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Maik Franz: „Ähh…WAS soll ich getan haben?“ |
Maik Franz ist in der Bundesliga ohne Frage einer der Profis, der am meisten polarisiert. Michael Gabriel hat die weit verbreitete Kritik an Franz im vorstehenden Beitrag in eigene Worte gefasst, und auch unsere Leser lassen teils fantasiereich einiges vom Stapel. Wie sieht sich Maik Franz aber selbst? Ist alles vielleicht ganz anders? "Fan geht vor" wollte sich selbst ein Bild machen und hat den Mann, der gerade zum beliebtesten Eintracht-Profi gewählt wurde und der bei unseren Lesern als meistgewünschter Interviewpartner genannt wurde, vor dem Spiel in Dortmund zu einer Pizza getroffen.
(bom) Du bist jetzt seit über einem halben Jahr hier in Frankfurt. Wie hast du dich inzwischen eingelebt und hast du schon eine Wohnung gefunden?
Ich habe mit meiner Freundin eine Wohnung in Sachsenhausen gefunden. Sie arbeitet ja in Karlsruhe und ist nur von Freitag bis Dienstag hier. Wir haben lange geschaut, zum Beispiel am Westhafen oder in Neu-Isenburg. In Sachsenhausen haben wir dann eine sehr schöne Wohnung gefunden, da ist man ja auch in Zentrum, wo was los ist.
Was unterscheidet deiner Meinung nach Karlsruhe von Frankfurt? Was ist hier besser, was ist schlechter?
Auf die Stadt oder den Verein bezogen?
Beides.
Frankfurt ist ja wesentlich größer, hier ist alles multikulturell. In Karlsruhe ist alles etwas überschaubarer. Als Sportler lernt man ja schnelle neue Leute kennen, und ich bin ja eh ein sehr offener Typ und hatte auch hier keine Probleme damit. Hier kann man halt wesentlich mehr unternehmen als in einer kleineren Stadt. Obwohl Karlsruhe natürlich auch seine Vorzüge hat: Du bist schnell im Elsass,, Baden-Baden oder Stuttgart. Obwohl da war ich jetzt nicht ganz so oft (lacht). Also an sich gefallen mir beide Städte sehr gut.
Sportlich gesehen weiß ich ja, dass die beiden Fangruppen sich nicht so positiv gegenüberstehen. Aber ich bin ein ehrlicher Typ und sage, dass ich einen sehr guten Draht zu den Fans in Karlsruher hatte und überhaupt eine tolle Zeit da hatte. Der Verein hat mich ja jetzt auch in meiner persönlichen Entwicklung weitergebracht. Frankfurt ist der nächste Schritt für mich: Hier steht schon ein neues Stadion, und die Mannschaft spielt schon ein paar Jahre länger in der ersten Liga, hat sich in der ersten Liga gefestigt. Von daher habe ich einen sehr wichtigen Schritt gemacht. Ich habe mich natürlich gefreut, dass die Frankfurter Interesse gezeigt hatten. Ich wollte dann hierher, und das hat auch zum Glück geklappt.
Wärst du auch nach Frankfurt gekommen, wenn der KSC nicht abgestiegen wäre?
Die Frage ist schwer zu beantworten, denn ich hätte ja dann noch zwei Jahre Vertrag gehabt, und ich weiß nicht ob der Verein mich dann so günstig hätte ziehen lassen.
Und wärst du auch zur Eintracht gekommen, wenn der HSV sich früher gemeldet hätte?
Ich hatte hier zugesagt, und wenn ich einmal zusage, dann stehe ich natürlich auch zu meinem Wort. Aber es wäre dann eine andere Situation entstanden…
Du kannst ruhig sagen, dass der HSV eine attraktivere Adresse ist, das verstehen wir schon.
Klar, der HSV spielt in der Europa-League, die haben ganz andere Ambitionen. Da hätte man auch darüber sprechen müssen, welche Rolle ich da hätte spielen sollen. Wenn das gepasst hätte - und finanziell haben die ja auch andere Möglichkeiten - dann wäre es natürlich eine andere Überlegung gewesen. Aber wie gesagt: da ich hier zugesagt hatte, hat das für mich keine Rolle gespielt.
Was denkst du über den momentanen Saisonverlauf? Was ist deiner Meinung nach noch drin?
Bisher ist die Saison echt top gelaufen! Wenn man sieht, was für ein Verletzungspech da ist, das ist ja echt unheimlich. Es sind sechs Spieler die ja leider permanent verletzt sind, und wenn diese Spieler wegbrechen, ist das natürlich auch ein Qualitätsverlust. Wir haben ja schon so eine gute Runde gespielt - wenn die alle da gewesen wären, wäre es vielleicht noch besser gelaufen. Es wird natürlich schwer, dass wir das Niveau beibehalten können. Ihr müsst mal sehen, dass heute 15 Spieler im Training waren, wir haben eine komplette Mannschaft in der medizinischen Abteilung, das ist schon krass! Von daher kann man echt zufrieden sein, wie die Saison verläuft. Wenn noch Spieler wie der Primin Schwegler fehlen, der brutal wichtig für die Mannschaft ist, ist das echt schade. Wenn man sich zum Beispiel das Spiel gegen Köln anschaut: das war sehr ausgeglichen. Ein Unentschieden wäre echt gerecht gewesen, aber mit ein bisschen Glück kannst du das Spiel auch gewinnen. Dann hätten wir 31 Punkte gehabt und wären fast da oben dran gewesen. Jetzt müssen wir halt aufpassen, dass wir unsern Platz behaupten können, aber wenn man sieht, wer alles fehlt, dann können wir echt zufrieden sein, wo wir jetzt stehen. Gucken wir mal was da am Ende raus kommt. Ich denke schon, dass wir für die eine oder andere Überraschung sorgen können. Aber wir haben auch schon gesehen, dass wenn wir nicht an die Grenzen gehen, kann es echt schwer werden. Wir müssen halt schauen, dass wir, wenn wir Spiele verlieren, diese nicht knapp verlieren. Das ist uns ein paar Mal nicht gelungen und daran müssen wir arbeiten.
Wie ist der Zusammenhalt in der Mannschaft? Triffst du dich auch privat mit Spielern?
Der Zusammenhalt ist gut. Wir machen Mannschaftsabende oder gehen in Gruppen zusammen weg. Mit dem einen Spieler versteht man sich halt besser als mit dem anderen. Dass alle 30 Mann die besten Freunde sind und zusammen um die Häuser ziehen hast du ja weder in einem Profiverein noch in einer normalen Firma. Aber unsere Neuzugänge wurden von der Mannschaft super aufgenommen und in der Mannschaft herrscht ein tolles Klima.
Und mit wem verstehst du dich so aus der Mannschaft am besten?
Mit Alex Meier, Selim Teber, mit dem ich auch so viel unternehme, und Prölli verstehe ich mich sehr gut.
Kann man es als Profispieler zu schätzen wissen, wenn man in Vereinen mit einer so aktiven und lauten Fanszene wie in Karlsruhe und Frankfurt spielt?
Absolut! Ich habe ja in Magdeburg angefangen, das ist ja auch ein Traditionsverein. Da habe ich schon von der Jugend aufwärts gemerkt, was Tradition bedeutet. Dann habe ich ja fünf Jahre in Wolfsburg gespielt. Da war zwar alles top organisiert, aber da hattest du nicht so dieses Fußballfeeling. Da hast du schon gemerkt, dass sich die Leute nicht dafür so interessieren. Als ich dann nach Karlsruhe gegangen bin, war ich total überrascht: in der Stadt interessieren sich wirklich alle für Fußball, vom kleinen Kind bis zur alten Oma. Da habe ich bemerkt, wie super es ist, bei einem Verein mit so einer Fanszene zu spielen. Und das war ja auch ein Grund, warum ich nach Frankfurt gekommen bin. Ich hatte gesagt: wenn ich wechsel, dann möchte ich zu einem Traditionsverein gehen. Die Leute interessieren sich hier auch alle für Fußball, die Eintracht ist die Nummer eins hier - mir macht das einfach riesen Spaß!
Hattest oder hast du selbst auch einen Lieblingsverein?
Ja, Schalke. Als die damals den UEFA-Cup gespielt haben, stand fast das ganze Dorf zu Schalke, mein Vater auch. Die haben dann auch Fahrten dorthin gemacht, da bin ich so fünf, sechs Mal mitgefahren. Das war damals mein Verein. Wenn man jetzt selber spielt, bist du ja dann nicht mehr so fanatisch. Aber man schaut dennoch mal hin und hat noch gewisse Sympathien für den Verein.
Bekommt man als Profi was von den Problemen der Fans mit?
Also in Karlsruhe war die Fanszene ganz eng mit der Mannschaft verbunden. Da hast du als Führungsspieler viel Kontakt mit den Fans. Hier bin ich ja noch nicht so lange. Aber im Trainingslager waren auch ein paar Fans, und da habe ich schon ein offenes Ohr. Wenn wir da was machen können, versuchen wir das auch umzusetzen. Wir sitzen alle in einem Boot und müssen zusammen versuchen, die Situation zu verbessern. Letztes Jahr war es ja ein bisschen schwierig, und da wussten wir auch nicht, wenn wir jetzt eins, zwei Mal gewinnen, ob wir gleich in die Kurve gehen können um da zusammen mit den Fans zu feiern. Da haben wir gefragt, ob das okay wäre, und die Fans haben gesagt, dass sie das wollen. Das sind dann so Sachen, die leicht sind umzusetzen, und das machen wir dann auch.
Und bei solchen Aktionen von den Ultras, wie den T-Shirts in Offenbach oder den Mützen in Nürnberg, habt ihr dann auch keine Probleme, mitzumachen?
Das meine ich ja: wir sitzen zusammen in einem Boot. Von den Fans wird viel gegeben, und für uns ist das keine große Sache. Das macht euch Spaß, und wenn wir dann gewinnen, macht das uns auch Spaß.
Letzte Saison wurdest du aus dem Eintracht-Block noch beschimpft, hast du da keine Bedenken gehabt, als du hier unterschrieben hast?
Am Anfang habe ich schon gedacht "Oh wie wird das wohl?" Doch Friedhelm Funkel und Heribert Bruchhagen haben mir gesagt, dass ich mir da mal kein Kopf machen soll. Wenn ich das in Frankfurt so wie in Karlsruhe umsetzte, würde es kein Problem geben. Ich bin ja auch kein Schauspieler, versuche immer ehrlich zu sein, und ich glaube das ist der richtige Weg. Der Kontakt mit den Fans macht mir auch wirklich Spaß. Ich sehe das nicht als nervige Pflicht an. Wir Fußballer haben einen geilen Job, und wenn es einigermaßen gut läuft, ist auch die Stimmung gut, und wir versuchen, das auch den Fans zurückzugeben. Es gibt Leute, die finden das gut so, wie ich bin, und es gibt welche, denen gefällt das nicht - das kann ich aber auch nicht ändern.
Du wurdest ja sogar von unseren Lesern zum beliebtesten Spieler des letzten Jahres gewählt!
Das ist cool (lacht), geil!
Es kommt wohl einfach gut an, wenn die Fans sehen, dass da jemand alles gibt.
Ja, es ist auch extrem wichtig, dass der Trainer hinter einem steht und Rückdeckung gibt. Nehmt zum Beispiel mal das Spiel gegen Mainz: das war total unkorrekt, was Bancé da gemacht hat - und Herr Heidel redet die ganze Woche schlecht über mich, die ganze Woche! Und da hat der Trainer im Interview gesagt, dass man in Mainz mal lieber auf die eigenen Spieler achten solle. Klar provoziere ich Spieler, aber der Bancé haut einfach sowas raus [Red: gemeint ist der Rassismus-Vorwurf], aber erst, als er gehört hat, dass er eine Strafe bekommt, und auf einmal bin ich der Depp. Wenn der Verein da nicht hinter mir gestanden hätte, dann hätte ich ein richtiges Problem gehabt. Wie Herr Bruchhagen und die anderen da hinter mir gestanden haben war echt cool!
Hat Heribert Bruchhagen dir nicht mal gesagt, dass du ein bisschen lockerer werden solltest?
Ja, aber guckt mal: das waren in der Hinrunde zwei ganze Aktionen: das war gegen Dortmund mit Jürgen Klopp, das war nur ein bisschen…aber mit dem gibt es auch eine Vorgeschichte: wir haben mit Karlsruhe in Dortmund gespielt, lagen 0:1 hinten. Das Spiel war noch relativ offen, und wir sind immer schön draufgegangen. Jürgen Klopp hat die ganze Zeit geschrien. In der Halbzeit steht er dann plötzlich vor mir und beschwert sich über mich beim Schiedsrichter. In der zweiten Halbzeit hat der Schiedsrichter alles gegen uns gepfiffen. Wir haben dann 0:4 verloren...im Endeffekt lag es nicht daran, wir waren wirklich schlecht… Und dann gegen uns in der Hinrunde: die ganze Zeit hat er gequatscht, ist rumgesprungen und hat rumgeschrien. Irgendwann hab ich dann zu ihm gesagt, dass er damit aufhören solle, ich meine, man kann sich ja nicht alles gefallen lassen. So, das war die eine Situation, und die andere war das Mainz-Spiel. Sonst war ja nicht viel. Jeder sagt dann, dass ich mal ruhiger machen soll. Was soll ich denn da ruhiger machen? Ich habe sechs gelbe Karten, ich habe neulich erst nachgeschaut, dass ich 35 Mal in 18 Spielen gefoult habe, das ist eigentlich total wenig. Da wird dann auch immer alles so dargestellt. Klar, Herr Bruchhagen hat gesagt, dass zum Beispiel der Patrick Ochs und ich in manchen Situation etwas ruhiger machen sollten. Das sind so Sachen, da kann man drüber reden. Aber wir sind normale Menschen mit normalen Emotionen, wir machen alle Fehler. Das sind aber alles so Sachen die falsch dargestellt sind und auf einmal hängst du da drinnen.
Aber, ist es denn ein Zufall, dass sich so viele Gegenspieler ausgerechnet über dich beschweren?
Ich glaube, weil ich einfach schon einen gewissen Ruf habe. Es wird oft so dargestellt, dass ich mir einen genauen Plan mache, wie ich meinen Gegenspieler aus dem Konzept bringen kann. In erster Linie versuche ich, mein Spiel zu machen. Das sind ja auch nicht alle Spieler, mit denen das so läuft. Es gibt auch viele Spieler, zu denen ich einen guten Draht habe. Spielt ihr selber Fußball?
(Schweigen, die Interviewer blicken verlegen zur Seite) Ähm…so ein bisschen…
Da wisst ihr ja vielleicht selber, wie das ist. Das ist in der ersten Liga nicht anders, als in jeder anderen Liga. Und in der Bundesliga geht es um so viel: da sind über 50.000 im Stadion, vor denen du nicht verlieren willst, du willst Spaß haben nach dem Spiel, dann geht es noch um Punkte und natürlich auch um die Kohle. Klar, verdienen die Fußballer nicht schlecht, aber ein Großteil geht auch über die Prämien. Da sind ungefähr 60 % Grundgehalt, der Rest sind alles Prämien. Der größte Schwachsinn ist, wenn jemand sagt dass das Spiel hergeschenkt wurde. Es gibt keinen Profi, der freiwillig sein Geld verschenkt.
Hast du einen Lieblingsgegenspieler, und gibt es auch jemand, gegen den du nicht gerne spielst?
Marcelinho war mein Albtraum, der war stark…der hat mich dreimal auseinander genommen! Aber da gibt es viele Gute. Die Bayern zum Beispiel auch, gerade als der Elber und der Pizarro da noch gespielt haben. Da gibt es aber auch heute noch einige. Gerade jetzt auf der neuen Position (Red.: rechter Verteidiger) gibt es einige Quirlige, gegen die will man nicht unbedingt spielen (lacht).
Und gegen wen spielst du charakterlich nicht so gerne?
(überlegt lange)…ja gut es gibt einen Spieler des FC Bayern, der mal in Stuttgart gespielt hat…den mag ich nicht.
Hättest du Probleme, unter den Trainern wie Veh oder Klopp zu spielen?
Nee, das nicht. Die haben sich ja auch nur vor ihre Spieler gestellt. Das ist ja an sich korrekt, aber ich denke, sie haben das mit den falschen Mitteln gemacht.. Bei dem Spiel jetzt gegen Wolfsburg haben der Veh und ich uns auch die Hand gegeben und "Frohe Weihnachten" gewünscht.
Wie hattest du es erfahren, dass der Bancé dir rassistische Äußerungen vorgeworfen hatte?
Der Selim hatte mich angerufen und mir gesagt, dass mich ein Reporter die ganze Zeit nicht erreichen kann, ich sollte Bancé irgendwie rassistisch beleidigt haben, ruf den mal zurück. Da habe ich nur gesagt "Ähh…WAS soll ich getan haben?" Da habe ich den Reporter angerufen, der hat mir dann alles erzählt. Dann habe ich sofort Herrn Bruchhagen und den Trainer angerufen und denen alles erzählt. Ich habe denen gesagt, dass ich das nicht getan habe. Dann ging alles sehr schnell, und wir haben einen Anwalt eingeschaltet. Beim der Anhörung beim DFB hat sich ja schnell alles aufgelöst. Nach einer Stunde haben die mich dann angerufen und mir gesagt, dass nicht weiter ermittelt wird, weil es keine Zeugen und Bilder gibt.
Die Vorwürfe belasten dich aber immer noch…
…das ist ja auch nicht schön! Wenn die sagen Das ist ein Rowdy oder Der hat einen am Schädel, dann ist das mir Schnuppe. Aber Rassismus-Vorwürfe sind absolut aus der Luft gegriffen. Erstens habe ich sowas noch nie gemacht, und dann habe ich auch viele Freunde, die aus dem Ausland sind. Wenn da was dran gewesen wäre, dann hätten die auch gesagt "Hey, was soll das?!" Das ist absolut bescheuert. Da bist du dann auf einer Schiene, wo du mit ganz anderen Auge angeguckt wirst…da war ja auch Weihnachtsmarkt, und das war schon nicht so toll! Wenn das durchgegangen wäre, hätten wir mit unseren Anwälten auch aus allen Rohren zurückgeschossen… Bancé ist ja jetzt auch kein unbeschriebenes Blatt… aber sowas ist unterste Schublade!
Sagst du, dass du vielleicht bei der einen oder anderen Geschichte zu weit gegangen bist… auch zum Beispiel, als du nach deinem Tor zur Mainzer Fankurve gelaufen bist?
Ja gut, das muss vielleicht wirklich nicht sein…
…Nein. Also aus unsrer Sicht: wenn wir im Block stehen….und wir hatten auch diese Sache mit dem Thurk damals…ich meine wir kriegen dich nicht. Wenn ein Fan mich anpöbelt, dann muss er sich überlegen, ob er das machen kann, aber du legst dich da mit Tausend an, und die können in dem Moment nichts machen…
Ich weiß: das war unnötig! Das sind so Sachen, die sind blöd, und das war ein Fehler, aber daraus lernt man ja auch. Aber ansonsten habe ich mir nichts vorzuwerfen. Bei der Sache mit dem Ama´ zum Beispiel: der ist auch einer, der alles für seinen Verein gibt, und ich wollte die drei Punkte auf jeden Fall im Wildpark lassen. Heute gehen wir zusammen was essen oder trinken, wir haben einen guten Draht, und die Sache ist abgehakt! Gut den Bancé muss ich da auch nicht aus so kurzer Entfernung ins Ohr brüllen… das und die Sache mit dem Fanblock noch.
Wie können wir uns die Versöhnung mit dem Amanatidis vorstellen?
Ich bin da rein gekommen und habe allen "Hallo" gesagt, er lag da auf der Behandlungsbank und ich habe ihn begrüßt. Wir hatten dann auch gleich ein gemeinsames Interview mit dem Kicker, und das war ganz gut, da haben wir über die Dinge gesprochen. Wir waren dann noch was essen, haben gequatscht und dann war das Ding auch durch.
Also war die Situation nicht erst mal komisch für dich?
Nee, gar nicht. Im ersten Trainingsspiel haben wir dann gleich gegeneinander gespielt, und da habe ich darauf geachtet, dass ich nicht gleich mit ihm zusammenrausche. Aber wenn du irgendwo neu bist, ist man ja eh erst etwas unsicher, man kennt ja die ganzen Strukturen nicht. Am Anfang bin ich da auch etwas kürzer getreten. Man muss erst mal Leistung bringen, um etwas aufzubauen. Das ist natürlich auch mein Ziel hier: Ich habe für vier Jahre hier unterschrieben und will auch einbringen und dazu beitragen, dass sich hier was entwickelt.
Schaust du nach den Spieltagen deine Noten in der Presse an?
Also bei guten Spielen: ja, bei schlechten: nicht (lacht). Viele sagen immer "Das interessiert mich nicht", aber im Endeffekt schaut da schon jeder Spieler hin. Mit der Zeit kann man sich ja schon recht gut einschätzen…aber bei so Spielen wie gegen Bayern, schaust du lieber nicht in die Zeitung (lacht). In Frankfurt geht ja pressemäßig schon die Post ab, und nach schlechten Spielen sollte man sowas eher meiden. Auch in den ganzen Internet-Foren geht ja ganz schön der Punk ab, die sollte man auch meiden…
…schafft man das denn immer?
Ja. Klar, als ich hier hergekommen bin, habe ich schon erst mal geschaut, wie hier so die Stimmung ist, und zum Großteil war das ja eher positiv. Aber, es gibt auch einige Leute, die denken, dass sie Ahnung haben, obwohl die überhaupt keine haben, und die schreiben teilweise dann ziemlich krass… wenn du das dann liest. Mein Vater ist ein richtiger Internet-Experte, und der schaut sich das ab und zu mal an, aber dem sage ich dann auch immer, dass er das lassen soll. Okay, wenn es mal richtig gut läuft, kann man sich das schon mal anschauen, aber es ist weniger geworden. Ich bin aber nicht so abgezockt, dass ich nach dem Spiel sofort abschalten kann. Bei so einem Spiel wie in Leverkusen, wo du so auf den Deckel kriegst, hast du schon so zwei, drei Tage dran zu knabbern.
Hast du Probleme in deiner Laufbahn gehabt, dass du nicht so feiern konntest, wie deine Freunde?
Nee, das habe ich nachgeholt (lacht). Aber ich habe immer nur das Ziel gehabt, Profi zu werden. Ich habe immer gerne gekickt und habe alles für mein Ziel getan. Es gab in der Jugend auch einige Spieler, die mehr Talent hatten, aber denen hat vielleicht der Wille gewählt. Ich war bis zu meinem 18. Lebensjahr vielleicht zwei-, dreimal in der Disco. Groß was mit Alkohol habe ich auch nicht gehabt. Dann, als ich in der A-Jugend in Magdeburg auf einem Sportgymnasium war, gut, dann hat das auch mit den Mädels angefangen, da hatte ich da auch eine Freundin… da willst du ja auch Spaß haben und gibst ein bisschen Gas, das kann dich auch schon mal aus der Bahn werfen. Ich bin aber schon einer, der auch mal gerne feiern geht. Wir sind ja alle junge Menschen und wollen auch mal feiern gehen und machen das genauso wie die andern auch.
Aber wohl nicht vor dem Spiel, oder?
Ja, schon. Aber so in der Woche davor, dass man zum Beispiel mal dienstags raus geht, aber zwei Tage vor dem Spiel ist bei mir Schicht im Schacht. Nach dem Spiel kommt es halt darauf an, ob du gewinnst oder verlierst… aber man kann sich nicht immer zu Hause einsperren, wenn man mal verloren hat. Gut, wenn du richtig auf den Deckel bekommst, ist es klar, dass du da nicht auf den Tischen tanzt.
Bist du eigentlich bei Aktivitäten außerhalb des Platzes auch so, wie beim Spiel. Wir haben zum Beispiel gehört, dass du gerne Wizard (Red.: ein beliebtes Kartenspiel) spielst…
Kennt ihr das?
Ja, das spielen wir auch gerne!
Das ist geil, oder? Das habe ich schon zu Wolfsburger Zeiten gespielt. In Karlsruhe haben wir das auch oft gespielt. Hier in der Mannschaft wird nicht so oft Karten gespielt, höchstens mal Poker. Bei so Gesellschaftsspielabende will ich natürlich auch nicht verlieren… wenn mal meine Freundin gewinnt kann ich mir das echt zwei Tage lang anhören. Deshalb will ich natürlich gewinnen.
Aber du kannst dann schon noch freundlich bleiben?
(lacht) Ja, ich beschimpfe sie dann nicht.
Wir haben uns nur so vorgestellt wie das aussehen könnte, wenn du so Wizard spielst, wie du Fußball spielst…
(lacht) Ne, ganz so schlimm ist es nicht.
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