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Fgv-Winterreise 2010 - Kulturtagebuch Andalusien (Teil 1 von 4)

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Dirks Kulturtagebuch (7. – 10. Januar 2010)

 

Tag 1:

 

Obwohl das Angebot mit einem Teil der FGV-Redaktion an der Winterreise nach Andalusien teilzunehmen relativ kurzfristig kam, haben sich der Kollege Klünder und ich uns nicht lange bitten lassen, die Reisegruppe etwas aufzuwerten.

Vom Zeitpunkt unserer Zusage bis zum Tag vor dem Abflug erreichte uns dann noch eine Vielzahl von „letzter Mails vor der Abreise“ in denen auf alle Details des Spanien-Trips hingewiesen wurde. Sei es das zu erwartende Wetter, das Prozedere der Parkplatzreservierung am Flughafen Frankfurt Hahn, die Zusammensetzung der anreisenden Fahrzeuge zum Flughafen, und vieles mehr.

Die Akribie unseres Reisemarschalls Jörg H. erwies sich jedoch später das ein oder andere Mal als äußerst hilfreich, und soll hier somit nicht weiter dem Spott der Leser dienen.

Wie uns geheißen, machten wir uns in der Nacht vom 6. auf den 7. Januar auf den Weg in den Hunsrück. Das Navigationsgerät war in Sachen Routenplanung deutlich kreativer, als wir uns das gedacht hatten, und so kamen wir in den Genuss einer Stadtrundfahrt durch das nächtliche Ingelheim. Hier ließ sich auch trefflich überprüfen, wie Ortschaften aussehen denen – wie in den Nachrichten vermeldet – das Streusalz ausgeht. Da die Straßen nicht nur glatt, sondern auch leer waren, erreichten wir Terminal 1, also den rechten der beiden Container, die diesen „Flughafen“ ausmachen, mit einem bequemen Zeitpolster. Während sich Andy mit unserem Handgepäck im „Gebäude“ wartete, parkte ich auf dem uns von Jörg ausgewählten Parkplatz 8, wo sich die automatisierte Einfahrtskontrolle weigerte mit meiner Kreditkarte zusammen zu arbeiten. So weit zum Reservieren von Parkplätzen. Kaum dass ich das Auto abgestellt hatte, fielen mir ein paar zwielichtige, vermummte Gestalten auf, die scheinbar ziellos auf dem Parkplatz herumliefen, und ich begann zu überlegen, ob es wirklich eine gute Idee war, mein Auto für die kommenden 4 Tage auf dem entlegensten, der zur Verfügung stehenden Parkplätze, abzustellen. Bei genauerem Hinsehen entpuppten sich die Gestalten als die Herren Heinisch, Wörner und Kasteleiner, und da ich die ja die nächsten Tage unter Aufsicht haben würde, konnten die mir in der Zeit auch nicht das Auto aufbrechen: Entwarnung!

Jörg war in heller Aufregung, weil die Besatzung des 3. Autos (Sanders, Knecht, Heinz und Langer) aufgrund eines reichlich wilden Umstandes noch eine ganze Weile unterwegs wären, und das rechtzeitige Eintreffen bei weitem noch nicht sicher wäre. Entsprechend nervös bestieg man den Shuttlebus zum Flughafen-Container, wo wir auf Andy Klünder trafen, der es sich in der „Abfertigungshalle“ in einem Bistro „bequem“ gemacht hat. Die Erleichterung war groß, als sich herausstellte, dass das 3. Auto bereits als 1. angekommen war, und bereits diverse Biere verzehrt hatte. Herr Heinisch war nicht ganz sicher, ob er nun verärgert, oder belustigt sein sollte, entschied sich dann aber für letzteres. Nach den üblichen Ritualen (essen, trinken, ausscheiden) reihten wir uns in die immer länger werdende Schlange ein, die unter dem Namen Sicherheitskontrolle läuft. Im Gegensatz zu diversen Bundesligaspielorten wurde man jedoch erstaunlich freundlich behandelt.

Von der Kontrollschlange begaben wir uns direkt zu Einsteigeschlage, und keine 30 Minuten später konnten wir uns in einem recht gut gefüllten Flugzeug nach Sitzplätzen umschauen. Ryanair fliegen ist schon ein Erlebnis. In meinem an Reiseerfahrungen weiß Gott nicht armen Leben, wird Ryanair eigentlich nur von Biman Bangladesh International getoppt. Man ist geneigt zu glauben, dass die Flugbegleiterinnen Ihre Ausbildung (zumindest bezüglich Kundenfreundlichkeit)  in Guantanamo Bay gemacht hätten, was natürlich falsch ist. Dann würde man ja wenigstens ihr Englisch verstehen. So beschränkte sich die Verständigung auf eine Art Gebärdensprache, was ja auch völlig ausreichte, da niemand von uns vorhatte die preiswert feil gebotenen Speisen und Getränke auf Tauglichkeit zu überprüfen.

Verstanden hat man hingegen die Durchsagen des Piloten. Der wies uns darauf hin, dass der Co-Pilot heute seinen ersten Arbeitstag hätte, und dass man sich über gelegentlich in der Kabine auftretenden Rauch nicht all zu viele Sorgen machen sollte. Wenn damit erreicht werden sollte, dass man sich nicht mehr wegen der sehr knapp bemessenen Bein-„Freiheit“ machen sollte, ist zumindest dieses Konzept voll aufgegangen.

Aufgrund der unchristlichen Zeit, verbrachte ich den Flug schlafend, und wurde erst kurz vor der Landung wieder wach. Unnötig zu erwähnen, dass der Großteil der Mitreisenden nach der Landung applaudiert hat. Ich kann das nicht nachvollziehen. Da macht jemand seinen hoch bezahlten Job so, dass er bei Dienstschluss noch am Leben ist, und wird dafür beklatscht. Aber ich muss ja auch nicht alles verstehen.

 


Nun waren wir also in Malaga. Die zweitgrößte Stadt Andalusiens hat sich dank großem Flughafen, Handelshafen, Universität und Tourismus einen gewissen Stellenwert erarbeitet. Entsprechend groß war die Enttäuschung über all die scheinbar planlos verteilten Eimer, die das Wasser, das von der Decke tropfte floss auf zu fangen. Vergeblich, denn wir wateten streckenweise durch geschlossene Wasserflächen. Hier und da lagen Deckenplatten, die sich so sehr mit Wasser vollgesogen hatten, dass sie jetzt eher Bodenplatten waren, herum. Nun gut: Augen zu und durch. Wir folgten Jörg auf dem Weg zur Leihwagenfirma und dann zum 9-sitzigen Kleinbus, der für die folgenden Tage unser zu hause sein sollte.

 

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Wider erwarten war es alles andere als warm, und nach ca. 300 Metern standen wir im ersten Stau. Auf diese Weise konnte sich Jörg, etwas mit dem Wagen vertraut machen. Wir mutmaßten, dass sich der Verkehr staut, weil die Küstenstraße bestimmt überschwemmt ist, und es erschien clever, auf die Benutzung der Küstenstraße zu verzichten.

Und damit waren die Pläne des Herrn H. zum ersten Mal durchkreuzt. Wir suchten einen Weg in die Berge und fanden erst mal einen Supermarkt, in dem wir die landestypischen Spezialitäten entdeckten: Dosenbier und Marzipankartoffeln. Da Weihnachten schon vorbei war, beließen wir es beim Einkauf von Bier. Damit war aber nur zum Teil für das leibliche Wohl gesorgt, und schon nach wenigen Kilometern wurde der Ruf nach fester Nahrung laut.

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Nach einigen Kilometern, auf denen wir diverse mehr oder weniger vertrauen erweckende Gasthöfe hinter uns ließen, entschieden wir uns, beim nächst besten einzukehren, was sich als gute Entscheidung entpuppte. Wir saßen im windgeschützten Garten / Hof und tranken eiskaltes Bier aus eisgekühlten Bierkrügen.

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Die mittlerweile zum Vorschein gekommene Sonne ließ die Stimmung ernorm steigen, und das relativ gute Essen tat sein übriges.


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So gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg in die andalusische Bergwelt. Die Sonne schien, die Landschaft war schön, die Stimmung war gut. So konnte es weiter gehen. Nach ungezählten Foto- und Pinkelpausen erreichten wir mit Ronda das erste wirklich geplante Teilziel.

 

 

Ronda liegt 770 Meter über dem Meeresspiegel, was sich vor allem dadurch bemerkbar machte, dass es scheißkalt war. Aber sehenswert. Bekannt ist der Ort vor allem durch die Tatsache, dass er von einer ca. 100 Meter tiefen Schlucht getrennt wird, die seit dem 18. Jahrhundert von einer Brücke überquert wird. Das klingt nicht sonderlich beeindruckend, solange man sie nicht gesehen hat. Wenn man jedoch bedenkt, auf welchem Weg man den Rhein auf der A 643 zu überbrücken hat, sieht die Sache jedoch schon wieder ganz anders aus.

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Von Ronda ging es weiter nach Grazalema, da wor dort – bzw. ganz in der Nähe – für die erste Nacht untergebracht waren. Da wir die Abfahrt zum Hotel verpasst hatten, es aber auch noch relativ früh war, fuhren wir zunächst in den kleinen Ort, um dort die schöne Aussicht zu genießen. Sehr viel mehr gab es dort leider auch nicht zu sehen, zumal dort nicht wirklich das Leben pulsiert, und so machten wir uns bei Einbruch der Dämmerung auf die Suche nach dem Hotel. Nach wenigen Kilometern fanden wir die Abzweigung zu dem Privatweg, der zu unserer Unterkunft führte.

 

Die ehemalige Finca liegt am Rande eines Naturschutzgebietes, und ist wohl vor allem im Sommer traumhaft für einen Erholungsurlaub geeignet. Allerdings gilt das nicht im Winter. In dieser Zeit ist selbst die Tatsache, dass 9 Personen, die sich für den Abend angekündigt haben und dann zu Abend essen wollen eine logistische Herausforderung. Fairerweise muss ich aber zugestehen, dass diese Aufgabe letztendlich doch gemeistert wurde. Die Zimmer selbst waren – vor allem für den recht günstigen Preis – gut ausgestattet und sehr geräumig.

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