grundsätzlich versucht die Frankfurter Polizei, den Fokus auf die Gruppen mit Problemfans zu richten und bei Vorfällen entsprechend zu agieren.
Der Bahnhof Stadion spielt bei der Anreise von Gästefans mit Sonder- und Entlastungszügen eine besondere Rolle. Malte Neutzler bezog deshalb Stellung zu der vom Fansprechergremium im Dezember 2011 formulierten Erwartung, die ihrerseits als Initiatoren die Ankunft der Gästefans an einem "Transitbahnhof" und im weiteren Verlauf mit Shuttle-Bussen zum Stadion als dringend notwendig erachten. Die Realisierung dieses Konzeptes gestalte sich aus verschiedensten Gründen sehr schwierig. Es gäbe derzeit keine Bahnhofsalternative, die sowohl den notwendigen Sicherheitsaspekten als auch den Erfordernissen an den fließenden Bahn-Verkehr gerecht würde. Für einen reibungslosen Ablauf ist zudem wichtig, dass die Gästefans möglichst geschlossen Sonderzüge nutzen und nicht etwa in unterschiedlichen Gruppen und Reisemitteln in Frankfurt ankommen. Nur so können die Einsatzkräfte gebündelt die An- und Abreise der Gästefans abwickeln und damit auch gewährleisten, dass alle Heimfans in ihrer An- und Abfahrt unbeeinträchtigt sind. Malte Neutzler steht zu diesem Thema in engem Kontakt zur Bundespolizei, wobei die noch laufenden Verhandlungen mit der Deutschen Bahn AG dazu schwierig und bislang ergebnislos sind.
Ein weiterer Punkt, der Malte Neutzler wichtig war, ist der Abbau von Feindbildern durch eine entsprechend kommunikative Aufklärungs- und Definitionsarbeit, aber auch insgesamt durch das Auftreten der Polizei. Das häufig von Fanseite kritisierte Aufziehen der Helme wurde auch im Fanbeirat entsprechend kritisiert. Malte Neutzler wies darauf hin, dass ihm die Problematik bewusst sei. Einerseits sollten aus seiner Sicht die Helme und Brandschutzhauben nur anlassbezogen aufgezogen werden, andererseits habe er jedoch auch gegenüber den Beamten eine entsprechende Fürsorgepflicht. Grundsätzlich wisse er jedoch um die Wirkung, die ein entsprechend behelmter und vielleicht auch "vermummter" Beamter auf Fans haben kann und versucht dies in seinen Anweisungen zu berücksichtigen.
Im Zusammenhang mit der Polizeiarbeit spielt der jeweilige Einfluss der szenekundigen Beamten (SKB) eine bedeutende Rolle, differiert jedoch bei den Auswärtsspielen je nach Standort und dort zuständigem Einsatzleiter. Die vermittelnde und beratende Tätigkeit der SKB wird nicht an allen Standorten in vollem Umfang wahrgenommen und genutzt, so dass teilweise die Einschätzungen der Frankfurter SKB zum Fanverhalten nicht berücksichtigt werden, was wiederum negative Konsequenzen für die Fans zur Folge haben kann. Grundsätzlich sind die SKB bereits im Vorfeld bei Sicherheitsbesprechungen beteiligt und dort entsprechend beratend tätig. Die tatsächliche Einflussnahme im Vorfeld sowie am Spieltag selbst hängt jedoch wie beschrieben vom verantwortlichen Einsatzleiter ab. Hervorgehoben wurde an dieser Stelle, dass die Zusammenarbeit der SKB und FKB (fankundige Beamte) der Bundespolizei in Frankfurt sehr gut funktioniert und die jeweiligen Beamten ihre Einschätzungen miteinander besprechen. Das Ziel hierbei ist, dass zwischen beiden Behörden Missverständnisse und in der Konsequenz Fehler im Einsatz verhindert werden sollen. Malte Neutzler merkte hierzu abschließend an, dass ihm auch sehr bewusst ist, dass Fans besonders im Laufe einer Saison mit möglicherweise 17 verschiedenen Einsatzphilosophien konfrontiert werden und hierbei Standorte mit wenig Fußballerfahrung häufig ein Problem darstellen. Zudem kämen aus der andernorts schlechte Ruf der Frankfurter Fanszene sowie die teilweise dramatisierende Medienberichterstattung hinzu, die insgesamt ein entsprechend negatives Bild gegenüber den verschiedenen Einsatzorten vermitteln.
Insgesamt sieht Malte Neutzler aber auch bei diesem Thema eine Mitverantwortung aller Fans, dass die Spiele - und vor allem Risikospiele - möglichst friedfertig verlaufen. Das Einsatzkonzept der Frankfurter Polizei sieht vor, dass die Beeinträchtigungen für alle Fans und Zuschauer gering gehalten werden. Bei Konflikten wünscht er sich insgesamt ein stärkeres Bewusstsein der Fans für Deeskalation, d.h. beispielsweise Personen dazu zu bewegen, sich vom Ort des Geschehens zu entfernen. Insgesamt muss bei diesem Thema ein verantwortungsvoller Dialog mit den beteiligten Fangruppierungen stattfinden, um mittel- bis langfristig das betonte Ziel erreichen zu können, die Zahl der Einsatzkräfte zu reduzieren.
Zum Thema Meldeauflagen betonten die SKB, dass sie diese Präventivmaßnahmen grundsätzlich kritisch betrachten. Bei Anfragen auswärtiger Polizeidienststellen sind sie entsprechend angewiesen, Auskünfte zu erteilen. Da sich jedoch aus ihrer Sicht die Stimmung mit solchen Maßnahmen zunehmend ins Negative bewegt, sehen sie Meldeauflagen entsprechend kritisch.
Grundlegend wurde festgehalten, dass ein Großteil der Problemfelder standort- und personenabhängig ist. Diese Schwierigkeiten werden nach Ansicht der Fanbeauftragten vor allem bei den großen DFL-Regionalkonferenzen deutlich, wenn nicht nur die verschiedenen Funktionsträger, sondern auch die unterschiedlichen Standorte aufeinandertreffen und ihre jeweiligen Einsatzphilosophien erläutern und vertreten. Für den Standort Frankfurt gesprochen kann jedoch festgehalten werden, dass sich zwischen den Fan- und Sicherheitsbeauftragten sowie den SKB, FKB und der Einsatzleitung eine Zusammenarbeit entwickelt hat, die vom Dialog geprägt ist und in dieser Form an vielen Standorten nicht stattfindet. So haben die SKB ein offenes Ohr gegenüber den Einschätzungen der Fanbeauftragten.
Das Thema wurde schließlich damit abgeschlossen, dass Malte Neutzler betonte, dass er es für unverzichtbar hält, hinsichtlich der Fanthematik einen gemeinsamen, verantwortungsvollen Weg zu finden. Sofern es bezüglich der Einsatzkräfte negative Erlebnisse gibt, bittet er darum, diese Kritik entsprechend an ihn heranzutragen, damit die Einzelsituation geklärt und eine zukünftige Lösung gefunden werden kann. Er erklärte nochmals seine Bereitschaft zu Gesprächen mit allen Fangruppierungen um gemeinsame Wege für sichere Spiele im Sinne des Fußballs zu gehen.
2. Pyrotechnik / Böller
und
3. DKMS-Spendenaktion
Um die Positionen aller Gruppierungen zum Einsatz von Pyrotechnik und vor allem von Leuchtspurmunition sowie Böllern zusammentragen zu können, wurde der Versuch unternommen, von allen Mitgliedern des Fanbeirats ein jeweiliges Meinungsbild einzuholen.
Neben der Stellungnahme und Sicht des Nordwestkurven-Rats, die erst kurz zuvor veröffentlicht wurde (https://www.nordwestkurve.net/index.php?view=article&catid=1:aktuelle-nachrichten&id=68:nordwestkurve-frankfurt-zur-sperre-des-gaestekontingents-bei-union-berlin&format=pdf), stellte das Fansprechergremium hierbei Ähnliches heraus, indem sie grundsätzlich den Einsatz von Pyrotechnik dulden, Böller und Leuchtspurgeschosse jedoch klar ablehnen. Der NWK-Rat ergänzt, dass mit der Positionierung vom 13.03.2012 der Versuch unternommen wurde, eine Gefährdung für die weiteren Spiele dieser Saison abzuwenden. Dennoch wurde auch Kritik formuliert, da in den laufenden Diskussionen rund um das Thema wiederholt betont wird, dass das Erreichen der Personen, die Böller u.Ä. zünden, nur schwer umzusetzen sei. Die Kritik richtet sich dahingehend, dass in diesem Zusammenhang die Aussage im offiziellen Organ der Ultras Frankfurt, "Schwarz Auf Weiss" der Einsatz von Böllern und fliegenden Bengalfackeln in Düsseldorf akzeptiert wurden. Die Aussage steht damit im Widerspruch dazu, dass diese Personen nicht erreichbar seien und der Einfluss damit nicht möglich sei. Vom NWK-Rat wurde hierzu darauf verwiesen, dass diese Aussage nicht zielführend war, aber insgesamt wieder gemeinsam daran gearbeitet werden muss, die Selbstregulierung in der Fanszene wieder zu steigern.
An dieser Stelle wurde der dritte Tagesordnungspunkt "DKMS-Spende" bereits thematisiert und vom NWK-Rat in den Zusammenhang mit ihrer Veröffentlichung gestellt. Sie sehen sich in ihrem Bestreben, für Ruhe und Verantwortung zu plädieren, konterkariert und betonen, dass es dadurch nicht einfacher geworden ist, das Bewusstsein der Fans für dieses Thema zu schärfen. Von den beiden Gruppen FuFA und NWK-Rat wird die Spendenaktion vehement kritisiert. Von Seiten der Verantwortlichen der Eintracht Frankfurt Fußball AG wurde daraufhin die Position erneuert, dass die Idee im Vorstand geboren und in der
weiteren Betrachtung positiv bewertet wurde. Neben der gemeinsamen Verantwortung soll hier vor allem im Fokus stehen, mit dieser Aktion einen anderen Weg als gewöhnlich zu gehen und die Spirale von Aktion ïƒ Sanktion nicht weiter fortzusetzen. Die von einigen befürchtete Folge, Medien würden zukünftig Pyrotechnik etc. zu einem direkten "Angriff" auf Krebskranke hochstilisieren, wird von EF grundlegend anders eingeschätzt. Auch der Vorwurf einer Instrumentalisierung wurde zwar nachvollzogen aber auch klar zurückgewiesen, wobei dies natürlich insbesondere durch den Umgang mit dem gesamten Thema in der Zukunft unter Beweis zu stellen sei.
Im weiteren Verlauf wurde deutlich, dass die gesamte Entwicklung der letzten Saison, aber auch die Sommerpause als Übergang, hätten besser genutzt und mit allen Beteiligten verarbeitet werden müssen. Im Hinblick auf die Geschehnisse rund um die Spiele gegen Mainz oder Kaiserslautern vermissen die beteiligten Fangruppierungen entsprechenden Rückhalt durch die Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt. Häufig werden lediglich die negativen Seiten der Fanszene in Form des Fehlverhaltens erwähnt, im Gegenzug aber keine lobenden Worte an die Personen und Gruppen gerichtet, die ihrerseits einen Beitrag leisten für den Zusammenhalt in der Fanszene, mit dem Initiieren von besonderen Aktionen oder den Support in der Kurve. Hier wurde unisono von allen Fanbeiratsmitgliedern der dringende Appell an Eintracht Frankfurt gerichtet, mit den Gruppen zu sprechen und sie zum Dialog entsprechend zeitnah an den Tisch zu holen, um gemeinsame Lösungswege zu finden. Die Fanbeauftragten ergänzten diese Grundsatzdiskussion mit dem Hinweis darauf, dass es im gesamten Zeitraum des vergangenen Jahres sehr schwer war, überhaupt Ruhe in Bezug auf das Fanthema hineinzubekommen. Neben der ohnehin permanent problematischen Berichterstattung durch die Medien kommt erschwerend hinzu, dass die bekannten Ereignisse (Vorkommnisse nach dem Mainz-Spiel, Platzsturm nach dem Köln-Spiel, "Randalemeister"-Banner, "Bomben auf Dynamo", Kaiserslautern-Pokalspiel, Pyrotechnik gegen Düsseldorf) dazu geführt haben, dass nahezu jedes Auswärtsspiel von Eintracht Frankfurt als Risikospiel eingestuft wird. Die damit verbundenen Maßnahmen führen zu Schwierigkeiten im Zusammenhang mit den Verhandlungen, welche Fanutensilien unsere Fans beispielsweise mitnehmen dürfen oder wie freizügig die An- und Abreise gestaltet werden kann. Es ist zunehmend schwieriger geworden, gegenüber den gastgebenden Vereinen sowie den Sicherheitsbehörden einen Vertrauensvorschuss zu erlangen.
Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass die Diskussion um Pyrotechnik recht schnell in eine Grundsatzdiskussion überging und deutlich wurde, dass im vergangenen Jahr der Dialog unter den Vorkommnissen und des Umgangs damit gelitten hat, wurde an dieser Stelle die von allen geteilte Meinung erneuert, den Fanbeirat künftig wieder turnusmäßig durchzuführen.
Ben Vogt, Marc Francis und Clemens Schäfer
Fanbetreuung Eintracht Frankfurt Fußball AG
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