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Oka Nikolov: Der ewige Oka – Rekordtorhüter der Eintracht

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(jh) Er hat es nicht einmal gewusst, der Oka, dass er im letzten Herbst Rekordtorhüter geworden ist. Kein anderer Tormann hat mehr Pflichtspiele für die Eintracht absolviert. Wir trafen uns mit ihm, sprachen über seinen Spitznamen als "ewigen Oka", blickten zurück auf seine vielen Jahre in Frankfurt und den im Raum stehenden Wechsel im Frühjahr und fragten, was denn nun wäre, wenn nach seiner letzten Vertragsverlängerung um zwei Jahre plötzlich Ralf Fährmann statt ihm im Tor stehen würde.

Wie zufrieden bist du mit dem Mannschaftsergebnis der alten Saison?

Wir sind eigentlich sehr zufrieden. Wenn jemand diese Punkteausbeute vor der Saison erzählt hätte, hätte man den ausgelacht. Wir haben sicherlich auch schlechte Spiele gehabt, aber im Großen und Ganzen haben wir uns weiterentwickelt. Und das ist der ausschlaggebende Punkt.

Es heißt immer wieder, die Eintracht könne ihre Punkte in der Bundesliga nur holen, wenn immer alle Spieler am Limit spielen. Inwieweit kann man das überhaupt über einen langen Zeitraum schaffen, denn genau hier kann sich die Eintracht ja noch verbessern?

Es ist nicht über die ganze Saison hinweg möglich. Wenn nicht nur einer, sondern vier, fünf Andere auch einen schlechten Tag haben, dann passiert so etwas wie gegen Gladbach, dass wir so schlecht aussehen. Es über die ganze Saison zu schaffen, dafür braucht man einen breiteren Kader.

Du bist seit dem letzten Herbst Rekordtorhüter der Eintracht und hast damit den Meister-Torhüter Egon Loy bei der Anzahl der Pflichtspiele für die Eintracht verdrängt. War Dir das überhaupt bewusst?

Nein, das wusste ich nicht. Das ist zwar schön, aber auf Statistiken gebe ich nicht so viel. Es ist schön, so lange so viele Spiele gemacht zu haben - da kann man auch stolz drauf sein - aber Statistiken zählen nicht so viel. (Anm. d. Red.: Diese Ansicht erzählen wir aber lieber nicht unserem Mr. 602, Charly Körbel…)

Man nennt Dich schon den "ewigen Oka"…

Das kann man auch machen, wenn man 18, 19 Jahre in einem Verein ist. Das ist schon eine lange Zeit.

Das vor allem verletzungsbedingt erfolgte Wechselspiel der Torhüter bei der Eintracht ist ein Kuriosum. (Siehe Statistik in Fgv Nr. 174) Ohne die vielen Ausfälle von Markus Pröll wärst Du wohl auch nicht Rekordtorhüter geworden. Hast Du eine Erklärung, warum ein Uli Stein beispielsweise über Jahre nicht einmal vertreten oder gar ausgewechselt werden musste, aber in den letzten Jahren durch Verletzungen immer wieder ein Torhüterwechsel stattgefunden hat?

Die Wechsel waren nicht immer verletzungsbedingt. Ich bin in meiner Karriere eigentlich immer - toi, toi , toi - gut durchgekommen, mit wenig Verletzungen. Was sonst so passiert ist, ist wirklich kurios. Wir hatten viele Verletzungen im Torhüterbereich speziell, aber auch allgemein in den letzten Jahren in der Mannschaft hatten wir sehr viele Langzeitverletzte. Es ist sehr schwierig, das zu kompensieren.

Früher hat man kaum einen Ersatztorhüter in der Bundesliga gekannt. Heute ist alles athletischer und schneller. Das Training ist viel härter geworden. Jetzt wird viel mehr gewechselt; auch der zweite Mann spielt viel öfter.

Du hast noch mit Jay Jay Okocha, Tony Yeboah, Andreas Köpke, Ralf Falkenmayer und Kachaber Zchadadse zusammen trainiert - das sind Namen, die für Dich wahrscheinlich schon weit weg sind. War das für Dich auch der wertvollste Kader, zu dem Du gehört hast?

Auf jeden Fall. Das sind Superstars. Von den Namen her war das das Beste.

Welche Trainer haben Dir in all der Zeit gut getan, und welche nicht?

Das ist müßig, darüber zu sprechen. Da gibt es unter zehn Spielern zehn verschiedene Meinungen. Wenn man spielt, ist alles "supertoll"; wenn man nicht spielt, ist alles "doof". Ich habe bei allen spielen können, und jeder hat so seine Eigenarten. Es ist auch ganz schön, so viele Trainer mitzuerleben. Der eine hat mir besser getan als der andere. Aber ich möchte da keine Namen nennen.

Was waren Deine Tiefpunkte bei der Eintracht?

(Oka stöhnt auf, Anm. d. Red.) Die gab es mit Sicherheit: die Lizenzverweigerung, als man dastand und nicht wusste, wie es weiter gehen würde. Oder Abstiege. Das sind Tiefpunkte, die zum Sport dazu gehören. Damit muss man umgehen können. Die prägen einen.

Wie lief es mit der Anfrage von Red Bull New York?

Es gab zwei Vereine aus der Mayor League Soccer, Dallas und New York, die beide Interesse an mir hatten. Der Verein, der sich zuerst meldet, hat in der MLS das Recht, mich zu holen - das war Dallas. Das Angebot wäre gleich gewesen - egal ob von Dallas oder New York, da ich von der MLS bezahlt worden wäre. Ich wollte eigentlich nach New York, aber das hatte sich sowieso erledigt.

Vielleicht 12.000 Besuchern als Heimkulisse und damit deutlich geringer als die in Frankfurt… - die Auslandserfahrung wäre das Positive dabei gewesen.

Ja, auf jeden Fall. Ich hätte es ja nicht vom sportlichen Aspekt her gemacht, sondern als Lebenserfahrung für mich und meine Familie.

Wer waren denn die skurrilsten Mitspieler und warum?

Was heißt skurril? … Außergewöhnlich, wie Okocha oder auch Brinkmann auf seine Weise! (Oka grinst breit, Anm. d. Red.) Das waren einige Spieler. Da müsste ich einige Spieler aufzählen. Man hat im Mannschaftsgefüge immer einen dabei, der etwas skurril ist. Ich möchte aber keinem zu nahe treten.

In dieser ersten Ausgabe der neuen Saison präsentieren wir viele aktuelle und ehemalige Eintracht-Spieler im Pop-Art-Style. Die Illustrationen welcher Spieler gefallen Dir am besten?

Die finde ich gut (Ricardo Clark), Chris finde ich gut, Bum Kun Cha, Patrick Ochs, "Dr. Hammer" Bernd Nickel überragend. Das gefällt mir alles ganz gut, auch die Länderflaggen im Hintergrund, aber jeder hat ja seine Geschichte.

"Memory" hat man früher eher als Kind oder heute auch mit Kindern gespielt. Das hat das Gedächtnis trainiert. Würde es Dich reizen, mit diesen Motiven so ein Spiel wieder zu spielen?

Mit meiner Tochter in jedem Fall, das spielen wir ja noch ab und zu. Und sie kennt inzwischen ja auch einige Spieler. (Anm. d. Red.: Die wenigen Oka nicht bekannten Namen wurden anschließend geklärt, ein Spiel für seine Familie und ein Packen Poster für die Mannschaft "klar gemacht".)

Fans sind ein wichtiger Rückhalt, die kein Spieler missen will, aber was nervt Dich an Fans am meisten?

Ohne geht es nicht. Wir können mit unseren Fans ja sehr zufrieden sein. Von der Stimmung bei Heimspielen her haben wir das Beste in Deutschland. Wir hatten ja in der alten Saison ein gutes Jahr, aber was ich kritisch sehe ist, wie schnell allgemein in der Bundesliga gepfiffen wird. Es ist das gute Recht der Fans. Aber es hilft der Mannschaft nicht weiter. Aber wenn man im Abstiegskampf ist, pfeifen viele Fans die eigene Mannschaft aus. Das ist schwierig, aus so einer Situation herauszukommen.

Wobei ich sagen würde, dass die Fans auch nur ein begrenztes Recht dazu haben. Wenn man sieht, dass ein Spieler nicht will, nur rumsteht, aber nichts macht und keinen Einsatz zeigt…

… das ist ja nie der Fall…

…oder es fehlt das Spielverständnis…

… es spielen so viele Faktoren eine Rolle. Vor einem Jahr haben wir noch gegen den Abstieg gekämpft. Man will nicht abstiegen, aber der Druck ist da. Für den Spieler oder die Mannschaft ist das dann nicht hilfreich. Das ist das einzige, was mich am Fußball generell ein bisschen stört.

Was ist die blödeste Frage, die man Dir in allen Jahren gestellt hat?

Das ist immer nach dem Spiel, warum es heute nicht geklappt hat, wenn man verloren hat. Aber diese Fragen werden wahrscheinlich noch in 50 Jahren so gestellt.

Zu Saisonbeginn werden die Karten immer neu gemischt. Was ist, wenn Du nun die letzten zwei Jahre auf der Bank sitzt und Ralf Fährmann den Vorzug bekommt?

Dann ist das halt so. Das kann ich nicht ändern. Natürlich will ich spielen, aber wenn sich der Trainer gegen mich entscheidet, dann kann ich auch nichts dagegen machen.

Möchtest Du nach der Profikarriere immer noch im Jugendbereich arbeiten? Gibt es Signale des e.V., dass das so klappen könnte?

Ob es klappen könnte weiß ich nicht, aber ich tendiere schon in die Richtung Jugendbereich. Ich arbeite gerne mit jungen Leuten zusammen. Ich denke, ich kann da auch ein bisschen mit auf den Weg geben.

Ähnlich wie das Andreas Menger als Torwarttrainer macht?

Das weiß ich noch nicht genau, aber schon in der Richtung.

Im Oktober erscheint das Buch "Adler auf der Brust" über die 90 größten Spieler der Eintracht. Dort bist Du auch dabei. Was bedeutet Dir das, in so einem erlesenen Kreis zu sein?

Das ist eine Anerkennung für das, was man geleistet hat. Man hat ja Hoch und Tiefs. Dann ist so etwas eine schöne Sache, wenn man im Alter von 60 oder 70 Jahren das Buch in die Hand nimmt oder es den Enkelkindern zeigen kann.

Vielen Dank für das Interview und weiterhin viel Erfolg!

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