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Ioannis Amanatidis: "Noch habe ich mit keinem verhandelt"

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(sp/bd) Zwischen den Spielen gegen Bremen und Stuttgart konnte Fgv mit dem begehrten Neuzugang aus Griechenland sprechen. Die grün-blau schimmernde Nase des angeschlagenen Stürmers lenkte zwar etwas ab, trotzdem war ausreichend Zeit, um über seine Stuttgarter Zeit, die Gründe für den Wechsel, Sportgerichtsurteile, Klassenerhaltschancen und persönliche Vorlieben zu sprechen.


Was wir Dir natürlich nicht ersparen können, ist die Frage nach dem letzten Spiel gegen Bremen. Wie ist das Ganze aus deiner Sicht abgelaufen, und warum hast Du so reagiert, wie wir es alle beobachten konnten?

Weil ich in dem Moment so empfunden habe. (Pause) Weil ich ein Mensch bin, so empfunden habe, habe ich so reagiert.

Weißt Du, wann Du Dir Nase gebrochen hast? War es der Zusammenprall mit Reinke oder doch die Rangelei mit Davala?

Das weiß ich nicht.

Als Davala dann aufstand, wie war das aus Deiner Sicht? Schildere das bitte mal.

Das konnte ja jeder sehen. Wir sind aneinander geraten. Er hat mich einfach abgegrätscht, dann hat er mich gerempelt, ist auf mich zugekommen und hat mir mit dem Kopf einen Stoß gegeben. Das hat man ja gesehen. Bilder sagen da mehr als tausend Worte.

Würdest Du Dich in einer ähnlichen Situation genauso verhalten? Willi Reimann soll ja laut der FR gesagt haben: „Wenn ich eine gebrochene Nase habe, mir dann noch einer draufhaut und ich dann keine Regung zeige, dann bin ich wohl ein bisschen leblos."

amanatidis3.jpgDamit wurde ja vom Trainer alles gesagt.

Hast du in deiner Karriere schon mal Ähnliches erlebt, bist Du aufgebraust oder wegen einer Auseinandersetzung vom Platz geflogen?

Nein, nein noch nie. Auch in der Jugend nicht.

Hättest Du Dich in der Situation nicht doch beherrschen können, vor allem im Hinblick auf die letzten Saisonspiele, die für den Verein ja sehr wichtig sind?

Das sind halt Emotionen, die einen durchdringen. Jeder ist anders, ich habe halt so reagiert. Jemand anderes hätte vielleicht anders reagiert, aber wie gesagt, ich bin ein emotionaler Spieler und habe halt so reagiert.

Bevor Du hierher gewechselt bist, hast Du mit dem Namen „Eintracht Frankfurt“ etwas verbunden, wenn ja, was?

(zögert mit der Antwort)

Man verbindet ja die Eintracht doch immer auch mit Unruhe, der Spitzname ist „Die Diva vom Main“…

Immer was los ist hier, das stimmt (lacht). Ein Traditionsverein ist es ja auch, und wir haben die Aufgabe, da vielleicht irgendwann wieder hinzukommen, wo die Mannschaft schon mal war. Der erste Schritt dazu ist eben der Klassenerhalt.

Du hattest angeblich Angebote von Panathinaikos und Köln in der Winterpause. Was hat den Ausschlag gegeben, dass Du nach Frankfurt gekommen bist?

Ich habe ja schon öfter gesagt, dass mich die Gespräche mit der neuen Vereinsführung hier, Heribert Bruchhagen und Willi Reimann, sehr positiv gestimmt haben. Letztlich war das ausschlaggebend dafür, dass ich hier gelandet bin.

Was hat endgültig dafür gesorgt, dass Du von Stuttgart weg wolltest?

Ich wollte spielen, ganz einfach.

Aber gab es irgendeinen bestimmten Punkt, ein bestimmtes Spiel, zu dem Deine Entscheidung gefallen ist?

Nein, es war insgesamt die ganze Vorrunde, da haben Leute vor mir gespielt, die es nicht verdient hatten.
Nicht verdient durch die Leistung, die sie im Spiel gebracht haben?

Ja, und im Training.

Vergleiche Magath und Reimann – Du sollst gesagt haben, dass Reimann sich mehr für die Spieler interessieren würde, eher zu einem persönlichen Gespräch bereit wäre.

Magath redet weniger mit den Spielern als Willi Reimann, Magath ist nicht sonderlich aktiv im Austausch mit der Mannschaft.

Das kommt für uns doch recht überraschend, da es über Reimann ja auch oft heißt, dass er nur sehr wenig mit den Spielern reden würde.

Ich empfinde das anders, weil ich es bei Magath eben so erlebt habe, und Reimann viel mehr den Kontakt mit den Spielern sucht.

Wenn Du das beurteilen müsstest – trifft das nur auf Dich zu, oder gibt sich Reimann auch mit den anderen Spielern so kommunikativ?

Nein, er ist auch mit anderen Spielern so. Natürlich ist er nicht permanent am Reden, das wäre auch schlecht, aber im Vergleich zu Stuttgart empfinde ich das als sehr positiv.

Als Du neu nach Frankfurt kamst, wie war so Deine Aufnahme ins Team? Beim Hinspiel bist Du mit Alexander Schur aneinandergeraten, der ließ sich fallen und Du hattest gesagt, dass Schur ein „Schauspieler sei, der sich fallengelassen hat.“ (Anm.: Amanatidis wurde vom Kontrollausschuss in dieser Sache freigesprochen). Nun ist Schur ja hier Kapitän, war das noch mal ein Thema in den ersten Trainings?

Nein. Man sieht ja, wie schnell es gehen kann, wir waren Gegner, jetzt spielen wir zusammen. Wir haben kurz darüber gesprochen, er hat ja auch gesagt, dass ich ihn nicht berührt habe, somit bin ich damals auch freigesprochen worden. Er hatte auch ausgesagt, dass ich ihm nichts getan habe, und damit ist das dann gegessen.

Aber es ist schon so, dass man darüber noch mal kurz redet, wenn man neu verpflichtet ist?

Ja, wir haben ganz kurz darüber drei Worte verloren, aber damit war die Sache dann auch wirklich abgehakt.

Hast Du schon mal mitbekommen, dass es richtiggehende Feindschaften in Mannschaften gibt, oder dass man als Neuverpflichtung nur sehr reserviert aufgenommen wird?

Nein, da, wo ich bisher hingewechselt bin, bin ich gut aufgenommen worden. Hier auch.


Wenn Du deine Zeit in Stuttgart bewertest, bist Du auch der Meinung, dass Du selber Fehler gemacht hast, die dazu geführt haben, dass Du nicht gespielt hast?

amanatidis1.jpgIch bin aus der zweiten Liga von Greuther Fürth gekommen, habe mich durchgesetzt und die vergangene Saison gespielt. Seit der Vorbereitung im Sommer dieser Saison auf einmal nicht mehr, das war nicht okay, das war nicht fair. Von daher habe ich im Winter dann richtigerweise den Schlussstrich gezogen, da es von der Seite von Stuttgart und dem Stuttgarter Trainer nicht in Ordnung war, wie man mit mir umgegangen ist. Ich wollte eine neue Herausforderung, deswegen habe ich gewechselt.

Wie hast Du den Vorfall mit Willi Reimann in Dortmund mitbekommen? Was denkst Du über das Medientheater und die scharfen Stimmen danach?

Das war Blödsinn. Wenn man so etwas vergleicht mit dem Davala-Vorfall vom Samstag… Reimann hat den vierten Schiedsrichter zweimal weggeschubst, was ja nun nichts Großartiges war. Am Samstag haut und stößt mir Davala zweimal gegen die bereits verletzte Nase, wenn man so etwas mit einander vergleicht, fehlt einfach die Gerechtigkeit. ... Man sollte sich darauf konzentrieren, Spieler zu schützen, und sich nicht mit solchen Nebensächlichkeiten und Kleinigkeiten beschäftigen, wie mit dem Reimann-Vorfall in Dortmund. Und dann so eine Strafe für Reimann! Wie gesagt, ich habe den Vorfall als nicht so schlimm empfunden, und plötzlich beschäftigt sich jeder mit unserem Trainer.

Welchen Einfluss hat das Fehlen von Reimann am Spielfeldrand?

Für mich persönlich ist es kein großer Unterschied, ob der Trainer nun zehn, zwanzig oder fünfzig Meter entfernt sitzt. Im Spiel sind wir auf uns allein gestellt, und da er uns vorm Spiel und in der Halbzeit auf die jeweilige Partie immer wieder gut einstellt, macht es für mich eben keinen Unterschied. Auf dem Platz müssen wir alleine durch.

Was schmeckt besser, Ouzo oder Äppler?

Ich bin nicht so der Alkohol-Trinker, habe beides probiert, bleibe aber doch bei Softdrinks.

Gyros, Handkäs´ oder Spätzle?

(zögert und lacht) Da bleibe ich vielleicht traditionell beim Gyros.

Überspitzt gesagt bist Du vom Bankdrücker in Stuttgart zum absoluten Publikumsliebling in Frankfurt aufgestiegen. Wie ist das für Dich?

Natürlich eine Veränderung, aber es gibt mir auch die Anerkennung und die Gewissheit, in Stuttgart ungerecht behandelt worden zu sein. Aber Stuttgart ist mir nun egal, ich will hier mit der Mannschaft maximalen Erfolg, auch wenn wir zurzeit nicht so gut drauf sind. Das Ziel ist immer noch vor Augen, die Chance auf den Klassenerhalt besteht noch.

Die Frankfurter Fans haben Dir ja schon vor drei Jahren beim Torteschießen zugejubelt. Erinnerst Du Dich daran?

Ja klar. Das Pokalspiel, das 6:1.

War das nicht lustig für Euch, dass die Frankfurter Fans Euch angefeuert haben?

Ja, die haben ihre Mannschaft dann ins Lächerliche gezogen. Aber eine Profimannschaft darf sich auch von einer Amateurmannschaft nicht so vorführen lassen. Wir haben aber damals eine sehr gute Mannschaft gehabt, man muss nur mal schauen, wo die heute alle sind. Mehr als fünfzig Prozent sind jetzt Profis, unter anderem beim VfB. Für Frankfurt war es damals schwer. Trotzdem darf man sich nicht so abschlachten lassen.

Um eine Frage zu wiederholen, die Dir auf der Fan-Pressekonferenz bereits gestellt wurde – Wie ist Dein Verhältnis zu Beate Rehhagel?

Noch habe ich keine Gelegenheit gehabt, sie näher kennen zu lernen. Klar habe ich sie schon gesehen, aber ein Treffen bei einem Essen mit Otto Rehhagel hat noch nicht stattgefunden.

Dein Name wird in den Medien mit Hannover oder Nürnberg in Verbindung gebracht. Ist das nicht etwas früh? Wie siehst du die Chancen auf eine Rettung der Eintracht?

Erst einmal sind anderen Vereine noch unwichtig, mich interessiert das im Moment am wenigsten. Ich glaube mit Sicherheit noch an die Rettung. Es ist realistisch, wir haben gezeigt, dass wir gut spielen und auch auswärts punkten können. Prozentual kann man es natürlich nicht sagen, aber von der Leistung her ist es hinzukriegen. Was ab der kommenden Saison ist – da muss man sich natürlich hinsetzen und neu verhandeln, aber wichtig sind erst mal die kommenden sechs Spiele.

Du kannst also konkret sagen, dass Du noch nicht mit einem anderen Verein verhandelt hast?

Nein, ich habe noch nicht verhandelt. Klar wird bei anderen Vereinen spekuliert, das ist das Geschäft. Aber ich habe noch mit Keinem verhandelt.

Reimanns Defensiv-Taktik wurde ja sehr stark kritisiert. Möchtest aber nicht gerade auch Du als Stürmer einen weiteren Stürmer neben Dir haben, als Anspielpartner und Raumöffner?

Wenn ich allein spiele, habe ich mehr Räume für mich, die ich ausnutzen kann. Auf der anderen Seite wünsche ich mir natürlich auch, dass wir offensiver spielen, so dass ich mehr Unterstützung habe. Gegen Bremen haben wir das schon relativ ordentlich gemacht, natürlich ist das Spiel sehr unglücklich gelaufen. Man sieht, dass wir uns nicht verstecken dürfen, wie wir es die drei Spiele davor gemacht haben. Auf dem Bremen-Spiel können wir aufbauen und die Punkte holen, die uns den Klassenerhalt bringen.

Das Spiel gegen Bremen war nach drei schlechten Spielen wieder viel besser. Wie erklärst Du Dir den Unterschied, vor allem die drei ganz schwachen Spiele gegen Dortmund, Köln und 1860? Die defensive Ausrichtung hat sich ja nicht verändert, oder?

Nein, aber unsere Grundordnung war so, dass wir viel früher angegriffen und den Gegner gestellt haben. Das haben wir in den drei genannten Spielen schlecht gemacht, gegen Bremen dagegen wieder gut. Darauf müssen wir am Samstag aufbauen, dann wird auch in Stuttgart was zu holen sein.

War das eine taktische Änderung des Trainers, früher anzugreifen als in den drei genannten Spielen?

Wir haben ja miteinander gesprochen und wollten die Taktik nicht groß verändern. Nur eben früher stören, das haben wir auch gemacht. Dafür haben wir und der Trainer uns entschieden, vom Spielerischen her sah es ja ganz gut aus, vom Ergebnis halt nicht. Es war auch viel Pech dabei, der Elfmeter war ja keiner. Wenn du unten stehst, kommt das Pech eben dazu. Wir haben noch sechs Spiele, die Punkte können wir uns holen. Bei drei Siegen und vielleicht noch einem Unentschieden kann es ja noch reichen.

Ein Tipp fürs Stuttgart-Spiel?

Tippen ist immer schwierig. Hauptsache, wir holen was, und wenn es nur ein Punkt ist, denn keiner rechnet damit, dass wir dort punkten. Mit Sicherheit können wir auch in Stuttgart gewinnen, wie in Leverkusen oder bei der Hertha, da hat uns auch niemand eine Chance gegeben. Wir müssen aber an unsere Leistungsgrenze und da weitermachen, wo wir gegen Bremen aufgehört haben. Es ist gegen jede Mannschaft was drin.

Du hast in Stuttgart gespielt, worauf muss man besonders achten?

Man darf sie, wie jede Mannschaft, nicht so sehr kommen lassen. Klar ist es immer schwierig, eine gegnerische Mannschaft komplett auszuschalten, aber über Außen müssen wir aufpassen, die Außenverteidiger rücken immer sehr gut nach, wie man in Wolfsburg bei den zwei Toren von Lahm und Gerber gesehen hat. Der Alex Hleb ist ja sehr schnell und wendig, da müssen wir eine gute Absicherung haben. Die haben sehr gute Spieler, da müssen wir gewappnet sein. Wenn einer unsere Spieler speziell etwas zu seinem Gegenspieler wissen will, dann werde ich Hilfe leisten, da ich sie ja sehr gut kenne.

Ist schon einer gekommen, um mit Dir zu reden, oder will der Trainer noch mal mit Dir sprechen?
Bisher noch nicht, aber ich denke, das kommt noch.

Wir danken für das Interview und wünschen gute Besserung.

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